Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931
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Heft 3
DOI Artikel:Hugelshofer, Walter: Hermann Haller: zum 50. Geburtstag am 24. Dezember
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HERMANN HALLER, GRABMAL
PHOTO M. SCHWARZKOPF, ZÜRICH
HERMANN HALLER
ZUM 50. GEBURTSTAG AM 24. DEZEMBER
VON
WALTER HÜGELS HOFER
HERMANN HALLER, PHOTOGRAPHIE
Man muß die Bildhauerei zu Anfang dieses Jahrhunderts zum
Vergleich heranziehen, um die befreiende Leistung Hermann
Hallers und seiner Weggenossen zu ermessen. Beim Durchblättern
eines Bandes wie der „Modernen Plastik" aus der Reihe der Blauen
Bücher mag man begreiren, was in der Vorkriegswelt mit wenig
Ausnahmen unter Plastik zu verstehen war. Welch erkältende An-
sammlung trister Gekonntheiten! Wie selten wird man einmal
angesprochen. Wieviel hilflos verlorenes Epigonentum, Allegorie
und Literatur (noch in vielen Hauptwerken Rodins). Warum sollte
man nicht anerkennen, daß wir heute von Wesen und Sinn der
Plastik einen klareren und stärkeren, weniger gedanklich als künst-
lerisch bestimmten Begriff haben. Diese Wandlung des Geschmacks
und des Verständnisses kommt aus der Malerei, ist eine Frucht
des „Malerischen", das für die Charakterisierung aller Künste mehr
und mehr entscheidend geworden ist. Dem unsinnlich und abge-
leitet empfindenden Künstler des 19. Jahrhunderts gilt der strenge
Marmor als der vornehmste Werkstoff. Der heute nicht nur
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PHOTO M. SCHWARZKOPF, ZÜRICH
HERMANN HALLER
ZUM 50. GEBURTSTAG AM 24. DEZEMBER
VON
WALTER HÜGELS HOFER
HERMANN HALLER, PHOTOGRAPHIE
Man muß die Bildhauerei zu Anfang dieses Jahrhunderts zum
Vergleich heranziehen, um die befreiende Leistung Hermann
Hallers und seiner Weggenossen zu ermessen. Beim Durchblättern
eines Bandes wie der „Modernen Plastik" aus der Reihe der Blauen
Bücher mag man begreiren, was in der Vorkriegswelt mit wenig
Ausnahmen unter Plastik zu verstehen war. Welch erkältende An-
sammlung trister Gekonntheiten! Wie selten wird man einmal
angesprochen. Wieviel hilflos verlorenes Epigonentum, Allegorie
und Literatur (noch in vielen Hauptwerken Rodins). Warum sollte
man nicht anerkennen, daß wir heute von Wesen und Sinn der
Plastik einen klareren und stärkeren, weniger gedanklich als künst-
lerisch bestimmten Begriff haben. Diese Wandlung des Geschmacks
und des Verständnisses kommt aus der Malerei, ist eine Frucht
des „Malerischen", das für die Charakterisierung aller Künste mehr
und mehr entscheidend geworden ist. Dem unsinnlich und abge-
leitet empfindenden Künstler des 19. Jahrhunderts gilt der strenge
Marmor als der vornehmste Werkstoff. Der heute nicht nur
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