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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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Wichert, Fritz: Der neue Hausrat: zum Hauptthema dieses Heftes und zur Einführung des "Frankfurter Registers"
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0010

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Das „fchöne Wohnzimmer"!

diefe Eigenfchaft wird er für die Warenerzeugung wichtig. Der Kunfthand-
werker weicht alfo mehr und mehr dem geftaltenden Ingenieur.
Aber der künftlerifche Geift bleibt trorj allem lebendig. Er wird nie aufhören,
verfchiedene Materialien zu durchdringen, mit ihnen zu fpielen, fie in Ge-
genfarj zu bringen, wird nie aufhören, farbige Harmonien oder Diffonanzen
zu erfinnen und Zeittendenzen zu erfpüren. Die optifche Kontrolle des Ge-
ftaltens, die fehende und fühlende Urteilskraft kann zwar ftark zurückgedrängt
werden, gänzlich auszufchalten iff fie nie, und je weniger ein Gegenftand
als reine Arbeitsmafchine gefchaffen ift, defto mehr Spielraum ift für bildne-
rifche Geftaltung übrig. Künftlerifche Feinfühligkeit mufj erhalten und immer
wieder neu erzogen werden. Selbft die rafendfte Mafchinenaera wird ohne
fie nichts Höchftes und Lettes hervorbringen können. Wir glauben, dafj in
den geftaltenden Induffrien jeder Art, in den grofjen Druckereien, Textil-,
Möbel-, Automobilfabriken, keramifchen Werkftätten, Stoffdruckereien - um
nur einige zu nennen — überall künftlerifch erzogene Kräfte eingeteilt werden
follten, um gleichfam als Bauführer der Qualität in unferem Sinne zu wirken.
Nicht als Mufterzeichner und Arbeiter, fondern als lebendige Wachorgane
gegen das überhandnehmen unedler Herftellungsbeffrebungen. Dafj diefe
Mitarbeiter technifch und wirtfchaftlich ebenfo gründlich gefchult fein müffen
wie künftlerifch, verfteht fich heute eigentlich von felbft.

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