Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

DOI Artikel:
Behne, Adolf: Anpassung an das Leben
DOI Artikel:
Abbildungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0189

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEFCO RATION

167

ARCHITEKT LUDWIG KOZMA - BUDAPEST HEIZKÖRPER MIT KERAMIK IN DER HALLE

»ANPASSUNG AN DAS LEBEN«

Das Ziel des Bauens ist die vollkommenste
Anpassung an das Leben. Die Macht,
gegen die es sich durchzukämpfen hat, ist das Un-
lebendige, das Starre, das Tote. . Wenn wir an das
Ziel das Vollkommene, das menschenhelfende In-
strument setzen, so müssen wir an das andere End
setzen die sich selbst genügende, den Menschen
nicht kennende Form. Sie ist ein Fetisch, der bis
in die Gegenwart seine Opfer fordert. . Die Kunst
kommt vom Tode her und will zum Leben!

Der rein ästhetisch Urteilende sieht den Bau
nicht als den vom Leben erfüllten, von Menschen
genutzten Raum, — ihn stört der Mensch nur. . .
»Rein ästhetisch« urteilen heißt nichts anderes, als
sich dem Totenkult unterwerfen. . Wenn wir Men-
schenwerk beurteilen, müssen wir in jede Betrach-
tung den lebenden Menschen einführen. Für den
Menschen, um des Menschen willen ist jede Ar-
beit gemacht worden. Von ihm und von seinem
Anspruch absehen, hieße, eine Sache begreifen
wollen, indem man ihren Ursinn außer Betracht läßt.

Die historischen Stile waren nicht so sehr lebens-
gestaltend, als Formulierung der Lebenshemmung.
Die Häuser waren keine auf den Menschen ab-
gestimmte Instrumente, sondern Denkmäler, Monu-
mente. . . Für uns handelt es sich heute in erster
Linie um die Funktion. Nicht der Schmuck und
sein Geschmack zeigen uns an, in welchem Grade
das Möbel zum Menschen faktisch in Beziehung
steht, wie viel es für den Menschen tatsächlich
leistet, sondern der Gebrauchswert. Nicht Formen
an sich interessieren uns, sondern Formen in Be-
ziehung auf den Menschen, nicht Formen a priori,
sondern Leistungen. Erst durch Herstellung
der Relation wird unser Urteil präzis........

Nicht der Grad der Qualität allein entscheidet
über den Wert einer Leistung, sondern vor allem
der Grad an Notwendigkeit — auch in der
K unst. . . Der antike Mensch hatte den Ehrgeiz,
so viele Diener zu haben wie möglich. Der moderne
Mensch, auch der reiche, hätte am liebsten gar
keine Diener um sich. Verzicht auf Personal ist
aber nur möglich, wenn alle Geräte und Möbel dem
 
Annotationen