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Ritter, Heinrich: Moral des neuen Innenraums
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DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0391
INNEN-DEKORATION
369
ARCHITEKT WALTHER SOBOTKA-W1EN BÜCHEREI IM WOHNZIMMER M. H.-W1EN
MORAL DES NEUEN INNENRAUMS
Der neue Innenraum lebt nicht nur in neuen aber er macht nicht viel Aufhebens davon. Ihr
Formen, er hat auch eine neue Moral im Vorhandensein in einer frischen, gesunden Umwelt
Leibe. Er lehnt innerlich alles Schmachtende, ist selbstverständlich. Er hat es gerne mit frischen,
Blümerante, alles Verstohlene und Sentimentale heiteren, sportlichen Menschen zu tun. Er ruft den
ab. Er ist wahrheitsliebend, er ist von einer mann- Leuten fortwährend zu: Kinder, nicht träumen!
liehen Aufrichtigkeit. Er ist Ethiker, Erzieher und Nicht an altem Gram nagen, nicht vagen Ner-
Menschenbildner. Er stellt vor allem neue sittliche vosismen einer vergangenen Zeit nachhängen, son-
Werte auf und verlangt, daß wir sie anerkennen, dern arbeiten oder ruhen oder einem frischen,
Er hat einen aktivistischen Geisl; er will ein klei- bewegten, vernünftigen Vergnügen nachgehen. . .
nes Bißchen die Welt ändern und besser machen. Derneue Raum mag den fruchtlosen, gespaltenen
* Menschen nicht. Wie er selbst aus einer straffen,
Der neue Innenraum bedient nicht einfach die zusammengerafften Erfindung stammt, so will er
vorhandenen Wohnbedürfnisse, d. h. er begnügt auch auf ein gesundes, positives Menschentum
sich nicht damit, diese Wohnbedürfnisse festzu- hinwirken. Das ist der moralische Bestandteil in
stellen und ihnen zu entsprechen. Sondern er ist der neuen Raumgestaltung. Und ihm kann man
immer zugleich ein wenig Laienprediger, er hat nicht viel Einwände entgegenhalten. Denn zwischen
ein bestimmtes Bild davon, wie die in einem stren- so vielen zivilisatorischen Einflüssen, die den
geren Sinne »moderne Welt« aussehen müßte, und modernen Menschen zu zermürben, ja zu zersetzen
bemüht sich, die Menschen in dieser Richtung streben, muß jede fördernde Kraft, die auf Er-
weiterzutreiben. Nicht als ob ihm die feineren frischung, auf Jugend, auf kreatürliche Gesundheit
sinnlichen und ästhetischen Reize unbekannt wären; hinwirkt, begrüßt werden......Heinrich ritter.
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ARCHITEKT WALTHER SOBOTKA-W1EN BÜCHEREI IM WOHNZIMMER M. H.-W1EN
MORAL DES NEUEN INNENRAUMS
Der neue Innenraum lebt nicht nur in neuen aber er macht nicht viel Aufhebens davon. Ihr
Formen, er hat auch eine neue Moral im Vorhandensein in einer frischen, gesunden Umwelt
Leibe. Er lehnt innerlich alles Schmachtende, ist selbstverständlich. Er hat es gerne mit frischen,
Blümerante, alles Verstohlene und Sentimentale heiteren, sportlichen Menschen zu tun. Er ruft den
ab. Er ist wahrheitsliebend, er ist von einer mann- Leuten fortwährend zu: Kinder, nicht träumen!
liehen Aufrichtigkeit. Er ist Ethiker, Erzieher und Nicht an altem Gram nagen, nicht vagen Ner-
Menschenbildner. Er stellt vor allem neue sittliche vosismen einer vergangenen Zeit nachhängen, son-
Werte auf und verlangt, daß wir sie anerkennen, dern arbeiten oder ruhen oder einem frischen,
Er hat einen aktivistischen Geisl; er will ein klei- bewegten, vernünftigen Vergnügen nachgehen. . .
nes Bißchen die Welt ändern und besser machen. Derneue Raum mag den fruchtlosen, gespaltenen
* Menschen nicht. Wie er selbst aus einer straffen,
Der neue Innenraum bedient nicht einfach die zusammengerafften Erfindung stammt, so will er
vorhandenen Wohnbedürfnisse, d. h. er begnügt auch auf ein gesundes, positives Menschentum
sich nicht damit, diese Wohnbedürfnisse festzu- hinwirken. Das ist der moralische Bestandteil in
stellen und ihnen zu entsprechen. Sondern er ist der neuen Raumgestaltung. Und ihm kann man
immer zugleich ein wenig Laienprediger, er hat nicht viel Einwände entgegenhalten. Denn zwischen
ein bestimmtes Bild davon, wie die in einem stren- so vielen zivilisatorischen Einflüssen, die den
geren Sinne »moderne Welt« aussehen müßte, und modernen Menschen zu zermürben, ja zu zersetzen
bemüht sich, die Menschen in dieser Richtung streben, muß jede fördernde Kraft, die auf Er-
weiterzutreiben. Nicht als ob ihm die feineren frischung, auf Jugend, auf kreatürliche Gesundheit
sinnlichen und ästhetischen Reize unbekannt wären; hinwirkt, begrüßt werden......Heinrich ritter.