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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Keyserling, Hermann; Curtius, Ernst Robert: Merkmale unserer Zeit
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Preetorius, Emil: Von dem Bewusstsein
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0149

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INNEN-DEKORATION

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PROFESSOR ADELBERT N1EMEYER - MÜNCHEN KINDER-SCHLAFZIMMER. HAUS »ECKARTSHOF«

Ist es nicht etwas Großes, in einer Zeit zu leben,
die alle veralteten Formen und Formeln beiseite-
schiebt, alle überholten Kampfstellungen preisgibt,
um das Feld freizumachen für einen Neubau der
abendländischen Kultur? Was als Gärung und Zer-
setzung erscheint, ist die unausweichliche Beding-
ung neuen Wachstums, ist das Vorzeichen einer
neuen synthetischen Epoche. Je nach dem
Lebenswillen und dem Kraftbewußtsein, die den
einzelnen und den Gemeinschaften innewohnt,
lassen sich die Hieroglyphen unserer Zeit als Zei-
chen des Untergangs oder des Aufgangs deuten.
Vergessen wir nie, daß wir der »Zeit« nicht aus-
geliefert sind als willenlose Opfer. Wir selbst be-
stimmen sie mit, jeder einzelne von uns. Wir müs-
sen unser Verstehen so weit spannen wie möglich;
aber nur um wirksamer mitzuarbeiten an den großen
Aufgaben, die unser harren.« . prof. Dr. e. r. curtius.



DIE BESTEN GEBRAUCHS-Gegenstände
sind die Dinge, die immer ein wenig siche-
rer, ruhiger, und vielleicht auch heiterer sind
als wir selbst und utis nicht das Gefühl geben,
ihr Gefangener zu sein.......alfons paquet.

VON DEM BEWUSSTSEIN

Der Weg der Menschheit ist der von der dump-
fen Gebundenheit an seine dunklen Gründe
zum immer wacheren, helleren, sich selber füh-
lenden Bewußtsein. Und wie selbstverständ-
lich ist es der Weg der Kunst, der diesen Wan-
del von der Unbewußtheit zur Überbewußtheit
im Verlaufe ihrer Epochen »Bild« werden läßt.

Nicht gegen, sondern mit dieser Bewußt-
heit führt unser, der Menschheit Weg weiter.
Vielleicht führt er bis zu dem Punkt, von dem
Kleist's tiefstes Wort gilt: daß »wir ein ander-
mal von der Erkenntnis essen müssen, um wieder
in den Stand der Unschuld zu fallen.« Das aber
will sagen: um abermals eine Unbewußtheit zu
erlangen, die aus zielendem Drang, aus klarstem
Wissen erwachsen die überhellste Bewußtheit wie-
derum überwölbe als eine Unbewußtheit gleich-
sam höheren Grades. Um mit Schiller zu reden, —
auf dessen Überlegungen jenes Kleistische Wort
ja fußt, — als eine »zweite Naivität« —: eine
selbsterkämpfte, selbsterrungene! . emilpreetorius.
 
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