Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929
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Wenzel, Alfred: Die "komplette" Wohnung: aus einem erlauschten Gespräch
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INN EN-DEKORATION
PROFESSOR ADELBERT NIEMEYER-MÖNCHEN HERRENZIMMER IM HAUSE »ECKARTSHOF«
DIE »KOMPLETTE «WOHNUNG
AUS EINEM ERLAUSCHTEN GESPRÄCH
» . . Seien Sie gewiß, daß das große Vertrauen, eben »an alles« gedacht werde. — Ich werde ge-
welches Sie mir beweisen, indem Sie mir bei der wiß »an alles« denken, aber gestatten Sie mir von
Anlage und Einrichtung Ihrer Wohnung, wie Sie vornherein einen kleinen Einwand: Sie sagten vor-
sagten, ganz und gar »freie Hand« lassen wollen, hin auch, daß Sie von mir eine »komplette« Woh-
Sie nicht reuen soll; unser Verantwortungsbewußt- nung entworfen haben wollen, und Sie meinten
sein erfährt in solchem Falle eine Steigerung über damit gewiß nichts anderes zusagen, als: daß eine
den Normalstand hinaus. . Warum? — fragen Sie solche wohl entstehe, wenn vom Einrichtenden »an
wohl; weil bei solcher unbeschränkten Vertrauens- alles« gedacht worden ist. — Sie werden zunächst
erklärung der Architekt auch die Verpflichtung ein Paradox dahinter vermuten, wenn ich Ihnen
mitbekommt, »an Alles zu denken« ; d. h. also sage: daß dieses »an alles denken« vor allem darin
nicht nur mitgeteilte besondere Einzel-Wünsche, bestehen muß, Ihnen gerade keine »komplette«
sondern gewissermaßen die ganze Vielfalt der über- Wohnung anzulegen. Doch sehen Sie sofort ein,
haupt möglichen Wünsche des Bestellers in Rück- wie es gemeint ist: Alles »Komplette« ist ein In-
sicht zu ziehen; Wünsche, die diesem selbst mit- sich-geschlossenes, Fertiges, In-sich-beruhendes
unter gar nicht bewußt sein mögen, weshalb er sie und im wesentlichen Unveränderbares: das aus-
lieber im Großen zusammenfaßt und verlangt, daß gewogene Einzelne ist zu einem Ganzen zusammen-
INN EN-DEKORATION
PROFESSOR ADELBERT NIEMEYER-MÖNCHEN HERRENZIMMER IM HAUSE »ECKARTSHOF«
DIE »KOMPLETTE «WOHNUNG
AUS EINEM ERLAUSCHTEN GESPRÄCH
» . . Seien Sie gewiß, daß das große Vertrauen, eben »an alles« gedacht werde. — Ich werde ge-
welches Sie mir beweisen, indem Sie mir bei der wiß »an alles« denken, aber gestatten Sie mir von
Anlage und Einrichtung Ihrer Wohnung, wie Sie vornherein einen kleinen Einwand: Sie sagten vor-
sagten, ganz und gar »freie Hand« lassen wollen, hin auch, daß Sie von mir eine »komplette« Woh-
Sie nicht reuen soll; unser Verantwortungsbewußt- nung entworfen haben wollen, und Sie meinten
sein erfährt in solchem Falle eine Steigerung über damit gewiß nichts anderes zusagen, als: daß eine
den Normalstand hinaus. . Warum? — fragen Sie solche wohl entstehe, wenn vom Einrichtenden »an
wohl; weil bei solcher unbeschränkten Vertrauens- alles« gedacht worden ist. — Sie werden zunächst
erklärung der Architekt auch die Verpflichtung ein Paradox dahinter vermuten, wenn ich Ihnen
mitbekommt, »an Alles zu denken« ; d. h. also sage: daß dieses »an alles denken« vor allem darin
nicht nur mitgeteilte besondere Einzel-Wünsche, bestehen muß, Ihnen gerade keine »komplette«
sondern gewissermaßen die ganze Vielfalt der über- Wohnung anzulegen. Doch sehen Sie sofort ein,
haupt möglichen Wünsche des Bestellers in Rück- wie es gemeint ist: Alles »Komplette« ist ein In-
sicht zu ziehen; Wünsche, die diesem selbst mit- sich-geschlossenes, Fertiges, In-sich-beruhendes
unter gar nicht bewußt sein mögen, weshalb er sie und im wesentlichen Unveränderbares: das aus-
lieber im Großen zusammenfaßt und verlangt, daß gewogene Einzelne ist zu einem Ganzen zusammen-