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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Cunow, Julius: Gespräch mit dem Bauherrn
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0245

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XL. JAHRG.

DARMSTADT.

JUNI 1929.

GESPRÄCH MIT DEM BAUHERRN

VON ARCHITEKT JULIUS CUNOW—BERLIN

BAUHERR: »Bevor wir uns über unsere speziel-
len Wünsche für die Ausstattung unserer Woh-
nung unterhalten, möchte ich Ihnen kurz sagen,
wie ich mir das Verhältnis zwischen Architekt
und Bauherrn denke, und was ich von Ihrer
Tätigkeit erwarte.« Zunächst etwas Prinzipielles:
Ich stehe durchaus nicht auf dem Standpunkt,
daß das Einrichten einer Wohnung durch die Tätig-
keit eines Architekten eo ipso verteuert wird.
Sie lächeln ungläubig; sehen Sie, ich kann mir
vorstellen, daß der Architekt durch praktische
Vorschläge, auf die wir selbst vielleicht nicht
kommen, uns möglicherweise Arger und Kosten
ersparen kann. Außerdem soll er vor allem unsere
Räume gestalten: ihnen ein Gesicht geben, —
aber darüber wollen wir erst nachher sprechen.
Ich höre oft von Bekannten, daß die Kosten-
Anschläge, die der Ausführung zu Grunde lagen,
bedeutend überschritten wurden. Nach diesen
Erfahrungen könnte man eigentlich behaupten,
daß Bauen doppelt so viel kostet, als man vorher
annimmt. Deshalb will ich Ihnen gleich sagen,
lieber Freund, so etwas kommt bei mir nicht in
Frage; ich habe mir eine bestimmte Summe ge-
setzt, mit der ich unbedingt auskommen muß«.

ARCHITEKT: »Verzeihen Sie, wenn ich unterbreche,
ich möchte dazu bemerken, daß wir mit der Bau-
summe auskommen können, wenn wir erstens
uns vor Beginn der Arbeiten über den Umfang
klar sind, wenn zweitens nicht während der Aus-
führung Wünsche berücksichtigt werden sollen,
deren Verwirklichung bedeutende Mehrkosten er-
fordert, und wenn insbesondere Sie, gnädige Frau,
nicht nachträglich Ideen verwirklicht haben wol-
len . .« BAUHERRIN: (unterbrechend) »Ich weiß
schon: Ideen, die ich bei einer Freundin ausgeführt
gesehen habe und unbedingt auch bei mir haben
muß? Nein, ich kann Sie beruhigen, ich gehöre
nicht zu diesen mit Recht gefürchteten Baufrauen,
die der Schrecken der Architekten und vielleicht
auch der Ehemänner sind. Nein, wirklich, ich kann
sogar Zeichnungen lesen und mir vorstellen, wie
die Sache nachher in Wirklichkeit aussieht; das
ist aber noch nicht mein einziger Vorzug, ich
habe mir ein genaues Verzeichnis meiner Wün-
sche aufgestellt, um mit Ihnen zu überlegen, was
ich davon in unserer Wohnung und im Rahmen
unserer Mittel verwirklichen läßt, ich habe mir
ferner« . . ARCHITEKT: (strahlend) »Gnädige Frau,
ich muß Sie unterbrechen, weil ich unbedingt

1M9. Tl. I.
 
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