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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 7
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Wie die Japaner ihren Lack bereiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0030

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26

Münchner kunsttechnische matter.

Nr 7.

hergestellten Glasurmittel. „Ki-seshime" wird aus
kieineren Aesten des Stammes oder aus den
Zweigen alter abgehauener Stämme gewonnen.
Vieie der berühmtesten Lackgegenstände sind
unter Anwendung nachstehender Verfahren her-
gestellt. Aus giänzend schwarzem Lack werden
z. B. Figuren, Landschaftsbiider, geometrische
Muster usw. hergesteilt, indem man sie mit Gold-
lack bemalt oder sie mit kleinen viereckigen
Stückchen Goldblech belegt. Bisweilen kommen
diese Metallblättchen nicht nur auf den schwarzen
Untergrund, sondern auch auf das Muster.
Die gesprenkelten oder Aventurin-Lackarbeiten
zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Untergrund
bald gleichmässig, bald in Flecken oder Büscheln
mit goldenen Sprenkeln durchsetzt ist.
Der sog. Goldlack ist genau derselbe Lack
wie der vorstehend beschriebene; nur ist er in
so feinen und dichten Sprenkeln ausgeführt, dass
er als einförmige Metallfläche erscheint. Ferner
gibt es einen sehr glatten glänzenden Lack, bei
dem das Muster, das in Blumen oder Figuren
ausgeführt sein kann, so aussieht, als ob es auf
dem bräunlichen Untergrund aufgedruckt wäre.
„Mokume" nennt man einen holzartig marmo-
rierten Lack; bei ihm ist der ganze Untergrund
mit Adern bedeckt, welche die charakteristische
Maserung von Hölzern zeigen und sich durch
verschiedene Dichtigkeit und Färbung voneinander
abheben.
Dann gibt es noch einen Lack mit dunkel-
rotem Grund, einen perlmutterartig gesprenkelten
Lack, einen marmorierten Lack, einen verästelten
oder verzweigten Lack, einen transparenten Lack,
welch letzterer unvermischt und ausserordent-
lich hart und glänzend ist, und dann noch viele
andere Arten.
Das von den Japanern zu Lackarbeiten ge-
wöhnlich verwendete Holz wird von einem Zapfen
tragenden Baume (Chamoe cyparis abtusa) ge-
wonnen. Es wird auf verschiedene Weise prä-
pariert. In der Manufaktur der Waskasaware,
die vortrefflich von Romeyn Hitschrock geschildert
wurde, wird das Holz zunächst sorgfältig gehobelt
und hierauf der Gegenstand, der lackiert werden
soll, vermittels Baumwolläppchen oder eines Hanf-
tuches an den Ecken ringsherum mit rohem Lack
belegt. Alle Fugen und Defekte werden mit
einer Art Kitt, Tsugi urushi genannt, ausgefüllt.
Der Gegenstand wird dann mit Jinoko bedeckt,
das ist eine billige Sorte Lack, die mit einem
groben gelblichen Pulver vermischt ist. Der
Gegenstand wird jetzt einige Tage der frischen
Luft ausgesetzt, damit das Wasser abdampfen
kann, worauf man ihn in einen feuchten Luft-
raum bringt, um ihn hart werden zu lassen. Durch
diesen Prozess wird merkwürdigerweise eine sehr
harte, körnige Fläche erzielt, die einen ausge-
zeichneten Untergrund für die nun folgende Schicht

bildet. Es wird jetzt zweimal Lack aufgetragen,
der ein feines Pulver, eine in Japan zum Reinigen
und Polieren viel verwendete Art Ocker, enthält.
Ausserdem wird noch eine Schicht über die Fugen
gebreitet. Die Oberfläche wird sodann mit einem
Stein, der unter dem Namen Toishi bekannt ist,
abgerieben. Soll der Gegenstand verziert werden,
so müssen jetzt die zu verzierenden Teile eine
andere Behandlung erfahren als die glatten. Die
letzteren sind für den endgültigen Anstrich fertig.
Die anderen Teile dagegen, d. h. die, welche
Verzierungen erhalten sollen, werden zunächst
mit einem schwarzen Lack, Naka muri urushi,
bedeckt, dem noch zwei andere Schichten folgen,
und zwar wird die erste Schicht (Roiro) mit einem
starken Pinsel aufgetragen. Diese trocknet mit
einer glänzenden, reflektierenden Oberfläche. Ist
sie ganz hart geworden, so folgt die zweite
Schicht, und die ist es, in welche, während sie
noch weich ist, das Muster eingepresst wird.
Beim Makafa-Lack, also bei dem Verfahren,
welches ich jetzt beschrieben habe, gibt es weder
ein Malen noch ein Zeichnen; die Bilder werden
auf eine sehr eigenartige Weise erzeugt. Die
weisse Verzierung wird dadurch bestimmt, dass
man an die betreffenden Stellen pulverisierte
Eierschale streut, und zwar geschieht das mit
der Hand. Andere Muster werden dadurch er-
zeugt, dass man verschiedene Arten Blätter in
die weiche Oberfläche presst, während verschie-
dene Effekte auch dadurch hervorgerufen werden,
dass man über die Oberfläche mit ganz kleinen
Kiefernadeln vermischte Reisschalen streut. Auch
Perlmutter wird zu den Verzierungen verwendet.
Die so erzeugten Einpressungen bleiben in
dem Lack erhalten, und nachdem die Blätter usw.
ungefähr einen Tag lang gelegen haben, wird
alles, mit Ausnahme des Eierschalenpulvers und
des Perlmutters, entfernt. Das Kästchen wird
wiederum in einen feuchten Raum gestellt, bis
der Lack ganz hart wird, was in 10—14 Tagen
geschieht. Die Eierschalenverzierung bildet jetzt
kleine Anhäufungen, während die Blatteinpres-
sungen unter der Oberfläche liegen. Es ist nun
notwendig, alle Senkungen auszufüllen, um eine
glatte Oberfläche zu bekommen. Das wird durch
Abreiben bewirkt und dadurch, dass man noch
einige Schichten Lack aufträgt. Darauf wird der
Gegenstand mit einem transparenten Lack, der
mit Arseniksulphid gelb gefärbt ist, überstrichen.
Dieser wird so gleichmässig als möglich aufge-
tragen, damit er einen gelben Untergrund für das
Gold bildet. Nachdem das Ganze vollständig mit
Blattgold bedeckt ist, kommen noch einige Schichten
von transparentem roten Lack darauf, bis die
Oberfläche ganz eben ist. Diese ist jetzt gleich-
mässig dunkel; unter ihr liegt das Gold und die
anderen Verzierungen verborgen. Nun folgen
Abreibungen mit Toishi oder Sai kido, bis die
 
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