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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 14
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Berger, Ernst: Antike Tafelgemälde auf Schiefer, [2]
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Mai, Johann: Farbloser Kautschukfirnis zum Ueberziehen von Malereien, Zeichnungen usw.
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0062

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 14.

5S

stanz auf und die Säuren fäiien daraus einen flockigen
Niederschiag.
Diese Beobachtungen brachten mich auf die Ver-
mutung, dass es sich hier um eine Mischung von
Wachs und Harz handle, und dass diese Mischung so
innig ist, dass man nur schwer die einzelnen Teile
scheiden kann, um so mehr als jede die Eigenschaften
besitzt, sich bei der Berührung der Säuren, der Alkali,
der Oele, des Alkohols und des Aethers gleichmässig
zu verhalten.
Ich konnte also bei Anwendung der oben aufge-
zählten Substanzen keinen dieser Stoffe einzeln und
mit Sicherheit fassen.
Aber ich hatte keinen Stoff mehr zur Verfügung,
und noch hatte ich nichts mit Gewissheit feststellen
können.
Da erhielt ich eine neue Quantität grünen Stoffes,
und ich zog daraus auf die nämliche Weise 3 Gran
einer der ersten ganz ähnlichen Substanz. Ich löste
sie auf in siedendem Aetzammoniak; ich liess die ge-
löste Materie mit Salzsäure niederschlagen, wusch sie
dann mit Wasser und liess dann den in natürliche
Temperatur getrockneten Ueberrest in einem geschlos-
senem Gefässe mit sehr reinem Alkohol digerieren,
indem ich erwartete, dass die dadurch hervorgebrachte
äusserst feine Verteilung der Mischung die Scheidung
des Harzes vom Wachse bewirkt haben würde. Da
dieses nämlich nicht mehr mechanisch mit ersterem
verbunden war, so musste sie sich in kaltem Alkohol,
der kaum auf das Wachs wirkt, lösen lassen. Ich sah
auch bald die Masse sich verringern, und es blieb
eine weisse unlösliche Substanz zurück. Dieser Rest
wurde ausgeschieden, in Wasser gewaschen und von
neuem getrocknet, und zeigte sodann alle äusseren
Erscheinungen des Wachses und verbreitete, im Feuer
zersetzt, einen dem Gerüche des Wachses ganz ähn-
lichen.
Der abgedunstete Alkohol ergab fast 2 Gran eines
alle Eigentümlichkeiten des Harzes tragenden Restes,
und bei Vergleichung desselben mit Mastix konnte ich
einen Unterschied zwischen beiden nicht finden.
Es scheint somit erwiesen, dass die fragliche Sub-
stanz zusammengesetzt ist aus ungefähr einem Teil
Wachs und zwei Teilen Mastix.
(Folgen die Unterschriften und amtlichen Bescheini-
gungen, datiert Florenz vom [9. Juni 1922.)
Farbloser Kauischukßrnis zum Ueber-
ziehen von Malereien, Zeichnungen usw.
Zum Schutz von Malereien, Zeichnungen sind schon
verschiedene Mittel empfohlen worden, die sich aber
nur zum Teil bewähren, denn wenn die Arbeiten mit
Wasserfarben oder wasserlöslichen Tuschen bezw. mit
dem Bleistift oder der Kreide hergestellt sind, dann
unterliegen sie auch weit mehr der Zerstörung als die
mit Oelfarben ausgeführten Bilder. Auch kann die Zer-
störung durch die Schutzmittel selbst geschehen, wes-
halb diese in ihrer Zusammensetzung so gehalten sein
müssen, dass zersetzende oder lösende Beigaben aus-
geschaltet bleiben.
Als ganz vorzüglich für derartige Arbeiten erweist
sich der glasklare farblose Kautschukfirnis, wenn man
einen solchen erhalten kann. Es ist derselbe trotz
ganz dünner Auftragung biegsam, schlägt beim Auf-
streichen nicht durch das Papier, wenn dieses von
normaler Leimung ist. Ferner zeigt die Lackschicht
eine grosse Unempfindlichkeit gegen Licht und Feuch-
tigkeitseinflüsse, und kommt ein Abbröckeln und
Brechen nur dann vor, wenn der Lack zu dick aufge-
tragen wird, was unbedingt zu vermeiden ist.
Der farblose Kautschukfirnis darf nicht mit an-
deren harzhaltigen Lösungen, Firnissen oder Lacken

vermischt werden, wenn man keinen Glanz haben will.
Dann hebt der Firnis ohne fremde Beimischungen die
Mal- und Zeichenflächen ganz wesentlich hervor, d. h.
die Farben usw. erhalten mehr Kraft und Wärme,
weshalb die etwa zur Druckplattenerzeugung dienenden
Malereien oder Zeichnungen mit dem Firnis unbedingt
behandelt werden sollen.
Es ist wohl selbstverständlich, dass sich so be-
handelte Vorlagen sehr leicht reinigen lassen, ohne
dass die Farben, das Papier oder der Firnisüberzug
geschädigt wird.
Es handelt sich nun hauptsächlich darum, dass
der käufliche Kautschukfirnis allen Anforderungen
entspricht, nur ist derselbe leider nicht überall in
gleich vorzüglicher Qualität zu haben, weshalb es viel-
leicht doch für manchen Leser dieses Blattes von In-
teresse sein dürfte, zu erfahren, wie der Firnis nach
der Bolleyschen Vorschrift herzustellen ist. Danach
ist das entsprechende Quantum nicht vulkanisierten
Kautschuks in kleinere Stückchen zu zerschneiden,
die nachher in Schwefelkohlenstoff völlig aufquellen
müssen, und wird die gallertartige Masse gut mit
Benzin verdünnt, alsdann durch ein Wollentuch ge-
presst, worauf durch ein ganz gelindes Erwärmen ver-
mittels des Wasserbades der Schwefelkohlenstoff zum
Verdunsten gebracht wird. Es ist wohl selbstver-
ständlich, dass die Arbeit im Freien und mit der
grössten Vorsicht durchzuführen ist, weil die Masse
sehr feuergefährlich ist, und ich lasse die Vorschrift
lediglich nur deshalb folgen, damit man sich den Firnis
danach in einer Drogerie oder dergl. zurechtmischen
lassen kann, wenn er nicht fertig zu haben sein sollte.
Nach dem Verdunsten des Schwefelkohlenstoffs
ist der Rückstand nach Bedarf mit Benzin zu ver-
dünnen, und verwahrt man den Firnis in einem recht
weithalsigen Glasbehälter, aus dem das Lackieren er-
folgen kann. Der Behälter ist stets gut zu ver-
korken und an einem nicht zu warmen dunklen Ort
zu verwahren.
Das Aufstreichen geschieht vermittels eines etwa
3 cm breiten weichen Lackpinsels, und streicht man
den Firnis so auf, dass die einmal behandelten Stellen
nicht noch ein zweites Mal berührt werden, indem
dann unschöne, etwas glänzende wulstige Streifen ent-
stehen, die sich mit einiger Vorsicht leicht vermeiden
lassen. Wenn der etwas verdickte Firnis zeitweise
wieder mit einer Wenigkeit Benzin verdünnt wird,
kann er so ziemlich bis zur Neige aufgebraucht werden.
Da der Firnisüberzug auf den Papieren fast keinen
Glanz hervorbringt, kann man nachträglich Einzeich-
nungen, Schriften usw. anbringen, die sich jedoch
wieder durch feuchtes Ueberwischen entfernen lassen.
Durch das Firnissen konserviert man selbstverständlich
auch das Papier, und wenn die Rückseiten ebenfalls
mit dem Firnis behandelt werden, kann die Dauer-
haftigkeit und Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeits-
einflüsse noch ganz wesentlich gesteigert werden.
Bei der Selbstzubereitung des Kautschukfirnisses
ist noch zu beachten, dass die kleinzerschnittenen
Stücke vor dem Auflösen erst gründlich austrocknen
müssen, indem der Kautschuk einen ziemlichen Wasser-
gehalt aufweist, der unbedingt zu entfernen ist, was
am besten dadurch geschieht, dass die Stückchen
einer Temperatur von ca. 80° C für einige Zeit aus-
gesetzt werden, wobei sie ziemlich zusammenschrumpfen.
Würde das Wasser nicht ausgetrieben werden, dann
zeigt der Firnis nicht die guten konservierenden Eigen-
schaften, und beim Ueberstreichen der Malereien
macht sich das teilweise Lösen und Verscheuern der
Farben geltend, was nur durch das gänzliche Ent-
wässern des nicht vulkanisierten Kautschuks ver-
mieden wird. J. Mai.
 
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