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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 4.1913-1914

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Nummer 162/163 (Mai 1913)
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Picard, Gaston: Créations
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Behne, Adolf: Henri Matisse
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Babillotte, Arthur: Die Schwermut des Genießers, [4]: Roman
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https://doi.org/10.11588/diglit.27574#0039

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Mais ap —

— pelle L —

— eon. Pourquoi ne parlent-ils pas?

Par cette typographie, debarassee d’exagera-

tions comme celle que nous citions, Paul Claudel,
quoiqu’il innove, se rapproche d’ailleurs de la tra-
dition biblique.

II existe ä cette typographie — mais seule-
ment pour les necessites litteraires et morales de
i’oeuvre, comme pour ce qui est de ses rapports
avec la tradition biblique — un precedent: dans
Les Nourritures Terrestre s,1) de Andre
Gide.

Tres biblique est l'oeuvre derniere de Paul
Claudel, Cette heurequi est entre le
printemps et l’et e.2) Ici encore, un rap-
prochement avec Les Nourritures Terre-
stre s s’impose. Qu’on s’en reporte au livre de
Andre Gide: „devant Menalque, Alcide et quel-
ques autres assembles“, une nuit, Hylas chanta la
Ronde de la Grenad e“.

Apresi quoi, Hylas chante la prume, et Moelibee
„la Ballade des plus celebres amants“.
Puis, „Mopsus chanta la Ballade des lieus
i m m e u b 1 e s“. Enfin Guzman „la Ronde des
M a 1 a d i e s“.

Hylas, Moelibee, Guzman, entrecoupent leurs
chants de paroles profondes.

Ainsi dans Cette heure qui est entre
printemps et l’ete, Paul Claudel met en
scene Laeta, Fausta et Beata — trois femmes —
qui chantent des cantates, en hommage au froment,
ä la vigne, au Rhone, au „peuple divise“ — la Po-
logne —etc.

Cela avec une puissance d’expression extra-
ordinaire. On puisse, dans la lecture de Cette
heure qui est entre le printemps et
l’ete — la derniere nuit qui precede la naissance
de l’ete, le printemps venant de mourir — une
exaltation qui transporte. Particulierement aux
partes que prononce Fausta l’exilee, ses larmes
coulant ä se rappeier tel beau soir oü:

. . . Ton ne voyait dans la nuit que le point rouge
d’une Cigarette aux levres de deux ou trois.

(Tous sont morts).

Et eclairant le beau col nu ä la petite oreille
sondain l’eclair d’un diamant
Comme une grosse goutte sous d’epais cheveux
noirs empruntes ä des eaux immaterielles.

Et l’on n’entendait rien que dans les avenues
immenses le roulement sourd d’un equipage,

Et le dialogue bien loin, aux deux extremites
de ce Jardin, d’orchestres opposes,

Dont le vent faible etrangement tour ä tour
unissait et divisait les cuivres.

Signaions une petite nouveaute encore: un blanc
lä ou d’autres que Paul Claudel mettraient des
points de Suspension. Nouveaute qu’on croirait
puerile, mais qu’on comprendra logique si l’on
accepte la typographie generale des oeuvres du
prodigieux lyrique.

L’epoque sera une epoque de creation. Dejä eile
Fest. Sa creation s’affirme au jour le jour. Les
lettres qui s’ennoblissent d’etre meres d’un Paul
Claudel, d’un Andre Gide, comme aussi — pou^ ne
pas omettre les disparus — d’un Paul Verlaine,
d’un Stephane Mallarme, d’un Jules Laforgue, d’un
Jean Moreas — comme enfin — pour citer les plus
vivants parmi les vivants — d’un Paul Fort, qui
crea la plus judicieuse typographie, au benefice de
ses enchanteresses Ballades, d’un Nicolas Beauduin,

*) Mercure de France.

2) La Nouvelle Revue Francaise.

d’un Guillaume Apollinaire, d’un Alexandre Mer-
cereau, d’un Guy Charles Cros d’un Robert Veys-
sie, d’un Henri-Martin Barzun, — pour citer
seulement des poetes — les Lettres frangaises cou-
rent ä leur plus grande gloire. . .

Gaston Picard

Henri Matisse

Von Dr. Adolf Behne

Denkt man vor Matisses Bildern an Cezanne
zurück, so scheinen nicht eine oder zwei, sondern
dreimal so viele Generationen zwischen den
Künstlern zu liegen, und man erstaunt wie sich
die Physiognomie des Tafelbildes in so kurzer
Zeit so ungeheuer verändern konnte! Aber man
muß bedenken, daß Matisse viel mehr als von Ce-
zanne, von Gauguin ausgegangen ist. Von
diesem übernahm er das Prinzip der Flächenhaf-
tigkeit und der dekorativen Teilung der Fläche.
Er geht über Gauguin hinaus in der helleren, leuch-
tenderen Farbigkeit. Zwar ist auch Gauguin ge-
legentlich leuchtend und hell. Doch sind gerade
diese Bilder seine schwächeren. In seinen besten
Bildern, zu denen ich eine Landschaft im Privat-
besitze Curt Hermanns zähle, ist er gedämpft in
der Farbe. Demgegenüber nimmt Matisse in der
Koloristik Anregungen van Goghs auf, von dessen
unerhört großem Lebenswerke ja eine wahre Wie-
dergeburt der Farbe datiert. Heute darf man,
wenn man zum Beispiel die Berliner Sezession
durchwandert, getrost von einem Siege der Farbe
sprechen, und insofern ist es schon richtig, daß
die junge Generation mehr noch als von Cezanne
von van Gogh abhängt. Daß sich Matisse in der
Hauptsache gerade an Gauguin anschloß, liegt
sicherlich in seinem Temperamente begründet.
So schöne Dinge wir auch Gauguin, dessen Oeuvre
übrigens sehr ungleichwertig ist, verdanken, so
darf man ihn als künstlerische Persönlichkeit mit
Cezanne und van Gogh doch nicht vergleichen.
In den Bildern jener wirkt sich ein Erlebnis aus —
bei van Gogh bis zur Erschütterung gewaltsam,
bei Cezanne bis zur Beseeligung geklärt. Vor Gau-
guin bleiben wir bei aller Bewunderung kühl bis
ans Herz hinan. Es überwiegt in ihm der Artist.
Und nicht viel anders ist es bei Matisse! Auch
er ist in erster Linie Artist, ein erstaunlich ge-
schickter und verblüffend geschmackvoller, gewiß!
doch das Erlebnis bleibt vor seinen Bildern aus.
Zwischen ihm und Gauguin besteht eine Seelen-
verwandtschaft!

Aber man kann von Matisse sehr viel lernen!
Es herrscht bei ihm eine Klarheit in der Verwen-
dung der Mittel, eine staunenswerte Oekonomie
der Farben, eine Disziplin der Flächen. Weil hier
ein Maler sein Schaffen so offen ausbreitet, ist das
Interesse an ihm so intensiv, und er breitet sein
Schaffen so offen aus, weil er mit keinem see-
lischen Erlebnis zu kämpfen hat.

Besonders lehrreich ist es, die Zeichnungen Ma-
tisses zu betrachten. Zum Teil sind sie Kompen-
tionsstudien, zum Teil Notizen, die sich Matisse in
der Natur, auf seinen nordafrikanischen Reisen ge-
macht hat. Allemal ist die Aufteilung der Fläche
ganz bewundernswert. Was Matisse in der Natur
festhält, ist ein Bildausschnitt, ein System von Li-
nien, deren gegenständliche Bedeutung ihm recht
gleichgültig ist, die aber mit ihren Kontrasten, ihren
Ueberschneidungen und Teilungen bereits von
starker dekorativer Wirkung sind. Er skizziert
beispielsweise eine weite Meeresbucht, vorn einen
aus der Vogelperspektive gesehenen, wie versin-

kenden Kuppelbau und einige groß gesehene
Boote, ein Gewimmel kleiner Boote in der Mitte
alles nur festgehalten in dünnen trockenen Linien,
die keinerlei Ausdruckwerte besitzen, sondern nur
das Teilungssystem einer Fläche andeuten. In
erstaunlicher Mannigfaltigkeit setzt Matisse kleine
und große, schräge und lotrechte, schwebende,
auffallende, straffe und lasche eckige und runde
Flächen in Wirkung zueinander. Auf die Farbe
verzichtet Matisse bei seinen Skizzen durchaus.
Denn diese ist eine Rechnung für sich, bei der ihm
die Natur nichts helfen kann. Die Farbe wird auf
die einzelnen Felder verteilt — in einfachem, wie
getuscht wirkenden Auftrag. Das Prinzip, das ihn
hierbei leitet, ist ein konsequentes und unendlich
durchdachtes Arbeiten mit Kontrasten. Hier ist
Matisse ein Genie! Waren schon seine Flächen-
teilungen vom Gesetze der Kontrastwirkungen be-
seelt, so läßt sich in der Welt der Farbe wohl kein
Gegensatz denken, den er nicht ausgenutzt hätte:
die Komplementärfarben, hell und dunkel, schmut-
zig und rein, kalt und warm, klingelnd und stumpf,
ruhig und bewegt — alle Wirkungen des Kon-
trastes werden vom Matisse bis zum letzten aus-
genützt.

Man kann sagen, es stecke ein wenig zu viel
Theaterdekoration in alledem — aber es ist wun-
derschön!

Die Schwermut des
Genießers

Roman

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Von Arthur Bablltotte

Fortsetzung

Ueber der Landschaft brütete die Erschlaffung,
alle Energien waren getötet, ausgebrannt von der
Sonne. Die Luft zitterte und gab einen leisen
Klang. Jeder Wind war eingeschlafen, die Bäume
hatten jede Bewegung verloren. Als seien sie nach
dem Sturm, den das Gewitter der Nacht durch ihre
Wipfel gepeitscht hatte, erstarrt. Wie Menschen,
die nach einem ungeheuren Unglück versteinert
stehen. Hätte einer in diesen glühenden Stunden
einen lebendigen Luftzug über die Landschaft ge-
sandt, sie wären ihm alle dankbar gewesen, Bäume
und Wiesen und Menschen, und hätten ihm gedankt
mit einem befreiten Atemzug.

Johannes träumte sich in die Wüste. Seine
Lider zitterten, ein leiser Halbschlaf schlich mit
dem heißen Blut durch den Körper und befreite
ihn; er meinte, körperlos zu sein und alle Schönheit
der Erde zu jeder Stunde aufsuchen zu können.
Als sei die Landschaft, die er am Morgen dieses
schwülen Tages zu einer heroischen umgebildet
hatte, aus seinem Geiste ausgewischt. Alle Ein-
drücke, seine Erinnerung jede seltsame Landschaft,
jedes edle Antlitz, jede Pracht weiter Säle, schie-
nen vertilgt. Als trage er hinter der Stirn eine
weiße ausgespannte Leinwand, auf die neue Bilder
projiziert werden sollten. Die seltsamsten
Wünsche goren in ihm auf, wie Blasen, schillerten
in allen Farben, zersprangen. Es gelang ihm nicht,
einen einzufangen. Der seltsamste aber, der sich
aufwölbte, war dieser: Ich möchte die Wüste
sehen, dort, wo ihr Grauen am schrecklichsten
und am schönsten, unergründlich in Eintönigkeit.
Diesen Wunsch wollte er mit aller Kraft festhalten.
Und es gelang. Ein Bild erschien auf der weißen

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