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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 4.1913-1914

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Nummer 180/181 (Oktober 1913)
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Babillotte, Arthur: Die Schwermut des Genießers, [12]: Roman
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https://doi.org/10.11588/diglit.27574#0114

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Willen oder die Kraft zu besitzen, den Ueber-
schwang dieses Egoismus zu dämpfen und einzu-
betten.

Er erinnerte sich der Worte, die er am Morgen
in dem Brief an seinen Freund geschrieben hatte:
„Es ist nicht die Frage, ob eine Seele groß und
edel sei, es ist die Frage: Ist sie so zart organi-
siert, daß selbst der schwächste Hauch eines Mun-
des eine Spur auf ihr zurückläßt?“ Unbewußt war
er dieser Erkenntnis gefolgt, als er sein erstes Werk
schuf; und als er jene Worte schrieb, war es ihm
bewußt geworden. Jetzt durfte er sich nicht mehr
mimosenhaft allen Eindrücken und Einflüssen, die
von außen kamen, verschließen, jetzt war es seine
Pflicht, sich als Künstler mit ihnen auseinanderzu-
setzen. Und eines war, das er ablegen mußte: Das
verzerrte Lächeln dessen, der ganz vornehmer
Klang geworden ist und jeden Mißklang verab-

scheut. In ihm erkannte er jetzt den Feind und
diesem Feinde wollte er mit aller Kraft entgegen-
treten. Mensch unter Menschen. — Nicht nur
Künstler unter Menschen. Dies war die schwere
Stunde, da Johannes sein erstes Werk verleug-
nete. Jetzt meinte er, daß er sein zweites Werk
schaffen könne, das Mitleid war nun mächtig ge-
worden.

Die Sommernacht stand hoch und rein über
dem Tal. Drunten schlief die Stadt; nur wenige
Lichter blinkten noch, schläfrige Augen. Es war
still wie in einem Dom; nur wenn ein Zug am Aus-
gang des Tales vorüberbrauste, glomm ein
schwaches Rollen über die Dächer der Stadt und
wuchs in leiser Unruhe die Berghänge hinan. Ein-
sam sonderte es sich ab, wie er es getan hatte,
als er sein erstes Werk schuf.

Die Sommernacht hing, ein großer duftender
Blumenkelch, über die Erde, in wehmütiger Freude,
da nun das Verblühen begann: Der neue Tag stand
draußen und bereitete sich zu seinem Einzug in die
Erde. Ein neuer glühender Sommertag. Eine neue
Sonne kam.

. . . . Und so schritt Johannes weiter, beschwert
mit dem Reichtum des Tages, an dem er das Er-
reichte geprüft und über sich selbst Gericht gehal-
ten hatte. Mit unerschütterlicher Ehrlichkeit war
alles getan worden; mit unerschütterlicher Ehrlich-
keit mußte weitergeschritten werden. Und das
ewig Bleibende in der Entwicklung dieser Künst-
lerseele war der starke strahlende Glaube an sich
selbst. Der führt in Tiefen und auf Höhen mit der-
selben fröhlichen Unverzagtheit. Der schuf tönende
Farben und genoß sie mit ehrfürchtigen Schauern.
Der war groß und schön und ewig jung.

Inhalt

Vierter Jahrgang

Erstes Halbjahr 1913

Beiträge Nummer

Seite

Joseph Adler
Vom andern Ufer

158/159

23

Peter Scher

162/163

39

Ein Buch von Döblin

170/171

71

G u i 11 a u m e Apollinaire

Zone

154/155

4

Arthur Babillotte

Die Schwermut des Genießers

156/157

14


158/159

20


160/161

30


162/163

36


164/165

44


166/167

54


168/169

59


170/171

70


174/175

86


176/177

94


178/179

102

Adolf Behne
Henri Matisse

162/163

36

Gini Severini

172/173

73

Gottfried Benn
Gedichte

160/161

26

William Blake
Sprüche aus den Werken

154/155

2

Paul Bommersheim

Gedicht

168/169

59

B1 a i s e Cendrars
Le douanier Henri Rousseau

178/179

99

Alfred Döblin

An Romanautoren und ihre Kritiker

158/159

17

A I b er t Ehrenstein
Der Tod in Venedig

164/165

44

Der Traum des achhundertundacht-
zigsten Nachtredakteurs

164/165

42

Elisabeth Epstein
Das Lächerlichsein

156/157

15

Hermann Essig
Hippodrom

164/165

43

Otto Feyen

Glosse zu Franz Jung: Das Trottel-
buch

154/155

6

S. Friedlaender

Die Mitte zwischen Extremen

158/159

22

Richard Fuchs
Orient oder Occident

176/177

91

Götz

Charles Louis Philippe übersetzt

176/177

95

Paul Hatvani
Die Stimme der Zeit

170/171

70

Wilhelm Hausenstein

Literatur zu den neuen Kunstbe-
wegungen

156/157

10

Vom Kubismus

170/171

67

Hegener

Das Bildnis des Marcel Schwöb und
seine Grabschrift

178/179

100

Arno Holz

160/161

26

Kandinsky

Malerei als reine Kunst

178/179

98

Für Kandinsky

Protest

154/155

3

A a g e von Kohl

Der schöne Korporal

174/175

82

Fernand Löger

Les Origines de la peinture contem-

poraine et sa valeur repräsentative

172/177

76

Rudolf Leonhard



Angelische Strophen

154/155

3

O Welt

166/167

52

Ernst Wilhelm Lotz

Gedichte

156/157

14

Gedichte

162/163

35

Allein

166/167

50

Katechismus

166/167

51

Gedichte

176/177

90

Franz Marc

Notiz

166/167

55

Friedrich Markus Huebner

Der Fall Bernd Isemann

174/175

87

Emil Ernst Mehnert

Gedicht

174/175

87

Alfred Richard Meyer

Dortmund

158/159

22

Steglitz

160/161

29

Gedicht

164/165

44

Kloster Neustift bei Brixen

166/167

51

Paris

174/175

85

Günther Mürr

Vergottung in Marie

172/173

75

Mynona

Die Torturen des Gottes Mumba

164/165

42

Idee vom Ferntaster

170/171

66

Rosa, die schöne Schutzmannsfrau

174/175

85

L. H. Neitzel

Moderner Bund

154/155

6

G a s t o n Picard

Creations

162/163

35

Isidor Quartner

Gedichte

156/157

10

Liebeslied

158/159

20

Sinnlichkeit

168/169

59

Arthur Rimbaud

Gedichte

172/173

'4

C u r t Seidel

Rosso-Rodin

154/155

2

Kurt Striepe



Die Brücke

176/177

90

Hugo Engelbert Schwarz

Phantasien des totgeborenen Knaben

Mokuro

154/155

2

Ardibots letztes Auftreten

168/169

57

Elezagal, die gelbe Maus

178/179

99

Paul Scheerbart

Herr Kammerdiener Kneetschke

156/157

10

Peter Scher

Das Holzbein

166/167

51

Das Bad der Pauline Borghese

176/177

93

Marcel Schwöb

Die Leichenfrauen

172/173

74

Josef Tress

Vater

172/173

76

Gedichte

178/179

99

H. W.

Von den schönen Künsten

158/159

18

Das Fest des heiligen Geistes

160/161

31

Zeitgeschichte

162/163

34

Sammelwut

164/165

42

Puppchen

166/167

50

Kritiker

166/167

52

Festspielerei

170/171

66

Der Tafel

172/173

79

Kunsthelfer

176/177

90

E. Wichman

Oratio pro Domo

174/175

87

Erich Vogeler

Das energetische Evangelium

164/165

47

Vom Kubismus

172/173

79

Paul Zech

Das Baalsopfer

160/161

26

Die hallucinierte Nacht

168/169

59

Zeichnungen


Nummer

Hans Arp

Zeichnung


154/155

Zeichnungen


158/159

Bolz

Originalholzschnitt


164/165

Delaunay

Zeichnung


174/175

Jacob Eingartner

Originalholzschnitt


176/177

Walter Helbig

Landschaft / Originalholzschnitt


154/155

Hermann Huber

Zeichnung


154/155

A. J. Korteweg

Linoleumschnitte


170/171

Marie Laurencin

Originalholzschnitte


156/157

Originalholzschnitt


160/161

F e r n a n t Löger

Zeichnung


172/173

Oskar Lüthy

Originalzeichnung


154/155

Franz Marc

Originalholzschnitt


156/157

Originalholzschnitt


160/161

Wilhelm Morgner

Originalholzschnitt


164/165

Linoleumschnitte


166/167

Linoleumschnitt


168/169

Gabriele Munter

Zeichnungen


156/157

Originalholzschnitt


162/163

Richter -Berlin

Originalholzschnitt


168/169

F r. Rosenkranz

Originalholzschnitt


16U/1Ö1

Artur Sega!

Originalholzschnitt


162/163

Originalholzschnitt


172/173

C u r t Stoermer

Originalholzschnitt


166/167

Originalholzschnitt


178/179

Storm-Petersen

Originalholzschnitt


178/179

111
 
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