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Karsen, Fritz: Die Kunst in unserer Schule
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0305
HOCHBAHN. Linolfchnitt eines Schülers
Befchreibung des Schülers
„Drüben auf der anderen Seite des Kanals
(treben Hochbahnpfeiler, Stahl-Gerüfte,
Eifenträger, und mit fchwarz metallenen
Platten decken (ie den Grund für rollende
Hochbahnzüge. Im Kanalbild zittern lange
Eifengerüffe, einlame Lichter (chaukeln, und
wenn ein Zug kommt, beben die langen
Eifenpfeiler. Bunte Lichter hufchen fprung-
weile über das Waffer, dann dröhnt der
Tunnel, das Warnzeichen klappt. Dunkel
leuchten die bogigen Wölbungen, und das
Licht, das durch die Stahlgerüfte fällt, zeich-
net dunkle Reflexe. Die Streckenarbeiter
auf der Brücke hauen mechanilch, und ihre
Körper find im Fackellicht eckig und kantig.
Die fernen Strecken leuchten von den vielen
Laternen, dieStadtbahnzüge find vollbefety
und befcheinen die Gleis- und Streckenan-
lagen. In den Bahnhöfen fingen die Leitungs-
drähte, die Leute marfchieren wartend auf
und ab, bis der Zug in die Halle rattert.
und eine völlige Umorganifation des gefamten Schulaufbaus zu fordern. Es
ift doch nun einmal fo, dafj unfere heutige Organifation der höheren Schule
im Grunde nur denen gerecht wird, die eine theoretifche Veranlagung haben.
So fehr man auch in der legten Reform die künfflerifchen Fächer hervorge-
hoben hat, fo wenig kommen fie bei der Wertung der jungen Menfchen in
ihrer vollen Bedeutung zum Ausdruck. Auch heute noch mufj immer wieder
der Fall eintreten, dafj ein werdender Künftler die höhere Schule verlaffen
mufj, weil er in den einzelnen wiffenfchaftlichen Gebieten den Anforderungen
nicht genügt, auch heute wird damit feiner fpäteren Laufbahn, für die er die
Reifeprüfung braucht, ein fchweres Hindernis in den Weg gelegt.
Die künftige Schulorganifation mufj alfo diefen Menfchen die Reifeprüfung,
und damit die Berechtigung zum Befuch der Hochfchulen, auf einem Wege
ermöglichen, der ihm gemäfj ift. Das hat uns dazu veranlagt, für die Schule
am Dammweg in Neukölln, deren Bau nach dem Entwurf von Bruno Taut im
Entftehen ift, für die Oberftufe eine Gliederung vorzufchlagen, die fich nicht
an die herkömmlichen Typen der theoretifchen höheren Schule, das Gymna-
fium, Realgymnafium, die Oberrealfchule und die Deutfche Oberfchule, hält.
Für die letjten vier Jahre fehen wir vier Abteilungen, die in befonderen
Bauabfchnitfen untergebracht find, ausdrücklich vor. Die erffe Abteilung ift
für die allgemein fprachlich begabten jungen Menfchen, die zweite für die
fozialwiffenfchaftlich intereffierten, die dritte für die mathematifch-naturwiffen-
fchaftlich-technifch veranlagten und die vierte für die künftlerifch betonten
eingerichtet. Ausfchlaggebend ift alfo für diefe Auffeilung nicht mehr der
humaniftifche Gedanke einer allgemeinen Bildung, die von einem zen-
tralen wiffenfchaftlichen Gebiet aus in fyftematifcher Abfolge erreicht wer-
den kann, wie es fich die Preufjifchen Richtlinien mit den vier Quellgebieten
der Kultur denken, fondern der Gedanke des zukünftigen Berufes, für den
die jungen Menfchen Anlagen mitbringen. Dabei mufj freilich betont wer-
den, dafj der deutfch-kundliche Kern für alle diefe Gruppen, alfo auch für
die künftlerifch betonte Gruppe, im Wefentlichen gleiche Anforderungen
ftellt, dafj jede Gruppe, folange die heutige Schulorganifation in Gültigkeit
ift, fich in irgend einer Weife mit den Prüfungsbeftimmungen, die die alten
Schultypen vorfehen, abfinden mufj. Dafj das auch bei ffärkffer Betonung
der Sonderleiftungen und bei ftarkem Zurücktreten der anderen Gebiete
möglich ift, hat wie gefagt unfere erfte Prüfung der Aufbaufchule bewiefen.
Es war oben gefagt worden, dafj diefen begabten jungen Menfchen zwei-
tens die zureichenden Arbeitsmittel gewährt werden müfjten. Was heifjt das?
Dazu fei ein Wort der Aufklärung über den Sinn der neuen Schule am
Dammweg geftattef. Die frühere Schule bot im allgemeinen undifferenzierte
Räume als Klaffenräume für die Arbeit der Lehrer und Schüler. Von dem
Lehrer wurde die Belehrung der Schüler gefordert, als fchöpfe er aus einem
niemals verfiegenden Refervoir von Kennfniffen, die er mit dem nötigen
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Befchreibung des Schülers
„Drüben auf der anderen Seite des Kanals
(treben Hochbahnpfeiler, Stahl-Gerüfte,
Eifenträger, und mit fchwarz metallenen
Platten decken (ie den Grund für rollende
Hochbahnzüge. Im Kanalbild zittern lange
Eifengerüffe, einlame Lichter (chaukeln, und
wenn ein Zug kommt, beben die langen
Eifenpfeiler. Bunte Lichter hufchen fprung-
weile über das Waffer, dann dröhnt der
Tunnel, das Warnzeichen klappt. Dunkel
leuchten die bogigen Wölbungen, und das
Licht, das durch die Stahlgerüfte fällt, zeich-
net dunkle Reflexe. Die Streckenarbeiter
auf der Brücke hauen mechanilch, und ihre
Körper find im Fackellicht eckig und kantig.
Die fernen Strecken leuchten von den vielen
Laternen, dieStadtbahnzüge find vollbefety
und befcheinen die Gleis- und Streckenan-
lagen. In den Bahnhöfen fingen die Leitungs-
drähte, die Leute marfchieren wartend auf
und ab, bis der Zug in die Halle rattert.
und eine völlige Umorganifation des gefamten Schulaufbaus zu fordern. Es
ift doch nun einmal fo, dafj unfere heutige Organifation der höheren Schule
im Grunde nur denen gerecht wird, die eine theoretifche Veranlagung haben.
So fehr man auch in der legten Reform die künfflerifchen Fächer hervorge-
hoben hat, fo wenig kommen fie bei der Wertung der jungen Menfchen in
ihrer vollen Bedeutung zum Ausdruck. Auch heute noch mufj immer wieder
der Fall eintreten, dafj ein werdender Künftler die höhere Schule verlaffen
mufj, weil er in den einzelnen wiffenfchaftlichen Gebieten den Anforderungen
nicht genügt, auch heute wird damit feiner fpäteren Laufbahn, für die er die
Reifeprüfung braucht, ein fchweres Hindernis in den Weg gelegt.
Die künftige Schulorganifation mufj alfo diefen Menfchen die Reifeprüfung,
und damit die Berechtigung zum Befuch der Hochfchulen, auf einem Wege
ermöglichen, der ihm gemäfj ift. Das hat uns dazu veranlagt, für die Schule
am Dammweg in Neukölln, deren Bau nach dem Entwurf von Bruno Taut im
Entftehen ift, für die Oberftufe eine Gliederung vorzufchlagen, die fich nicht
an die herkömmlichen Typen der theoretifchen höheren Schule, das Gymna-
fium, Realgymnafium, die Oberrealfchule und die Deutfche Oberfchule, hält.
Für die letjten vier Jahre fehen wir vier Abteilungen, die in befonderen
Bauabfchnitfen untergebracht find, ausdrücklich vor. Die erffe Abteilung ift
für die allgemein fprachlich begabten jungen Menfchen, die zweite für die
fozialwiffenfchaftlich intereffierten, die dritte für die mathematifch-naturwiffen-
fchaftlich-technifch veranlagten und die vierte für die künftlerifch betonten
eingerichtet. Ausfchlaggebend ift alfo für diefe Auffeilung nicht mehr der
humaniftifche Gedanke einer allgemeinen Bildung, die von einem zen-
tralen wiffenfchaftlichen Gebiet aus in fyftematifcher Abfolge erreicht wer-
den kann, wie es fich die Preufjifchen Richtlinien mit den vier Quellgebieten
der Kultur denken, fondern der Gedanke des zukünftigen Berufes, für den
die jungen Menfchen Anlagen mitbringen. Dabei mufj freilich betont wer-
den, dafj der deutfch-kundliche Kern für alle diefe Gruppen, alfo auch für
die künftlerifch betonte Gruppe, im Wefentlichen gleiche Anforderungen
ftellt, dafj jede Gruppe, folange die heutige Schulorganifation in Gültigkeit
ift, fich in irgend einer Weife mit den Prüfungsbeftimmungen, die die alten
Schultypen vorfehen, abfinden mufj. Dafj das auch bei ffärkffer Betonung
der Sonderleiftungen und bei ftarkem Zurücktreten der anderen Gebiete
möglich ift, hat wie gefagt unfere erfte Prüfung der Aufbaufchule bewiefen.
Es war oben gefagt worden, dafj diefen begabten jungen Menfchen zwei-
tens die zureichenden Arbeitsmittel gewährt werden müfjten. Was heifjt das?
Dazu fei ein Wort der Aufklärung über den Sinn der neuen Schule am
Dammweg geftattef. Die frühere Schule bot im allgemeinen undifferenzierte
Räume als Klaffenräume für die Arbeit der Lehrer und Schüler. Von dem
Lehrer wurde die Belehrung der Schüler gefordert, als fchöpfe er aus einem
niemals verfiegenden Refervoir von Kennfniffen, die er mit dem nötigen
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