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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Vom Handwerker
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INNEN-DEKORATION

251

ARCHITEKT LUDWIG KOZMA-BUDAPEST SOFA-ECKE IN EINEM HERRENZIMMER

»VOM HANDWERKER«

Gewiß klingt es plausibel, daß die Industrie
alle die Dinge herstellen soll, die »unpersön-
lich« sind, und daß im Handwerk »individuelle«
Momente des Herstellers und das Eingehen auf
besondere Forderungen des Verbrauchers das Er-
zeugnis bestimmen sollen«; — so führt W. Lötz
in »Die Form« (H. Reckendorf - Berlin) aus. . »Ich
kann diese Ansicht nicht teilen: denn entweder
handelt es sich um einen Künstler, der von der
künstlerischen Gestaltung ausgeht und das Material
und die Technik sich dienstbar macht. Dieser
Mensch hat das Recht zur eigenen Formensprache.
Oder es handelt sich um einen Handwerker im
besten Sinn, der gar nicht den Ehrgeiz hat, beson-
dere Formen in persönlicher Handschrift wieder-
zugeben, der gewisse Formen als gegeben und
richtig ansieht und der seine Arbeit so macht, daß
Material und Technik noch lebendig aus dem fer-
tigen Produkt zu spüren sind. . Man soll nicht aus
dem Handwerker einen Künstler machen wollen,
vor allem nicht einen, der den Ehrgeiz individu-

1928. VI. 4.

eller Formung besitzt, oder wir werden schlechte
Handwerker bekommen, die auch schlechte Kunst-
gewerbler sind. . Es wird sicher auch, wenn eine
neue Handwerker-Generation erwächst, unter die-
sen eigenwillige Persönlichkeiten geben, die ihre
eigenen Wege gehen und die etwas zu sagen
haben werden, was auf künstlerische Geltung An-
spruch hat. Aber man soll nicht die ganze Frage

unter diesem Gesichtspunkt sehen..........

Wenn man dem Handwerk im Rahmen der Ge-
staltung einen Platz zuweisen will, so darf man es
nicht so sehr in Gegensatz zur Industrie stellen,
wie es oft geschieht, und es damit zugleich als
»angewandte Kunst« an die linke Seite der Kunst
stellen. Die Tatsache, daß die handwerkliche Er-
zeugung immer »serienmäßig« war, sollte denen
zu denken geben, die auf die Rolle des Hand-
werks als Hersteller von Einzelstücken verweisen.
Allerdings diese »handwerkliche Serie« ist etwas
anderes als die »industrielle Serie«: denn die hand-
werkliche Serie kennt eine stetige Wandlungs-
möglichkeit und jedes Stück der Serie sollte das
vorhergehende an Qualität und Gestaltung über-
 
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