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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 4
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Buchner, E.: Grünewalds Bildnisse der Grafen Thomas und Johann von Rieneck im Wallraf-Richartz-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0197

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M. GRUNEWALD, BILDNIS DES GRAFEN THOMAS
VON RIENECK. 53,5:41cm. HOLZ

M. GRÜNEWALD, BILDNIS DES GRAFEN JOHANN
VON RIENECK. 54:41cm. HOLZ

GRUNEWALDS BILDNISSE DER GRAFEN
THOMAS UND JOHANN VON RIENECK

IM WAL LR AF-R I C H ARTZ-M U S E U M

Mit der Sammlung des Kanonikus Wallraf kamen zwei
altdeutsche Domherrenbildnisse in stadtkölnischen Be-
sitz, die, stark verschmutzt und stellenweise stumpf übermalt,
lange Zeit im Depot verborgen waren und erst vor kurzem
die gebührende Beachtung gefunden haben. Konterfeit sind
zwei Brüder aus dem mainfränkischen Grafengeschlecht der
Rieneck, der ältere, geistig bedeutendere Thomas, Domku-
stos zu Mainz und Straßburg, als Achterdekan des Kölner
Domkapitels einer der schärfsten, Zähesten und erfolgreich-
sten Gegner der Reformation, und der politisch wenig her-
vortretende Graf Johann, Domherr in Bamberg, Speyer,
Würzburg, Köln, Straßburg und Probst des Würzburger Stifts
Haug. War schon vor der Reinigung der Tafeln an einigen
Stellen die Hand eines ungewöhnlichen und überragenden
Meisters zu spüren, so zwangen nach der vorsichtigen Ent-
fernung der tarnenden Schmutz- und Übermalungsschicht
die Größe der Auffassung, die Intensität der Bildnisprägung,
der hohe, ganz persönliche Stil der Formgebung und die

magistrale Malerei, den Namen des größten deutschen Ma-
lers auszusprechen. Obwohl bis jetzt kein selbständiges Bild-
nis Grünewalds bekannt geworden ist und daher unmittel-
bares Vergleichsmaterial zu mangeln scheint, so geben doch
seine Altarmalereien (Freiburger Tafel), vor allem aber seine
gezeichneten Kopf- und Bildnisstudien gediegene Ansatz-
punkte für die Zuweisung, deren eingehende Begründung
in einem Aufsatz des in Druck befindlichen Wallraf-Richartz-
Jahrbuchs N. F. I erfolgt. Die inneren, auf dem persönlichen
Stil der Bildnisse basierenden Gründe werden gestützt durch
historische Argumente. Graf Thomas war der Vertraute von
Krzbischof Albrecht, dem Brotherrn Grünetvalds. Zu der
Zeit (1520), da Grünewald seine drei Altäre für den Main-
zer Dom malte, war Thomas Domkustos in Mainz und muß
daher, schon von Amts wegen, mit dem Maler in enge Füh-
lung gekommen sein. Auf Grund der alten Inschriften auf den
Tafelrückseiten lassen sich die beiden Bildnisse in die letzten
Jahre der Tätigkeit Grünewalds (1527 oder 1528) datieren.

E. Buchner

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