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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Adler, Leo: Morphologie der Baukunst
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194

INNEN-DEKORATION

PROFESSOR Dr. HEINRICH STRAUMER-BERLIN TERRASSE AM LANDHAUS SZ.-ZEHLENDORF

MORPHOLOGIE DER BAUKUNST

Eine der wenigen Lehren, die man der Geschichte
der Baukunst entnehmen kann, ohne auf Wider-
spruch zu stoßen, ist die Erkenntnis von der
Wandelbarkeit des ästhetischen Ideals.
Diese Wandelbarkeit ist für eine Architektur-
Wissenschaft deshalb von bisher kaum genügend
gewürdigter Bedeutung, weil eben sie es ist, die
einen scharfen Trennungsstrich zwischen dem Ge-
biete der Kunst und dem der Technik zieht.
Diese Trennung ist, wie ich glaube, grundlegend
für die Erkenntnis des künstlerischen Schaffens. .

Es wäre überflüssig, beweisen zu wollen, daß
in allem technischem Schaffen der Menschheit
ein Ziel allen einzelnen Bestrebungen und Ver-
suchen übergeordnet ist: in aller Technik muß bei
geringstem Aufwand die größtmöglichste Wirkung
erreicht werden— der Begriff des »Nutzeffek-
tes« ist allem technischen Schaffen eindeutig über-
geordnet, er ist das begrifflich festgelegte Ziel, zu
dem wohl verschiedene Wege führen, der aber
selbst einen unwandelbaren Maßstab abgibt, an
dem der technische Fortschritt gemessen wird.
In aller Kunst wäre ein derartig übergeordne-

tes Ziel allenfalls im Begriff der »Schönheit«
zu finden. Faßt man aber diesen Begriff nun etwas
näher ins Auge, so wird offenbar, daß wohl das
Wort »Schönheit« im Wandel der Jahrtausende
bleibt, der Begriffsinhalt dieses Wortes aber
sich wandelt. An die Stelle des eindeutig fest-
zulegenden Zieles »Nutzeffekt« tritt eine Folge
von begrifflich festliegenden ästhetischen Zielen,
deren Wandel psychologisch bedingt ist. Dem an
dem eindeutig festgelegten Ziel des »Nutzeffek-
tes« meßbaren Fortschritt aller Technik tritt die
von einer Zielfolge bedingte, nicht meßbare
Entwicklung in der Kunst gegenüber; und
eben dieser begrifflichen Zielfolge entspricht
im geschichtlichen Ablauf die »Stil-Folge«. . .

Wird der »Stil« sonach für eine architektonische
Typik unerheblich, so bedingt dieser Umstand
recht weitgehende Folgen für Ziel und Aufbau
einer architektur-typologischen Forschung. Diese
ist ihrer Absicht nach ausschließlich auf das
Bleibend-Wesentliche gerichtet; alles Vorüber-
gehend-Besondere tritt demgegenüber weit zu-
 
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