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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 4
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Kunstaustellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0199

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UN STAUSSTELLUNGEN

MÜNCHEN
Das Graphische Kabinett J. B. Neu-
mann und Günther Franke gab in
zusammengedrängter Auslese einen in
München seit langem nicht mehr ge-
botenen Überblick des gesamten Wer-
kes Alfred Kubins. Die Ausstellung griff bis auf die An-
fänge um 1900 zurück, das heißt bis zu jenen noch unter
Klingers Einfluß die Alpträume des Jugendstils verkörpern-
den Blättern. In ausgewählten Stücken waren die späteren
Zeichnungen ausgebreitet, in denen sich erst die bezwingende
Macht der in einem beirrenden Mittelzustand zwischen Er-
fahrenem und Erdichtetem geisternden Zeichenkunst Kubins
offenbart. Die letzten Blätter zeigen Kubin der Tagseite
des Lebens offener, aber auch hier transzendiert die Zeich-
nung die Grenze des bloß Zuständlichen in unheimlicher
Weise. — Gemälden von Erna Dinklage ist man schon bei
der Neuen Sezession und später in den Sammelausstellungen
der Juryfreien begegnet. Die von dieser Gruppe veranstaltete,
leider zu wenig kritisch gesichtete Kollektivausstellung aber
ließ diese ursprünglich malerische Begabung von echter kind-
hafter Unbefangenheit erst ganz deutlich werden. Vor allem
in den kleineren Formaten und in Landschaften gewinnt
die Intensität und Dichte der Malerei; zauberhaft magische
Wirkungen sind besonders in einigen locker gemalten Land-
schaften erreicht. Nicht immer und in gleichem Maße ge-
lingen größere Figurenbilder, unter denen jedoch das Doppel-
porträt Schrimpf-Oskar Maria Graf, einige Frauen- und Kin-
derbildnisse von erstaunlicher Reife zeugen. Wie wenig noch
sich Erna Dinklage der starken Eigenart ihres Talents gewiß
ist, beweist andrerseits ihr gelegentliches Abgleiten ins Mo-
dische oder die wenig glückliche Anlehnung an Rousseau
in einem Herrenporträt. Aber trotz dieser Einwände, die
nur den kleinsten Teil der ausgestellten Bilder betreffen,
gehört Erna Dinklage zu den besten und vielversprechen-
den Kräften des jungen München. — Die von Wolfgang
von Wersin lebendig geleitete Neue Sammlung des Bayrischen
Nationalmuseums veranstaltet eine Ausstellung „Ewige For-
men". Sie zeigt nicht streng systematisch, lehrhaft, sondern
in freier Anordnung und Gegenüberstellung auserlesener
Objekte von der jüngeren Steinzeit bis zur Gegenwart und
aus verschiedenen Kulturen die Konstanz gewisser Grund-
formen wie Kubus, Zylinder, Konus (normaler, geschwungener,
flacher), Kugel-, Eiform usw. im wesentlichen an Gefäßen
aller Art, verschiedenen Materials und Gebrauchszwecks und
die elementaren Figuren der Ornamentik an Web- und Bast-
arbeiten auf. Die Aktualität der eindrucksvollen Demon-
stration ist einleuchtend: die Ausstellung gilt allgemein der
Klärung des Formsinns, will aber auch im besonderen der
Werkkunst der Gegenwart, die wesentlich auf das Schaffen
zu industrieller Serienproduktion geeigneter Formtypen ge-
richtet ist, Wege weisen; schließlich erfährt der wuchernde
kunstgewerbliche Subjektivismus, zwar unausgesprochen, aber
nichtsdestoweniger deutlich, Kritik. — Eine vom Bayri-
schen Kunstgewerbeverein veranstaltete Schau „Die zeitge-
nössische Medaille" wurde in der Städtischen Galerie ge-

zeigt und soll von hier aus nach anderen Städten wandern.
Sie umfaßt den Kreis um Hildebrand (der die Medaillen-
kunst neu erweckt hat) und Dasio, die Reihe der Medaillen-
künstler bis zu Wackerle, Albiker, Gosen, Gies, Scharff usw.

Emil Preetorius, von dessen Absicht, ganz nach Berlin über-
zusiedeln, im vorigen Münchner Bericht Mitteilung gemacht
wurde, bleibt. Das Entgegenkommen der Münchner Stellen
war allerdings nicht sehr groß: man hat Preetorius den drin-
gend notwendig gewordenen weiteren Ausbau der Theater-
klasse an der Kunstgewerbeschule zugestanden; leider hat
man aber nichts davon gehört, daß Preetorius auch eine größere
Anzahl von Inszenierungen am Staatstheater angeboten wor-
den wäre, dem eine Belebung wahrlich nichts schaden könnte.

Hans Eckstein

Anmerkung derRedaktion: Emil Preetorius selbst schreibt uns:
„Das tatige Interesse der Stadt München, die Verflechtung meiner Lehr-
ziele mit ihren großangelegten Schulplänen (dabei die Erstellung eines
besonderen Lehrsaales für Bühnenmalerei im Anschluß an meine The-
aterklasse der Siaatsschule für angewandte Kunst) haben die volle Ver-
wirklichung jenes Programms vor allem sicher gestellt . . . Meine beiden
Lehrfächer sind Szenenkunst und Buchkunst, zwei miteinander wesens-
verwandte künstlerische Tätigkeiten; denn beide Male handelt es sich
darum, dem dichterischen Werke mit dem Bildhaften zu dienen."

NEUORDNUNG
IM MÜNCHNER VÖLKERKUNDEMUSEUM

Die Neuaufstellung des Völkerkundemuseums ist mit Er-
öffnung des das Kunsthandwetk des Islam enthaltenden

ERNA DINKLAGE, FRAUENBILDNIS

MIT ERLAUBNIS VON J. B. NEUMANN UND GÜNTHER FRANKE, MÜNCHEN

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