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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0106

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Frankfurter Pressen hervorgingen und geschmückt mit den
Holzschnitten und Kupfern eines Amman, eines Solis, eines
Bry unvergänglichen Werth erlangt haben.
Was jedoch den Murnerschen Drucken ein ganz beson-
deres Interesse verleiht, ist, daß sich in ihnen wie in wenig
andern der Zusammenhang und die Wechselwirkung zeigen,
die zwischen dem Äufschwingen der Geister und dem Auf-
blühen der Buchdruckerkunst geherrscht hat — eine stete
Wechselwirkung, die aus dieser Zeit, „in der es eine Lust war
zu leben", bald zur großen Reformation führen sollte.

Besprechung von
Dictionnaire des Dictionnaires. Encyclopedie uni-
verselle des lettres, des Sciences et des arts, sous la di-
rection de Paul Guerin. 6 vols. en 100 fascicules.
Paris, Alph. Picard. 4". Lief. 1—22, A—Cac., ä Frcs. 2.
Das Lexikon, das unter obigem Titel von einer Gesellschaft
Gelehrter und Künstler herausgegeben wird, ist in Zweck und
Anlage so bedeutend, daß wir nicht unterlassen wollen, das
deutsche Publikum auf sein Erscheinen aufmerksam zu machen.
Das Werk soll eine Encyclopädie für das große Publikum sein,
soll also durch eine möglichst große Vielseitigkeit der Materie
die weitesten Kreise belehren und unterhalten, dabei für einen
mäßigen Preis zu erlangen sein und nicht zu viel Raum im
Bücherschränke beanspruchen. In sechs dreispaltigen Quart-
bänden soll der Kern alles menschlichen Wissens zusammen-
gefaßt werden, in gedrängter Kürze, ohne Wesentliches aus-
zulassen, auf den neuesten Forschungen fußend und gemeinver-
ständlich. Ein solches Unternehmen stellt an seine Urheber
die größten Anforderungen, wenn es nicht blos eine Buchhänd-
lerspekulation sein soll, denn für die Allgemeinheit, welche
ein derartiges Werk als höchste Instanz in allen Wissenszwei-
feln betrachtet, ist das Beste gerade gut genug. Daß es nicht
das Werk eines Mannes sein kann, ist selbstverständlich, aber
ebenso wenig wird es von dem Heere untergeordneter Kräfte
richtig ausgeführt werden können, welchen die meisten popu-
lären Sammelwerke ihre Vollendung verdanken. Nur wer das
Ganze übersieht, kann kondensiren: vulgarisiren kann nur der
Meister. An die Besten seines Volkes muß der Herausgeber
sich wenden und er darf sich nicht mit dem höflichen, ober-
flächlichen Versprechen einiger Beiträge begnügen, das ihm
dann erlaubt, auf dem Umschläge gutklingende Namen in
fetter Schrift als Lockspeise zu drucken; er muß sie bewegen,
auch bei den unbedeutendsten Artikeln selbst Hand anzulegen,
indem er die Gesinnung in ihnen erweckt, welche Diderot von
seinen Encyclopädisten verlangte: „Allgemeines Interesse an
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