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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Licht und Wärme im Wohnraum
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254

INNEN-DEKORATION

LUDWIG KOZMA-BUDAPEST. STANDLAMPE FÜR EIN DAMENZIMMER

LICHT UND WÄRME
IM WOHNRAUM

Licht in der Wohnung, das ist
heute eine einfache Sache.
Man drückt so nebenher auf
den Knopfschalter, und die
helle goldene Flut rieselt durch
den Raum. Aber ein »Zauber«
bleibt es doch; nicht der Ent-
stehung nach, sondern der Wir-
kung nach. Wir haben die
großen Gaben heute so spott-
billig, daß wir keine bewußte
Ehrfurcht mehr an sie ver-
schwenden. Die Lichtflamme,
der Herdbrand mußten früher
mit sakralen Gefühlen umhegt
werden. Sie sind heute einge-
bürgert in unsre Welt wie die
Atemluft. Deshalb sind unsere
Lichtträger nüchterne Vor-
richtungen geworden, und
sie treten gerne auch äußer-
lich als solche auf........

*

Steht das nicht zu der Wunder-
wirkung des Lichtes im Wider-
spruch? Doch wohl nicht. Es
liegt vielmehr eine anerken-
nenswerte Aufrichtigkeitdarin.
Was den Menschen nicht viel
kostet, was sich ihm mühelos
anbietet, das soll er nicht mit
geschwollener Rhetorik deko-
rieren . Das Licht ist göttlich.
Aber für den Menschen der
Überlandleitungen, der Glüh-
birne und des Druckschalters
hat sich die Göttlichkeit des
Lichtes entformt, entpersön-
licht, ent-zeremonialisiert. . .
*

Der Kamin — ja, der macht
es noch auf die alte, zeremo-
nielle Weise. Er ist in der mo-
dernen Wohnung ein archa-
isches Motiv. Aber warum soll
der Mensch nicht wenigstens
eines der großen Lebens-Ele-
mente, die Feuerwärme, in ar-
chaisch-früher Gestalt vor sich
haben — zur Mahnung: »Wille-
gis, Willegis / Denk, woher du
kommen sis«! — zur direkten
Anschauung, damit er nicht
ganz ins Abgeleitete und In-
direkte hinübergerät?. . . . r.
 
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