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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Wenzel, Alfred: Bemerkungen über das "Typische": eine Erwiderung auf einen Einwand
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0352

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330 INNEN-DEK.ORATION

ENTWURF: ANN1 SCHRÖDER - WIEN EMPFANGSZIMMER. KAMINPLATZ

BEMERKUNG ÜBER DAS »TYPISCHE«

EINE ERWIDERUNG AUF EINEN EINWAND

Sie irren, wenn Sie glauben, der moderne Archi- nicht anders gedacht werden konnte, erschien. .Wir

tekt habe sich vorgenommen, den Wohnbau trachten nach dem Kontakt einer neuen Gemein-

und seine Einrichtung zu »uniformieren«, — Sie samkeit, auch wenn wir vom »Typischen« sprechen,

irren noch mehr, wenn Sie sagen, er habe sogar *

ein »Programm« dafür aufgestellt. . Gewiß, wir Sie dürfen uns nicht mißverstehen; wir meinen
pflegen des öfteren bei der Darlegung der neuen nichts anderes als: Formen, die den für unsere
Baugesinnung vom »Typischen« zu sprechen, Zeit wesentlichen, typischen Bedürfnissen
aber — und dies muß zu allererst gesagt wer- entsprechen. Ihren Bedürfnissen also! Ihre Er-
den — es handelt sich dabei weniger um ein Pro- füllung ist unser Programm, wenn wir eines haben,
gramm als um die Kundgabe einer Gesinnung, nicht eine formalistische Doktrin. Da wir also nur

* an Sie denken, sollten Sie auch etwas Zutrauen

Daß wir uns überhaupt, redend oder schrei- uns entgegenbringen. Ist es so schwer? . Ich glaube

bend über vieles äußern, liegt nicht nur an der see- nicht: so wie Sie etwa im Philosophen den Reprä-

lischen Verfassung des modernen und besonders sentanten einer Schicht typischer Geistigkeit er-

des modernen schöpferischen Menschen, seinem blicken, in welcher menschliches Denken so weit

innern Drang und Zwang, ein aus dem Gefühls- filtriert, verdichtet, »wesentlich« geworden er-

impuls Begonnenes mit dem Intellekt zu durch- scheint, daß ihm in seinem Reich die Führerschaft

leuchten, auf die helle Ebene des Bewußtseins zu zugesprochen wird, — so sollten Sie sich auch

heben, und das dabei Erfahrene in Mitteilung um- entschließen, im wahren Architekten den Menschen

zusetzen, — nein, auch daran: weil es uns scheint, zu sehen, der die Bedürfnisse der Lebenshal-

als bedürfe es des Wortes zu einer Zeit, deren tung einer Zeit in ihrer allgemeinen typischen

Menschen nicht mehr in jener Gemeinsamkeit des Form deutlich erkennt. . Sie können es »flair«

Fühlens verbunden sind, aus der die künstlerische nennen, was ihm zuerst, vor den anderen, Ahnung

Produktion pflanzenhaft erwuchs und in ihren Er- und Gewißheit in dieser Richtung gibt, aber ver-

gebnissen wie ein Selbstverständliches, das gar wechseln Sie es nicht mit jenem Spürsinn, kraft
 
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