Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0282
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Ritter, Heinrich: Von der Wirkung der Linie: sie gibt Anstoss zu innerer Bewegtheit
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VON DER WIRKUNG DER LINIE
sie gibt anstoss zu innerer bewegtheit
Linien, die wir sehen, führen die Seele. Sie sind aus der Erstarrung und lebt seinen gleichsam nur
4 alle bedeutsam. Keine ist ein bloßes Nichts, angefangenen Rhythmus weiter. . Und dies ist
Auch wenn sie am Möbel erscheinen und sich nicht etwa ein Geschehen, das vom Rauschmittel
bloß zweckbestimmt geben, wie etwa die mäan- erzeugt wird, sondern es ist ein Geschehen, das
drische »Sigma«form des unten abgebildeten Mö- auch im normalen Zustande stattfindet und durch
bei-Stückes —: sie geben immer einen Rhythmus das Rauschmittel nur sinnfälliger, deutlicher wird,
in unser Gemüt, sie wirken innerlich weiter, sie Man hat die Architektur eine »erstarrte Musik«
geben Anstoß zu einer inneren Bewegtheit. . . . genannt. Aber das gilt schon für die einfachste
Wir wissen vom Weiterwirken der »Linie« nicht Linie, wo sie auch erscheinen möge: sie ist mit
nur aus unsrer bewußten täglichen Erfahrung. Wir einer seelenzwingenden Macht ausgestattet. Und
wissen es auch aus Experimenten mit bestimmten darin ruht ein großer Teil des Einflusses, den die
Rauschgift-Wirkungen. Da zeigt es sich, daß z. B. Dinge auf uns ausüben. Die »Dinge« tun eine stän-
jede in einem bestimmten Bewegungssinn geprägte dige Arbeit an uns; eine Arbeit, die wir in den
Linie zu »leben« beginnt. Ruhende Schlangen- allermeisten Fällen nicht merken, die uns aber
linien setzen sich in schlängelnder Bewegung fort, doch allstündlich eine Fülle winziger Erlebnisse
Blumen auf der Tapete werden zum rauschenden, zuführt, winziger Anregungen, die im Ganzen un-
lebenerfüllten Urwald. Alles Sichtbare erwacht seres Gemüts nicht verloren gehen. Heinrich ritter.
LUDWIG KOZMA-BUDAPEST. ANRICHTE-WAGEN: ROT SCHLEIFLACK WEISS GUMMI
sie gibt anstoss zu innerer bewegtheit
Linien, die wir sehen, führen die Seele. Sie sind aus der Erstarrung und lebt seinen gleichsam nur
4 alle bedeutsam. Keine ist ein bloßes Nichts, angefangenen Rhythmus weiter. . Und dies ist
Auch wenn sie am Möbel erscheinen und sich nicht etwa ein Geschehen, das vom Rauschmittel
bloß zweckbestimmt geben, wie etwa die mäan- erzeugt wird, sondern es ist ein Geschehen, das
drische »Sigma«form des unten abgebildeten Mö- auch im normalen Zustande stattfindet und durch
bei-Stückes —: sie geben immer einen Rhythmus das Rauschmittel nur sinnfälliger, deutlicher wird,
in unser Gemüt, sie wirken innerlich weiter, sie Man hat die Architektur eine »erstarrte Musik«
geben Anstoß zu einer inneren Bewegtheit. . . . genannt. Aber das gilt schon für die einfachste
Wir wissen vom Weiterwirken der »Linie« nicht Linie, wo sie auch erscheinen möge: sie ist mit
nur aus unsrer bewußten täglichen Erfahrung. Wir einer seelenzwingenden Macht ausgestattet. Und
wissen es auch aus Experimenten mit bestimmten darin ruht ein großer Teil des Einflusses, den die
Rauschgift-Wirkungen. Da zeigt es sich, daß z. B. Dinge auf uns ausüben. Die »Dinge« tun eine stän-
jede in einem bestimmten Bewegungssinn geprägte dige Arbeit an uns; eine Arbeit, die wir in den
Linie zu »leben« beginnt. Ruhende Schlangen- allermeisten Fällen nicht merken, die uns aber
linien setzen sich in schlängelnder Bewegung fort, doch allstündlich eine Fülle winziger Erlebnisse
Blumen auf der Tapete werden zum rauschenden, zuführt, winziger Anregungen, die im Ganzen un-
lebenerfüllten Urwald. Alles Sichtbare erwacht seres Gemüts nicht verloren gehen. Heinrich ritter.
LUDWIG KOZMA-BUDAPEST. ANRICHTE-WAGEN: ROT SCHLEIFLACK WEISS GUMMI