DOI Artikel:
Foerster, Karl: Wahre Zukunft des Palmengartens
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17291#0317
Wo werden in diefem Herbft in Deutfchland moderne Staudenaftern und
dorfgartenharte Chryfanthemum in ihren durchschlagenden Sorten und Züch-
tungen anders als in kümmerlichen Fragmenten gezeigt? Welcher grofje
Garten konzentriert diefe prachtvollen Herbftwirkungen fo nach Monaten,
dafj nicht die bekannte Verzettelung der Wirkung entfteht? Ich bin der feften
Überzeugung, dafj im Palmengarten unter grundfätjlicher Einteilung auf neufte
gartenkünftlerifche Erfahrungen, die fowohl das Naturgartenwefen wie das
architektonifche Prachtgartenwefen umfaßt, ein Gartenzauberland von einer
Anziehungskraft und einem europäifchen Rufe gefchaffen werden kann, das
die gleiche, ja vielleicht noch viel gewaltigere Befucherzahl heranlockt wie
der Nymphenburger Botanifche Garten, der meiftbefuchte Garten Deutfch-
lands.
Nun eine grofje Frage: Kann ein fo ungeheures Mofaik von Edelpflanzen
und Edelgehölzen auch in ein einheitliches riefiges Gemälde verwandelt
werden, fo dafj doch immerhin auch der Gefamtcharakter eines fchönen Er-
holungsparkes gewahrt bleibt? Ich bin überzeugt, dafj man diefe Frage mit
„Ja" beantworten kann.
Wie unglaublich notwendig für unfer deutfches Volk, das fich immer mehr
zum Gartenvolk entwickelt, und für unfere ältere und junge Gärtnerfchaft
folche Orientierungsgärten find, ift nicht auszudenken. Wenn heutzutage ein
junger Garten-Architekt von feinem Auftraggeber die Aufgabe bekommt:
„hier in diefer Ecke möchte ich einen Vorfrühlingsgarfen haben, der von
März-Anfang bis April-Ende blüht, und hier brauche ich eine Rofenpergola
mit den fchönften goldgelben und dunkelroten Kletterrofen, und hier möchte
ich von den fechzig exiftierenden beften Fliederforten die dreifjig fchönften
als Hochftämme aufpflanzen, aber in guter Farbenreihenfolge", — fo ift er
im Grunde vor den eigentlichen Feinheiten diefer Aufgaben, die äufjerften
Sortenüberblick verlangen, ebenfo ratlos, als wenn er einen Bachlauf mög-
lichft wirkfam mit edelften Iris befetjen follte, die aber in raffinierten Gruppie-
rungen von Ende April bis tief in den Juli hinein blühen follen.
Wo in aller Welt kann fich ein Gärtner oder Gartenfreund über folche grund-
legenden Fragen täglicher Geftaltungsarbeit univerfal orientieren, und zwar
mit möglichft geringem Zeitverluft? Nirgends, weder in Lehranftalten noch
Gärtnereien noch öffentlichen Anlagen oder Baumfchulen oder botanifchen
Gärten. Nirgends fände er das glänzendfte Material beifammen.
Alljährlich überflutet eine grofje Welle guter und fchlechter Neuheitenan-
gebote die Garten- und Gärtnerwelt. Von allen diefen Neuheiten ift höchftens
ein Fünftel von bleibender Bedeutung. Wir brauchen dringend unparteiifche
Sichtungsftellen, welche fchonungsvoll und nachdrücklich Spreu von Weizen
fondern.
197
dorfgartenharte Chryfanthemum in ihren durchschlagenden Sorten und Züch-
tungen anders als in kümmerlichen Fragmenten gezeigt? Welcher grofje
Garten konzentriert diefe prachtvollen Herbftwirkungen fo nach Monaten,
dafj nicht die bekannte Verzettelung der Wirkung entfteht? Ich bin der feften
Überzeugung, dafj im Palmengarten unter grundfätjlicher Einteilung auf neufte
gartenkünftlerifche Erfahrungen, die fowohl das Naturgartenwefen wie das
architektonifche Prachtgartenwefen umfaßt, ein Gartenzauberland von einer
Anziehungskraft und einem europäifchen Rufe gefchaffen werden kann, das
die gleiche, ja vielleicht noch viel gewaltigere Befucherzahl heranlockt wie
der Nymphenburger Botanifche Garten, der meiftbefuchte Garten Deutfch-
lands.
Nun eine grofje Frage: Kann ein fo ungeheures Mofaik von Edelpflanzen
und Edelgehölzen auch in ein einheitliches riefiges Gemälde verwandelt
werden, fo dafj doch immerhin auch der Gefamtcharakter eines fchönen Er-
holungsparkes gewahrt bleibt? Ich bin überzeugt, dafj man diefe Frage mit
„Ja" beantworten kann.
Wie unglaublich notwendig für unfer deutfches Volk, das fich immer mehr
zum Gartenvolk entwickelt, und für unfere ältere und junge Gärtnerfchaft
folche Orientierungsgärten find, ift nicht auszudenken. Wenn heutzutage ein
junger Garten-Architekt von feinem Auftraggeber die Aufgabe bekommt:
„hier in diefer Ecke möchte ich einen Vorfrühlingsgarfen haben, der von
März-Anfang bis April-Ende blüht, und hier brauche ich eine Rofenpergola
mit den fchönften goldgelben und dunkelroten Kletterrofen, und hier möchte
ich von den fechzig exiftierenden beften Fliederforten die dreifjig fchönften
als Hochftämme aufpflanzen, aber in guter Farbenreihenfolge", — fo ift er
im Grunde vor den eigentlichen Feinheiten diefer Aufgaben, die äufjerften
Sortenüberblick verlangen, ebenfo ratlos, als wenn er einen Bachlauf mög-
lichft wirkfam mit edelften Iris befetjen follte, die aber in raffinierten Gruppie-
rungen von Ende April bis tief in den Juli hinein blühen follen.
Wo in aller Welt kann fich ein Gärtner oder Gartenfreund über folche grund-
legenden Fragen täglicher Geftaltungsarbeit univerfal orientieren, und zwar
mit möglichft geringem Zeitverluft? Nirgends, weder in Lehranftalten noch
Gärtnereien noch öffentlichen Anlagen oder Baumfchulen oder botanifchen
Gärten. Nirgends fände er das glänzendfte Material beifammen.
Alljährlich überflutet eine grofje Welle guter und fchlechter Neuheitenan-
gebote die Garten- und Gärtnerwelt. Von allen diefen Neuheiten ift höchftens
ein Fünftel von bleibender Bedeutung. Wir brauchen dringend unparteiifche
Sichtungsftellen, welche fchonungsvoll und nachdrücklich Spreu von Weizen
fondern.
197