Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0354
DOI Artikel:
Lang, Hugo: Das Feld der neuen Möbelform: Erörterungen über das Neue Möbel in Amerika
DOI Artikel:Abbildungen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0354
DAS FELD DER NEUEN MÖBELFORM
erörterungen über das neue möbel in amerika
Für den, der eine bestimmte Entwicklung durch-
gemacht hat, ist es interessant, zu beobach-
ten, in welcher Weise ein Anderer eine ähnliche
Entwicklungs-Folge durchläuft. So ist es lehrreich
für uns in Mitteleuropa, nach unserer langjäh-
rigen Erfahrung im Entstehen und in der Ausbrei-
tung der »neuzeitlichen Form«, die jetzt ein-
setzende Entwicklung in Amerika zu verfolgen.
Da beginnen nun die »Auseinandersetz-
ungen«. »In zehn Jahren werden nur noch neu-
zeitliche Möbel und Einrichtungen in Grand
Rapids (der Zentrale der nordamerikanischen
Möbel-Industrie) hergestellt werden und neuzeit-
liche Entwürfe werden den Stil für die indu-
strielle Produktion festlegen!« — so kündigte der
Vorsitzende der »American Union of Decora-
tive Artists and Craftsmen«, Architekt Eugene
Schoen-New York in einer Veröffentlichung an.
*
Das reizte die Vertreter der Stil-Produktion
zum Widerspruch. Ein Wortführer erwiderte:
»Wir wissen nicht, wie Mr. Schoen zu seiner Über-
zeugung gekommen ist. Es wäre interessant, das
herauszufinden. Wir merken nichts davon, daß
Grand Rapids mit fliegenden Fahnen zu neuzeit-
lichen Einrichtungs-Kunst übergeht. . Wir hoffen,
daß etwas Dauerndes aus dieser neuen Kunst
kommen wird, aber da ist zuviel Übertreibung,
nicht nur in den Formen, sondern auch in den An-
sprüchen. . Genügt es nicht, wenn dem neuen
Stil die gleiche Existenz-Berechtigung zugestan-
den wird: neben allen den älteren Stilen? .Warum
soll man annehmen, daß er das Land »ganz und
gar« erobern wird? Zumal im Hinblick darauf,
daß eine Architekten-Gruppe — jetzt, in unserer
Zeit — die Notwendigkeit betont, alles »nach
individuellem Maß« sich bauen zu lassen!« Es
wird dann in Anregung gebracht, im Metropolitan-
Museum in New York durch eine Schau, aus-
schließlich von Industrie -Typen- Erzeugnissen
klarzulegen, welcher Stil das Übergewicht hat. .
*
Auch bei uns verlief der Kampf zwischen
Altem und Neuem wohl in ähnlicher Weise. Und
auf den Möbelmessen blieb jahrzehntelang das
»Stil-Gemisch« die Regel. . Auf der diesjährigen
großen »Stuttgarter Möbelmesse« ist nun zum
ersten Mal die neuzeitliche, schlichte Form als
eine durchgreifende Einheit aufgetreten. Das
ist eine recht bemerkenswerte Erscheinung. Sie
dürfte auch in den Kreisen der amerikanischen
Möbelindustrie Aufmerksamkeit erregen. . h. lang.
ARCHITEKT LUDWIG KOZMA IN BUDAPEST. KLEINE SOFABANK IM VORRAUM
erörterungen über das neue möbel in amerika
Für den, der eine bestimmte Entwicklung durch-
gemacht hat, ist es interessant, zu beobach-
ten, in welcher Weise ein Anderer eine ähnliche
Entwicklungs-Folge durchläuft. So ist es lehrreich
für uns in Mitteleuropa, nach unserer langjäh-
rigen Erfahrung im Entstehen und in der Ausbrei-
tung der »neuzeitlichen Form«, die jetzt ein-
setzende Entwicklung in Amerika zu verfolgen.
Da beginnen nun die »Auseinandersetz-
ungen«. »In zehn Jahren werden nur noch neu-
zeitliche Möbel und Einrichtungen in Grand
Rapids (der Zentrale der nordamerikanischen
Möbel-Industrie) hergestellt werden und neuzeit-
liche Entwürfe werden den Stil für die indu-
strielle Produktion festlegen!« — so kündigte der
Vorsitzende der »American Union of Decora-
tive Artists and Craftsmen«, Architekt Eugene
Schoen-New York in einer Veröffentlichung an.
*
Das reizte die Vertreter der Stil-Produktion
zum Widerspruch. Ein Wortführer erwiderte:
»Wir wissen nicht, wie Mr. Schoen zu seiner Über-
zeugung gekommen ist. Es wäre interessant, das
herauszufinden. Wir merken nichts davon, daß
Grand Rapids mit fliegenden Fahnen zu neuzeit-
lichen Einrichtungs-Kunst übergeht. . Wir hoffen,
daß etwas Dauerndes aus dieser neuen Kunst
kommen wird, aber da ist zuviel Übertreibung,
nicht nur in den Formen, sondern auch in den An-
sprüchen. . Genügt es nicht, wenn dem neuen
Stil die gleiche Existenz-Berechtigung zugestan-
den wird: neben allen den älteren Stilen? .Warum
soll man annehmen, daß er das Land »ganz und
gar« erobern wird? Zumal im Hinblick darauf,
daß eine Architekten-Gruppe — jetzt, in unserer
Zeit — die Notwendigkeit betont, alles »nach
individuellem Maß« sich bauen zu lassen!« Es
wird dann in Anregung gebracht, im Metropolitan-
Museum in New York durch eine Schau, aus-
schließlich von Industrie -Typen- Erzeugnissen
klarzulegen, welcher Stil das Übergewicht hat. .
*
Auch bei uns verlief der Kampf zwischen
Altem und Neuem wohl in ähnlicher Weise. Und
auf den Möbelmessen blieb jahrzehntelang das
»Stil-Gemisch« die Regel. . Auf der diesjährigen
großen »Stuttgarter Möbelmesse« ist nun zum
ersten Mal die neuzeitliche, schlichte Form als
eine durchgreifende Einheit aufgetreten. Das
ist eine recht bemerkenswerte Erscheinung. Sie
dürfte auch in den Kreisen der amerikanischen
Möbelindustrie Aufmerksamkeit erregen. . h. lang.
ARCHITEKT LUDWIG KOZMA IN BUDAPEST. KLEINE SOFABANK IM VORRAUM