Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

DOI Heft:
Nr. 22
DOI Artikel:
Berger, Ernst: Die englische Gesellschaft der Temperamaler und ihre Veröffentlichungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0091

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Manchen, n. Aug. 1913.

Belage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint )4täg!g unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

IX. Jahrg. Nr. 22.

Inhalt: Die engiische Geseiischaft der Temperamaier und ihre Veröffentlichungen. Von E. B. — Winke für
Aquarellmaler. Von Ch. Mangold. — Wiederauffindung der Technik antiker Wandmalerei. — Literatur-
anzeige.

Die engiische Geseiischaft der Temperamaler und ihre Veröffentlichungen.
Von E. B.

Von dem Bestehen einer englischen Künstler-
geseilschaft, die sich die Pflege der aiten Tem-
peramanieren zur Aufgabe stellt, hatten wir dies-
seits des Kanals längst Kenntnis. Durch einen
äusseren Anlass*) ist der Schreiber dieser Zeilen
nunmehr auch in den Besitz der Publikationen
dieser Geseiischaft gelangt, die in mehrfacher
Hinsicht von Bedeutung sind und zu Vergleichen
aller Art Anlass geben.
Es ist anzunehmen, dass die englische Ge-
sellschaft der Temperamaler an die von Holman
Hunt und anderen begründete Pre-Raphaeliten-
Brüderschaft anknüpfte, um deren auf alt-
italienische Traditionen fussende Technik weiter
zu pflegen, ohne jedoch deren bildmässige Stilform
übernehmen zu wollen. Die englische „Society
of Painters in Tempera", wie sie sich anfänglich
bezeichnete, ist vor allem eine Vereinigung von
Kunstgenossen, die die Verbreitung maltechnischer
Kenntnisse unter ihren Mitgliedern bezweckt. Dass
hierbei nicht allein die Temperamalerei, sondern
jede andere Art der Malerei mitinbegriffen ist,
zeigen eben die mir vorliegenden Abhandlungen,
die unter der Bezeichnung „Papers of the Society
of Painters in Tempera" von den Jahren 1901
bis 1097**) in einem Bande gesammelt sind.
Hier drängt sich unwillkürlich der Vergleich
zwischen der englischen und unserer deutschen
*) Die „Society of Mural Decorators and
Painters in Tempera" hatte mich, als Verfasser
maltechnischer Werke, insbesondere der „Technik des
Mittelalters", wegen der „hervorragenden Verdienste um
die Kunst und vor allem derjenigen Arten der Malerei,
deren Förderung die Aufgabe dieser Gesellschaft ist",
zu ihrem ersten und bis jetzt einzigen Ehrenmitglied
ernannt.
**) Nur für die Mitglieder gedruckt und im Buch-
handel nicht erhältlich.

Gesellschaft, die ähnliche Absichten verfolgt, auf.
Es werden aber dort keine Schäden aufgedeckt,
oder über minderwertiges Material Klage geführt,
es wird nicht über „Farbenschwindel" oder „Schlen-
drian" der Fabrikation debattiert, die Beschaffung
„reiner" Farbstoffe scheint keine Schwierigkeit zu
bieten, auch ist der Aufbau einer Maltechnik auf
„wissenschaftlicher" Grundlage nicht ein Programm-
punkt dieser Gesellschaft, ebensowenig haben ihre
führenden Mitglieder das Verlangen, als „Hüter
des Grals" auftreten zu wollen, sondern sie be-
scheiden sich einfach in dem Bestreben, sich
gegenseitig zu fördern durch Mitteilung ihrer tech-
nischen Erfahrungen, durch Bekanntgabe der Vor-
züge und Nachteile des bei ihren Arbeiten ver-
wendeten Materiales im Hinblick der erzielten
künstlerischen Wirkung und zum Zwecke ihrer
dauernden Erhaltung, als deren beste Vorbilder
sie die farbenfrischen Gemälde der italienischen
Meister in erste Linie setzen.
Ausser einer Abhandlung über die Wand-
malereien zu Knossos (etwa 1500 vor Chr.) von
Noel Heaton, die einen gelehrten Chemiker zum
Autor hat, sind die meisten Berichte den rein
handwerksmässigen Fragen der Malerei gewidmet.
Und das merkt man sofort, was vor allem für
das Wichtigste gehalten wird, nämlich die Pler-
stellung eines geeigneten Untergrundes für Mal-
zwecke, sei es bei Bereitung der Wand, der Holz-
tafel, der Leinwand oder des Pergaments für
Miniaturmalerei. So berichtet J. E. Southall über
die geeignetsten Grundierungen für Tempera-
malerei und gibt Anweisungen, sie herzustellen;
L. Agnes Talbot teilt Erfahrungen mit über
die Methode, auf Gesso zu vergolden, wie sie
Cennino Cennino beschreibt; Reginald Hall-
war ds Abhandlung ist der Leimfarbenmalerei auf
 
Annotationen