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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Neue Lebens-Aggregierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0170

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148

SNNEN-DEK.ORATION

ARCHITEKT REINHOLD STOTZ —BARMEN HERRENZIMMER MIT BÜCHERSCHRANK

»NEUE LEBENS-AGGREGIERUNG«

Als Grundlage des bemerkenswerten Referates
l des Soziologen Professor Alfred Weber-
Heidelberg, auf der Münchener Tagung des »Deut-
schen Werkbundes«, dienten die nachfolgenden
fünf Leitsätze, die wir dem Heftchen: »Flug-
schriften der Form« Nr. 1 (Verlag H. Recken-
dorf-Berlin) entnehmen:...............

1) »Die neue Sachlichkeit« ist der Ausdruck
eines neuen Lebensgefübls, das aus einer neuen
Lebens-Aggregierung erwächst. . 2) Diese
neue Lebens-Aggregierung bietet dem Menschen
als physischen, geistigen und seelischen Lebens-
raum eine neue Welt, die im Vergleich mit seiner
bisherigen beinahe dasselbe bedeutet, als sei er
auf einen »neuen Stern« versetzt. . 3) Das neue
Lebensgefühl setzt sich am folgenschwersten
durch im »neuen Bauen«. Nicht die größere
Zweckmäßigkeit oder die Verwendung der neuen
Technik sind dessen entscheidenste Eigentümlich-
keit, sondern daß aus einer, der neuen Lebens-
Aggregierung entsprechenden neuen seelischen
Haltung gewollt und gestaltet wird. . 4) Die Ab-

lehnung aller alten Formensprache jeder Fort-
führung irgend eines bisherigen Stils, die vollen-
dete Traditionslosigkeit und der extreme Puris-
mus haben hier ihre gemeinsame Wurzel. Als
künstlerische Gestaltungs-Möglichkeiten sind
vorerst nur übrig geblieben: Schönheit der
Raumgestaltung und Farbengebung; beide
zusammen die sogenannte »neue Schönheit«, —
beide aber von weitestgehend veränderter
Struktur bezw. Tönung gegenüber früher. . 5) Das
neue Lebensgefühl und sein Ausdruck sind bisher
mit Sicherheit nur Angelegenheit einer intellek-
tuellen Minderheit (Oberschicht), welche das neue
Dasein spürt. Es ist zweifelhaft, wie weit sie in
Wahrheit auch Ausdruck des Lebensgefühls der
traditionslosen Arbeiterschaft sind. Die traditio-
nelle Mittelschicht lehnt sie ab.«.........

Der Referent schloß seine Rede mit den Wor-
ten: »Ich aber bin froh, daß ich die Haltung teilen
kann, die in dem Goetheschen Wort ausge-
sprochen ist: »Entzieht euch dem verstorbenen
Zeug / Lebendiges laßt uns lieben!« . . r.
 
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