Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0083
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Geyer-Raack, Ruth Hildegard: Zwei Schlafräume
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INNEN-DEKORATION
61
hermann rothe-berlin unter den linden japan. zwerg-garten und ch1nes. keramik
»ZWEI SCHLAFRÄUME«
von ruth hildegard geyer-raack
Was hätten die Räume, die wir heute schaffen Schöpfungeines dem Lebendigen, dem Mensch-
und in die wir — in unserer disziplinierten liehen unmittelbar nahen Raumes, den man ihnen
Leidenschaft für die neue, die gereinigte Form — baut: dem Bewohner angepaßt, der in ihm lebt.
Möbel von zweckmäßiger Strenge und Sachlich- Zwei Schlafräume zeigen die Bilder S. 58 60.
keit stellen, — was hätten diese Räume zuweilen Das Merkmal der Möbel ist: größte Einfachheit,
für eine karge, um nicht zu sagen »asketische« Aber es wurde erreicht, daß das »Zimmer der
Atmosphäre, wenn wir ihnen nicht durch bezieh- Tochter« durch das lichte Grün seiner Wände
ungsvolle Anordnung der Dinge im Raum, durch und Möbel, durch die Blumigkeit der Möbelstoffe
schönes Zubehör und durch gute Farbigkeit eine und der Wandmalerei, durch die Zartfarbigkeit
etwas lebendigere Schönheit gäben!..... der Seidenstoffe auf dem Bett und am Fenster,
* frisch wie die Jugend und licht wie der Frühling
Durchdrungen von der Notwendigkeit, zweck- wurde, — eben der Raum: einer jungen Frau,
mäßig schaffen zu müssen, verliebt in die schöne *
Klarheit gut erwogener Maße, finden wir heute Der andere Raum: ein »Zimmer für die
den Weg zu einer Form von einer neuen Schön- Gäste« ist »sachlich« selbst in der Malerei.. Aber
heit. . Aber diese klaren, netten, diese auf letzte im tiefen Blau seines Teppich-Bodens zu blaßgel-
Sachlichkeit hin durchdachten Körper im Raum, ben Wänden und Möbeln, im Blitzen des Metalls
die ein zeitliches Gebot gleich streng fordert für an Spiegeln, an Lampen und Beschlägen, in den
den bloßen Zweckraum wie für den Wohnraum im Skalen vielfarbig abgestimmter Vorhänge, durch die
Hause einer repräsentativen Persönlichkeit oder selbst das Licht des Tages anders zu fallen scheint
den Empfangsraum einer zarten Frau, — sie müs- als »zu Hause«, gibt er einen Antrieb, sich mal
sen erst zum Leben »erweckt« werden. . Wie »ganz anders« zu fühlen als im Alltag: eben als
das geschieht? Man muß sie »eintauchen« in die »Gast« — als ein neuer, erfrischter Mensch. r.h.g.-r.
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hermann rothe-berlin unter den linden japan. zwerg-garten und ch1nes. keramik
»ZWEI SCHLAFRÄUME«
von ruth hildegard geyer-raack
Was hätten die Räume, die wir heute schaffen Schöpfungeines dem Lebendigen, dem Mensch-
und in die wir — in unserer disziplinierten liehen unmittelbar nahen Raumes, den man ihnen
Leidenschaft für die neue, die gereinigte Form — baut: dem Bewohner angepaßt, der in ihm lebt.
Möbel von zweckmäßiger Strenge und Sachlich- Zwei Schlafräume zeigen die Bilder S. 58 60.
keit stellen, — was hätten diese Räume zuweilen Das Merkmal der Möbel ist: größte Einfachheit,
für eine karge, um nicht zu sagen »asketische« Aber es wurde erreicht, daß das »Zimmer der
Atmosphäre, wenn wir ihnen nicht durch bezieh- Tochter« durch das lichte Grün seiner Wände
ungsvolle Anordnung der Dinge im Raum, durch und Möbel, durch die Blumigkeit der Möbelstoffe
schönes Zubehör und durch gute Farbigkeit eine und der Wandmalerei, durch die Zartfarbigkeit
etwas lebendigere Schönheit gäben!..... der Seidenstoffe auf dem Bett und am Fenster,
* frisch wie die Jugend und licht wie der Frühling
Durchdrungen von der Notwendigkeit, zweck- wurde, — eben der Raum: einer jungen Frau,
mäßig schaffen zu müssen, verliebt in die schöne *
Klarheit gut erwogener Maße, finden wir heute Der andere Raum: ein »Zimmer für die
den Weg zu einer Form von einer neuen Schön- Gäste« ist »sachlich« selbst in der Malerei.. Aber
heit. . Aber diese klaren, netten, diese auf letzte im tiefen Blau seines Teppich-Bodens zu blaßgel-
Sachlichkeit hin durchdachten Körper im Raum, ben Wänden und Möbeln, im Blitzen des Metalls
die ein zeitliches Gebot gleich streng fordert für an Spiegeln, an Lampen und Beschlägen, in den
den bloßen Zweckraum wie für den Wohnraum im Skalen vielfarbig abgestimmter Vorhänge, durch die
Hause einer repräsentativen Persönlichkeit oder selbst das Licht des Tages anders zu fallen scheint
den Empfangsraum einer zarten Frau, — sie müs- als »zu Hause«, gibt er einen Antrieb, sich mal
sen erst zum Leben »erweckt« werden. . Wie »ganz anders« zu fühlen als im Alltag: eben als
das geschieht? Man muß sie »eintauchen« in die »Gast« — als ein neuer, erfrischter Mensch. r.h.g.-r.