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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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Le Corbusier: Wie wohnt man in meinen Stuttgartern Häusern?
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0020

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Verbindung von Schlaf- und Salonwagen fein, entweder für den Tag oder
für die Nacht eingerichtet (Zweifamilienhaus), das andere eine Wohnung,
die bewufjt auf das primitive Haus zurückgeht und aus ihm eine gewiffe Kraft,
Frifche und Einfachheit der Lebensweife ableitet (Einfamilienhaus).
Das Zweifamilienhaus. Das Haus enthält drei voneinander ganz unab-
hängige Schlafzimmer, die untereinander verbunden find durch die zwifchen
die Eifenpfeiler und die Fenster gelegten Normaltüren und die einen direkten
Ausgang haben auf jenen berüchtigten Gang von 70 cm Breite, der fo vielen
Befuchern Kopfzerbrechen gemacht hat. Diefer Gang, der genau fo breit ift
wie der Gang alier Eifenbahnwagen der Welt, wo ja jeden Tag in Zügen
von 100 km Gefchwindigkeit Taufende von Reifenden zirkulieren, verbindet
die Zimmer mit dem Abort, der Wafchgelegenheit, dem Badezimmer, der
Küche, dem Dachgarten und dem gewöhnlichen Garten. In der Tiefe diefer
Zellen oder Kabinen von 2,50 m auf 4 m Gröfje befindet fich jedesmal eine
befondere und billige Konftruktion aus armiertem Beton, eine Art Schrank
von genau berechneten Dimenfionen, unter dem das Bett verforgt werden
kann, und in welchem Raum genug ift für die Unterbringung der Kleider,
der Leib- und Bettwäfche, der Hüte, Schuhe u. f. f., kurz, diefe gut berechneten
Fächer erfetjen alle die Möbel, mit denen früher die Zimmer vollgeftellt
wurden, jene traditionellen Möbel, welche nicht nur die Zimmer füllten, fondern
obendrein den Architekten veranlagten, die Zimmer gröfjer zu planen als
nötig, und das heifjt eben zu grofj.

Am Morgen finden die Bewohner diefes Haufes ihr Frühftück in dem „Sprech-
zimmer" ferviert, das durch die Verlängerung des Treppenabfa^es gebildet
wird. Sie können in diefem Sprechzimmer auch diejenigen Gäfte empfanqen, le corbusier ...

1 _ r i . r\ r\ i i Grundrille des Zweifamilienhaufes in Stuttgart

die zu früh oder zu ungewohnter Stunde erfcheinen. Der Diener oder das
Mädchen hat fein Zimmer unter den Pfeilern im Erdgefchof} und die Verbin-
dung von da zur Küche ift direkt und frei. Am Abend, während die Kinder
fchlafen, kann der Hausherr in aller Ruhe in feinem Arbeitszimmer, das direkt
auf den Dachgarten hinausgeht, arbeiten, und ich ftelle mir vor, darj das für ihn
da oben während der guten Jahreszeit fehr angenehme Stunden fein werden.
Während des Tages kann man aus all diefen Kabinen nach Wunfeh ein ein-
ziges grofjes Zimmer machen, mit direktem Ausgang zur Treppe, oder auch
zwei, wenn man will. Unfere Schiebetüren find fo ausgedacht, dafj fie eine
viel belfere Schallabdämpfung bewirken als eine normale Türe.
Um unfere Abfichten den Befuchern möglichft verftändlich zu machen, war
uns fehr daran gelegen, ein Zweifamilienhaus zu bauen, in der Weife, dafj
das eine Haus für das Wohnen am Tage, das andere für das Wohnen in der
Nacht eingerichtet würde. Aber als wir am 28. September nach Stuttgart kamen,
mufjten wir zu unferm Bedauern feftftellen, dafj beide Häufer gleicherweife
für das Wohnen am Tage eingerichtet waren, fodafj unfer Vorhaben unver-
ftändlich bleiben mufjte.

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