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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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May, Ernst: Die neue Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0315

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REFORMSCHULE AM BORNHEIMER HANG IN

FRANKFURT A. M.

Entwurf: Stadtbaurat Ernft May

bezirken,d.h. zu rein ftädtebaulicharchitektonifchen Belangen zu mißbrauchen.
Beginnen wir endlich damit, mit einer Schule nichts anderes fchaffen zu wollen,
als ein Bauwerk fchlechthin, fo geeignet als nur möglich den Zwecken
des Unterrichtes zu dienen, ohne dabei die Lebensfreude und den ange-
borenen Naturfinn der Kinder zu erfticken.

Die modernen Grofjftädter haben erkannt, dafj es auf die Dauer nicht angeht,
den Menfchen einfeitig nur Kraft zu entziehen, ohne ihnen Gelegenheit zur
Regeneration des Körpers zu geben und haben deshalb die moderne Grofj-
ftadt mit zufammenhängenden Grünflächenlyftemen ausgeftattet. Der heutige
Städtebau huldigt mehr oder weniger radikal dem Trabantenfyftem, das die
Stadterweiterungskörper als felbftändige Gebilde in ausgedehnte Grün-
flächen einlagert.

Was ift natürlicher als die Eingruppierung der Schulen in diefe Freiflächen,
wo fie inmitten der Natur, in Sonne und frifcher Luft, flach gelagert, engfte
Verbindung mit der Umgebung geftatten, von allen Seiten die Natur gleich-
fam einfaugen in die Lungen des Körpers. Wie anders werden dann für
taufende von Kindern die Schulwege ausfchauen, wenn fie über taufrifche
Wiefen, an Blumen, Bächen und Baumgruppen vorbei zum Unterrichte pilgern
und dort heiteren Gemütes und aufgefchloffenen Sinnes zur Aufnahme des
Wiffens bereit find!

Eine beinahe natürliche Folge diefer Platzwahl ift die Herabzonung der
Schulbauten, wenigftens foweit es fich um die Klaffenbauten handelt. Das
Freiland wird in der Regel ganz wefentlich billiger zu ftehen kommen als

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