DOI Artikel:
Löwitsch, Franz: Raum-Empfinden und Baukunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0093
INNEN-DEKORATION 71
PROFESSOR ADOLF RADING-BRESLAU SONNEN-TERRASSE. HAUS KRIEBEL-BRESLAU
Raum-Empfindens verstanden und entworfen »starr«, sondern leisten »Arbeit«. Die veränderte
werden. Die künstlerische Tätigkeit besteht heute moderne Psyche determiniert eine neueZweck-
darin, dieses Leben zu erschauen und es in Bahnen mäßigkeit; die neuen Bedürfnisse geben dem
und Rhythmen zu fassen, die mit dem Willen un- Raum neuen Sinn und neue Gestalt. Das
serer Zeit harmonisch zusammenklingen.. Das mo- Haus ist nicht mehr Stütze und Hülle, sondern
derne Haus ist Maschine: beweglich, arbeitleistend; Maschine: »Transformator zwischen Kosmos
daß sie richtig funktioniert, ist die Hauptsache. . und Mensch.«....................
★ Die Tendenz nach »Freiheit« verdichtet sich
Die Funktion des Raumes, die verbindende Be- in der reinen Zweckform, — ohne sie zu ver-
wegung »öffnet« ihn. Licht und Luft dürfen unge- gewaltigen. Es wird zum Kennzeichen des voll-
hindert hinein. Das Glas-oder Lusthaus wird zum endeten energetischen Denkens, daß es, weil
— wenn auch utopistischen — Ideal. Die Räume es die ding- und höhlenhaften Daseins - Stufen
selbst dürfen klein sein, weil die »ganze Welt« überwunden hat, sich auf keine dieser Formen
eindringt und zum Haus gehört, durch die weiten kapriziert. . Ein Haus zu bauen, in dem man friert,
Fenster, die gemeinsamen Anlagen, durch Telephon ist ebenso sinnwidrig, wie ein solches, in dem man
und Radio. . Die neuesten Bestrebungen zielen erstickt. Das Eine wie das Andere entsteht, wenn
dahin, die Mauern den »Zell-Membranen« das ding- bezw. höhlenhafte Denken »neurotisch
gleichzubilden, die die von außen wirkenden überbetont« ist. . In der Mode wie in der Baukunst
Energien der Wärme, des Lichtes, der Elektrizität, sind die Bedürfnisse nach Um- und Enthüllung
Feuchtigkeit usw. nicht abweisen, sondern in nutz- nicht unvereinbare Gegensätze, sondern Funktio-
bringende Form »transformieren« und so in das nen, die in bestimmtem Maße zu erfüllen
Innere des Körpers weiterleiten. Auch in den sind, und von denen die Eine die Andere fordert,
konstruktiven Gliedern wird der Hauptwert auf Eine noch nicht überwundene Neurose schwankt
ihre »Leitungs-Fähigkeit« gelegt. Sie leiten Kräfte, immer zwischen beiden Extremen, ohne das Dritte:
Bewegungen und sind selbst bewegt, sind nicht die Erfüllung im energetischen Raum zu finden.
PROFESSOR ADOLF RADING-BRESLAU SONNEN-TERRASSE. HAUS KRIEBEL-BRESLAU
Raum-Empfindens verstanden und entworfen »starr«, sondern leisten »Arbeit«. Die veränderte
werden. Die künstlerische Tätigkeit besteht heute moderne Psyche determiniert eine neueZweck-
darin, dieses Leben zu erschauen und es in Bahnen mäßigkeit; die neuen Bedürfnisse geben dem
und Rhythmen zu fassen, die mit dem Willen un- Raum neuen Sinn und neue Gestalt. Das
serer Zeit harmonisch zusammenklingen.. Das mo- Haus ist nicht mehr Stütze und Hülle, sondern
derne Haus ist Maschine: beweglich, arbeitleistend; Maschine: »Transformator zwischen Kosmos
daß sie richtig funktioniert, ist die Hauptsache. . und Mensch.«....................
★ Die Tendenz nach »Freiheit« verdichtet sich
Die Funktion des Raumes, die verbindende Be- in der reinen Zweckform, — ohne sie zu ver-
wegung »öffnet« ihn. Licht und Luft dürfen unge- gewaltigen. Es wird zum Kennzeichen des voll-
hindert hinein. Das Glas-oder Lusthaus wird zum endeten energetischen Denkens, daß es, weil
— wenn auch utopistischen — Ideal. Die Räume es die ding- und höhlenhaften Daseins - Stufen
selbst dürfen klein sein, weil die »ganze Welt« überwunden hat, sich auf keine dieser Formen
eindringt und zum Haus gehört, durch die weiten kapriziert. . Ein Haus zu bauen, in dem man friert,
Fenster, die gemeinsamen Anlagen, durch Telephon ist ebenso sinnwidrig, wie ein solches, in dem man
und Radio. . Die neuesten Bestrebungen zielen erstickt. Das Eine wie das Andere entsteht, wenn
dahin, die Mauern den »Zell-Membranen« das ding- bezw. höhlenhafte Denken »neurotisch
gleichzubilden, die die von außen wirkenden überbetont« ist. . In der Mode wie in der Baukunst
Energien der Wärme, des Lichtes, der Elektrizität, sind die Bedürfnisse nach Um- und Enthüllung
Feuchtigkeit usw. nicht abweisen, sondern in nutz- nicht unvereinbare Gegensätze, sondern Funktio-
bringende Form »transformieren« und so in das nen, die in bestimmtem Maße zu erfüllen
Innere des Körpers weiterleiten. Auch in den sind, und von denen die Eine die Andere fordert,
konstruktiven Gliedern wird der Hauptwert auf Eine noch nicht überwundene Neurose schwankt
ihre »Leitungs-Fähigkeit« gelegt. Sie leiten Kräfte, immer zwischen beiden Extremen, ohne das Dritte:
Bewegungen und sind selbst bewegt, sind nicht die Erfüllung im energetischen Raum zu finden.