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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 9
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NEUE BÜCHER

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Alfred Neumeyer: Dürer. Les editions G. Cres & Cie.,
Paris 192g.

Unter dem Titel „Maitres d'autrefois" beginnt in Paris
eine Serie von Büchern zu erscheinen. Die Herausgeber
George Besson und Jean Alazard haben einen jüngeren
deutschen Kunstgelehrten dafür gewonnen, in einem Band
über Dürer französischen Lesern Aufklärung zu bieten, die, wie
wir glauben, notwendig und, wie wir hoffen, willkommen ist.

Neumeyer stand vor der Aufgabe, den Franzosen Dürer
zu zeigen, wie wir ihn sehen, nachdem Lippmann und
Winkler die Zeichnungen zugänglich gemacht, L. Justi und
Panowsky die Kunsttheorie Dürers aufgeklärt haben, und
Wölfflin Wage und Maßstab verfeinert hat.

Die Aufgabe war schwer zu lösen, weil die Bewältigung
der Vorarbeit, Übersicht darüber, Auswahl daraus, viel Kennt-
nis und noch mehr Takt erforderte. Auf sechzig Seiten in
lesbarer Sprache, in einem dem Thema gemäßen Ton alles
Wesentliche vom ermittelten Tatbestand aufzunehmen, einige
Monumente anschaulich zu beschreiben, die Entwicklung zu
zeichnen: dies ist dem Verfasser gelungen. Der Eingeweihte
merkt an vielen Stellen, daß Neumeyer mehr weiß, als er
ausspricht, daß er die seltene Fähigkeit besitzt, auszulassen
und zu schweigen. Drohende Gefahren sind glücklich ver-
mieden: pedantische Überladung des Textes auf der einen,
redensartliche Oberflächlichkeit auf der anderen Seite.

M. J. Friedländer

Waldemar George, Le dessin f r a n c, a i s de David
ä Cezanne. Editions chroniques du jour. Paris 1929.

Der Pariser Kritiker zeigt in dieser ersten zusammen-
hängenden Darstellung des Gebietes die französische Zeich-
nung in ihrer exemplarischen Bedeutung für den Stilablauf
des neunzehnten Jahrhunderts — wie er ihn Wölfflin und
Riegl heranziehend — sieht. Von der Romantik bis zu den
Impressionisten rechnet er den „nouveau baroque"; Degas
zählt er mit Gauguin, van Gogh, Cezanne zu den aufbauenden
„Pionieren des zwanzigsten Jahrhunderts". Über das spezilisch
Zeichnerische erfährt man im Text wenig, um so mehr aus
den interessant gewählten 97 Tafeln, die leider in einem etwas
verwischenden Tiefdruck wiedergegeben sind. Erhard Göpel

Katalog der Werkstätten der Stadt Halle.

Der angenehm sachlich mit originalen Photos ausgestattete
Katalog gibt Einblick in Arbeitsweise und Leistungen der
Werkstätten. Unter der technisch einwandfreien Keramik
findet sich noch manche unverstandene Form, die Edel-
metallarbeiten wirken gelegentlich verspielt und öfters phan-
tasiearm in der Wahl des Gegenstandes, für Baubeschläge
und für Beleuchtungskörpern sucht man nach brauchbaren For-
men. Das Beste leisten die textilen Werkstätten, die aus den
mannigfachen Möglichkeiten des Materials zu ungezwunge-
nen, natürlichen Ornamenten kommen. Deren handwerkliche
Spitzenleistungen sind voraus weisend beispielhafte Typen,
die die Masse der Produzenten — auch die Maschine — zum
geschmacklichen Nachrücken zwingen. Erhard Göpel

Dr. A. Martin de Wild: Naturwissenschaftliche
Gemälde-Untersuchung. Verlag B. Heller, München 1931.

Knapp, klar und erschöpfend hat der Verfasser alles zu-
sammengestellt, was der Bilderkenner, sei er Restaurator oder
Konservator, Museumsleiter, Händler oder Sammler, wissen
muß über den chemischen Charakter von Farben und Fir-
nissen, über Röntgenbild, ultraviolerte Strahlen und Mikro-
photographie. Alles auf Grund eigener Erfahrungen und ge-
nauer naturwissenschaftlicher, physikalischer wie chemischer
Untersuchungen. 50 Abbildungen nach Mikroskopbildern wie
nach Gemälden in verschiedensten Zuständen der Restaurie-
rungsbehandlung sind sehr aufschlußreich. Kein Bilderkenner
oder Bilderforscher wird dieses grundlegende Handbuch
künftig entbehren können. E. Waldmann

Adolf Spamer, Das kleine Andachtsbild vom 14.
bis 20. Jahrhundert. 314 Abbildungen auf 218 Tafeln und
5 3 Textabbildungen. Verlag F. Bruckmann A.-G., München 1930.

In übersichtlicher, scharf konturierter entwicklungsge-
schichtlicher Darstellung, die von der Hochgotik bis zur
Gegenwart reicht, wird in diesem grundlegenden Werk ein
unerforschtes Grenzgebiet von bildender Kunst, Dichtung und
Kunstgewerbe zum erstenmal in seinem ganzen Ausmaß
vergegenwärtigt. Das Gebiet dieser Erzeugnisse einer reli-
giösen Kleinkunsr, welche in Holland ihre höchste Blüte ent-
faltet hat, reicht von der Oberschicht bedeutender Individual-
leistungen anerkannter Meister (vor allem: des Gottfried B.
Göz, der drei Brüder Wiericz, R. Sadelers, Philipp Galles)
bis in die anonymen Tiefenzonen des fabrikmäßig gestanzten
Massenartikels; diesem weiten Gebiet gehören gleicherweise
an die kostbare, auf Pergament gemalte Miniatur und der
billige Öldruck, die Heiligendarstellung im repräsentativen
Thesenformat und das unscheinbare Buchzeichen mit Streu-
blumenmuster, das pompöse barocke Prunkbild und die un-
gelenken Bildnereien auf Haus- und Stallsegen. Von neueren
Bestrebungen, die der Entartung des Heiligenbildes in süß-
liche Rührseligkeit entgegenzuwirken versuchen, werden ver-
dientermaßen die Leistungen der Beuroner Benediktiner-Abtei
gewürdigt. W. v. S.

DER WIED ER ENTDECKTE HANS WEIDITZ
Wilhelm Fraenger: Altdeutsches Bilderbuch. Her-
bert Stubenrauch Verlag, Leipzig 1930.

Der „Ludwig Richter des sechzehnten Jahrhunderts" wurde
Hans Weiditz wegen seiner Fabulierfreude und seiner wirk-
lichkeitsverbundenen Vertrautheit mit den Lebensformen aller
Volksschichten genannt. Von den 250 Sitten- und Geschichts-
bildern in Holzschnitt, die Weiditz zur Illustration der deut-
schen Erstausgabe von Petrarcas „Glücksbuch" (1532) bei-
gesteuert hat, sind hier 100, in ganzseitigen Reproduktionen
zu einem reizvollen und kulturhistorisch fesselnden Bilder-
buch vereinigt. Als stupender Kenner der Sprichwortweisheit
und aller Sinnzusammenhänge einer für uns heute verschol-
lenen Symbolik, mit erheblichem Scharfsinn und Feingefühl,
bietet Fraenger durch seine Bildanalysen zugleich eine vor-

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