Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0308
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Michel, Wilhelm: Raumverdrängung - Raumbedrängung: Grundsätzliches über westliche und östliche Formenwelt
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT D1PL.-ING. OTTO FIRLE —BERLIN KINDERZIMMER. HAUS Dr. H.-HANNOVER
RAUMVERDRÄNGUNG - RAUMBEDRÄNGUNG
GRUNDSÄTZLICHES ÜBER WESTLICHE UND ÖSTLICHE FORMENWELT
Es gilt, wenn wir unser bauliches Schaffen ver- Raum als dem Ort der unendlichen Beziehung und
stehen wollen, vor allem das in ihm herr- Einbettung. Sie stößt in ihn vor mit ihren Hoch-
schende Raumgefühl zu verstehen. . Hängt der häusern und Türmen, sie drängt ihn zurück: sinn-
Mond in eine moderne Großstadt-Straße herein, fällig, indem sie den Menschen in ihre künstlichen
so scheint er kaum noch zu unsrer Erde zu gehören. Raumgebilde fast völlig einschließt; geistig, indem
Er kommt gegen das künstliche Licht nicht auf, sie überall das Wollen und Können des Menschen
die hohen Straßenwände rücken ihn weit fort, so- in den Vordergrund stellt und ihn zu einem ausge-
daß er die Menschen nichts mehr angeht. Dagegen sprochenen, selbständigen, fast hochmütigen Typus
im Dorf, gar im heimatlichen Tal! Da steht er hart bildet: selbständig und hochmütig gegenüber der
hinterm Berg und schmückt die verfallene Burg Einbettung ins Umschließende und in die durch-
mit Lichtflächen. Er scheint fast ein Bestandteil gängige Beziehung. Der Abendländer ist der Vor-
des kleinen Gartens beim Haus. Er strömt eine dringende, in den Raum Vorstoßende; ihm ist der
volle Beziehung herab und hebt die Gedanken Raum das Leere, das Negativ, höchstenfalls das
mächtig empor. Er ist auf alle Weise erreichbar, Zehrende, das Gefährliche, wie jenen Griechen,
fühlbar; während ihn die Großstadt verdrängt und die mit der Körperlichkeit ihrer Statuen und Tem-
hoch ins Leere rückt, ist er hier ein Element, das pel auf das Unendliche eindrangen und ihm die-
seinerseits lebhaft auf die Erde herabdrängt. . . . ses menscheneigene, trotzige Europa abgewannen.
Wie mit dem elegischen Himmelskörper, so H Sieht man dagegen in chinesischer Malerei die
verfährt die Großstadt mit dem Raum, in den Berge und Brücken, die Hütten und Menschen
das menschliche Leben eingebaut ist; mit dem zart und scheu, gleichsam ungesichert im Räume
Raum als dem großen »Negativ«, das dem wollen- schweben, so spürt man sofort: hier fühlt sich das
den, strebenden Menschen entgegensteht, mit dem menschliche Leben vom Raum wunderbar über-
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT D1PL.-ING. OTTO FIRLE —BERLIN KINDERZIMMER. HAUS Dr. H.-HANNOVER
RAUMVERDRÄNGUNG - RAUMBEDRÄNGUNG
GRUNDSÄTZLICHES ÜBER WESTLICHE UND ÖSTLICHE FORMENWELT
Es gilt, wenn wir unser bauliches Schaffen ver- Raum als dem Ort der unendlichen Beziehung und
stehen wollen, vor allem das in ihm herr- Einbettung. Sie stößt in ihn vor mit ihren Hoch-
schende Raumgefühl zu verstehen. . Hängt der häusern und Türmen, sie drängt ihn zurück: sinn-
Mond in eine moderne Großstadt-Straße herein, fällig, indem sie den Menschen in ihre künstlichen
so scheint er kaum noch zu unsrer Erde zu gehören. Raumgebilde fast völlig einschließt; geistig, indem
Er kommt gegen das künstliche Licht nicht auf, sie überall das Wollen und Können des Menschen
die hohen Straßenwände rücken ihn weit fort, so- in den Vordergrund stellt und ihn zu einem ausge-
daß er die Menschen nichts mehr angeht. Dagegen sprochenen, selbständigen, fast hochmütigen Typus
im Dorf, gar im heimatlichen Tal! Da steht er hart bildet: selbständig und hochmütig gegenüber der
hinterm Berg und schmückt die verfallene Burg Einbettung ins Umschließende und in die durch-
mit Lichtflächen. Er scheint fast ein Bestandteil gängige Beziehung. Der Abendländer ist der Vor-
des kleinen Gartens beim Haus. Er strömt eine dringende, in den Raum Vorstoßende; ihm ist der
volle Beziehung herab und hebt die Gedanken Raum das Leere, das Negativ, höchstenfalls das
mächtig empor. Er ist auf alle Weise erreichbar, Zehrende, das Gefährliche, wie jenen Griechen,
fühlbar; während ihn die Großstadt verdrängt und die mit der Körperlichkeit ihrer Statuen und Tem-
hoch ins Leere rückt, ist er hier ein Element, das pel auf das Unendliche eindrangen und ihm die-
seinerseits lebhaft auf die Erde herabdrängt. . . . ses menscheneigene, trotzige Europa abgewannen.
Wie mit dem elegischen Himmelskörper, so H Sieht man dagegen in chinesischer Malerei die
verfährt die Großstadt mit dem Raum, in den Berge und Brücken, die Hütten und Menschen
das menschliche Leben eingebaut ist; mit dem zart und scheu, gleichsam ungesichert im Räume
Raum als dem großen »Negativ«, das dem wollen- schweben, so spürt man sofort: hier fühlt sich das
den, strebenden Menschen entgegensteht, mit dem menschliche Leben vom Raum wunderbar über-