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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 3.1929

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May, Ernst: Der Palmengarten in Frankfurt am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.17291#0306

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UMBAU DES PALMENGARTEN-RESTAURANTS durch Ernft May, Martin Elfaeffer und Werner
Hebebrand. Front an der Bockenheimer Landftrafje vor und nach dem Umbau

Gondelweiher mit allerlei romantifchen Zutaten, wie fie dem Geifte der
Gründungszeit der Anlage gemäh waren, ergänzten die Unterhaltungsein-
richtungen.

Nunmehr ift eine mehr als fünfzigjährige Entwicklung des Gartens im Be-
griffe, ihren Abfchlufj zu finden. Die gefellfchaftlichen Grundlagen, auf denen
der Frankfurter Palmengarten aufgebaut war, beginnen fich zu wandeln, wir
ftehen an der Schwelle einer neuen Aera für den Frankfurter Palmengarten.
Die hierdurch bedingte Neugeftaltung wird lieh zunächft einmal darauf er-
ftrecken müffen, den gärtnerifchen Teil, der mit Ausnahme der Blumen-
fchau in den neuen Schauhäufern feit der Entftehungszeit nur unwefentlich
verändert worden war, mit den vielfach veränderten Anforderungen in Ein-
klang zu bringen, die unfere Zeit an eine vorbildliche deutfehe Pflanzenfchau
(teilen mufj. Nach wie vor werden wir uns im grofjen Palmenhaus, wie auch
in einem Teile der übrigen Schauhäufer, an der tropifchen Flora belehren
und erfreuen wollen. Weit mehr als bisher werden wir aber Wert darauf
legen müffen, jener Umwandlung Rechnung zu tragen, die fich, eingeleitet
von Förfter, Graf Silva-Tarouca und anderen hervorragenden Pflanzen- und
Blumenkennern, gegenwärtig in unferem Volke vollzieht. Bildeten noch bis
vor nicht allzu langer Zeit Stauden und einjährige Sommerblumen vorzugs-
weife die Zierde der Bauerngärten auf der einen und der grorjen Gärten
und Parks der Befitjenden auf der anderen Seite, fo erobert fich die Blumen-
welt heute mehr und mehr die Herzen breitefter Schichten der Bevölkerung,
die in dem nervenaufreibenden Kampfe im Dienfte unferes überwiegend
fechnifch-materialiftifch eingeteilten Zeitalters nach Enffpannung, nach ver-
innerlichtem Genuffe lechzt und aus folcher Sehnfucht heraus wieder in engere
Beziehungen zur Natur und damit auch zur Blume tritt. Der Kleingärtner zau-
bert in feinem Schrebergarten in emfiger Arbeit Blütenmeere hervor, unfere
Siedlungen find ohne den Blumenfchmuck der Gärten nicht mehr zu denken,
und felbft der vom Tempoteufel befeffene, ruhelofe Menfch unferer Zeit, der
der ftillen Pflege eines Gartens nicht mehr gewachfen ift, kann nicht auf den

Südferraffen

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