Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0235
DOI Heft:
Heft 9 (September 1928)
DOI Artikel:Le Corbusier: Schöpferischer Städtebau: Gedanken zum neuen französischen Wohnungsbaugesetz Programm Loucheur
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SCHUMACHER, Haut der Arbeiterpreffe, Aus*
ftellungsraum
von Suresnes, Vorsteher des Amtes für billige Wohnungen) beruhigen können,
welcher letyes Jahr feinen Vortrag in der Arbeitsbörfe mit diefem Geftändnis
der Machtlofigkeit fchloh : „Die Frage der Gartenftädfe verurfacht uns fo viele
Schwierigkeiten, dafj einzig die Philanthropie uns noch retten kann; und die
Philanthropie wird uns weifj Gott niemals retten!"
Und dann, wenn die neue DoNerung der Wohndichtigkeit feftgefetjt ift-hier
das Fünffache, dort das Doppelte uff. — wird man erkennen, dafj die ftädte-
bauliche Gefetjgebung, die auf den technifchen Hilfsmitteln der Epoche Lud-
wigs XVI. beruht, (Häufer zu 6 Stockwerken, Gefimshöhe 20 m) vollftändig
umgeworfen wird, und man wird folgende Wahrheit erkennen: In jeder
Epoche hat der Städtebau alle technifchen Hilfsmittel fich zunutze gemacht, ja,
er wurde ihr eigentlicher Ausdruck. Und heute? Heute können wir Häufer
mit 60 Stockwerken bauen. Das ift die neue Tatfache. Uberlegen wir ihre
Konfequenzen.
Bauen wir mit 60 Stockwerken, dann fchaffen wir eine neue Aefthetik des
Städtebaus. Das heifjt: Profil, Silhouette, Charakter, kurz die Aefthetik der
Stadt wird verändert. Wollen wir das annehmen? Die Städtebauer haben es
bis jetjt abgelehnt. Die Silhouette von Paris ift vor 200 Jahren durch Manfart,
durch Soufflot gefchaffen worden. Einzig Eiffel, ein Ingenieur, hat fie entschei-
dend verändert. Und wir find alle fehr ffolz darauf.
Bei der Aufteilung der Koftenvoranfchläge für die billigen Wohnungen fo-
dann wird man fagen: Wir müffen den Bau induftrialifieren, ftandardifieren,
taylorfieren". Sehr gut, aber zuvor muf} die ungleichartige, chaotifche Parzel-
lierung des Befitjes in ein rechtwinkliges Syftem umgewandelt werden. Man
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ftellungsraum
von Suresnes, Vorsteher des Amtes für billige Wohnungen) beruhigen können,
welcher letyes Jahr feinen Vortrag in der Arbeitsbörfe mit diefem Geftändnis
der Machtlofigkeit fchloh : „Die Frage der Gartenftädfe verurfacht uns fo viele
Schwierigkeiten, dafj einzig die Philanthropie uns noch retten kann; und die
Philanthropie wird uns weifj Gott niemals retten!"
Und dann, wenn die neue DoNerung der Wohndichtigkeit feftgefetjt ift-hier
das Fünffache, dort das Doppelte uff. — wird man erkennen, dafj die ftädte-
bauliche Gefetjgebung, die auf den technifchen Hilfsmitteln der Epoche Lud-
wigs XVI. beruht, (Häufer zu 6 Stockwerken, Gefimshöhe 20 m) vollftändig
umgeworfen wird, und man wird folgende Wahrheit erkennen: In jeder
Epoche hat der Städtebau alle technifchen Hilfsmittel fich zunutze gemacht, ja,
er wurde ihr eigentlicher Ausdruck. Und heute? Heute können wir Häufer
mit 60 Stockwerken bauen. Das ift die neue Tatfache. Uberlegen wir ihre
Konfequenzen.
Bauen wir mit 60 Stockwerken, dann fchaffen wir eine neue Aefthetik des
Städtebaus. Das heifjt: Profil, Silhouette, Charakter, kurz die Aefthetik der
Stadt wird verändert. Wollen wir das annehmen? Die Städtebauer haben es
bis jetjt abgelehnt. Die Silhouette von Paris ift vor 200 Jahren durch Manfart,
durch Soufflot gefchaffen worden. Einzig Eiffel, ein Ingenieur, hat fie entschei-
dend verändert. Und wir find alle fehr ffolz darauf.
Bei der Aufteilung der Koftenvoranfchläge für die billigen Wohnungen fo-
dann wird man fagen: Wir müffen den Bau induftrialifieren, ftandardifieren,
taylorfieren". Sehr gut, aber zuvor muf} die ungleichartige, chaotifche Parzel-
lierung des Befitjes in ein rechtwinkliges Syftem umgewandelt werden. Man
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