Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:
Eckstein, Hans: Afrikanische Negerkunst: Sonderausstellung des Museums für Völkerkunde, München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0505

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MASKE. ELFEN BEIN KÜSTE KOPF AUS KAMERUN. Sammlung corav

sonderausstellung im museum für völkerkunde, münchen

AFRIKANISCHE NEGERKUNST

SONDERAUSSTELLUNG DES MUSEUMS FÜR VÖLKERKUNDE, MÜNCHEN

VON

HANS ECKSTEIN

Das Museum für Völkerkunde in München beherbergt
während der Sommermonate den größten Teil der
nach Umfang und qualitativer Erlesenheit hochbedeutsamen
Sammlung afrikanischer Negerkunst, die der Schweizer Han
Coray mit leidenschaftlicher Hingabe und unter großen
Opfern in den letzten zehn Jahren geschatfen hat. Die
Sammlung, die zum erstenmal der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wird, umfaßt den gesamten westafrikanischen Kul-
turkreis und das weite Kongobecken bis zu den Seen des
ostafrikanischen Grabens und bis Angola; sie sucht als
geschlossenes Ganzes und insbesondere in ihrer Reichhaltig-
keit an künstlerisch hochstehenden Masken ihresgleichen.
In München sind 950 Objekte vereinigt; ein beträchtlicher
Restbestand wird binnen kurzem in Zürich öffentlich ge-
zeigt werden. Die von dem Münchner Afrikanisten Meinulf
Küsters in Verbindung mit dem Museumsleiter Lucian
Scherman getroffene Auslese, kritische Sichtung und Ord-
nung des Materials erfolgte nicht nur nach dem Gesichts-
punkt der künstlerischen (Qualität, sondern wesentlich in
der Absicht, die Darbietung programmarisch zu binden. Es

ist versucht, die Beziehungen der afrikanischen Negerkunst
zur Hochkultur an Hand des umfangreichen Materials auf-
zuzeigen. Für den Laien wird die zugrunde liegende Problem-
stellung allerdings aus der unmittelbaren Betrachtung nicht
genügend deutlich, da die Einwirkungen fremder Kulturen
durch Gegenüberstellungen an den Objekten selbst nicht ein-
drücklich demonstriert werden konnte. Die Erforschung der
Beziehungen der Negerkunst zur Hochkultur ist ethnogra-
phisch von größter Bedeutung und die Arbeit Küsters wird
viel zur Klärung dieser Fragen beitragen. Im Grunde aber
steht der Wissenschaftler nicht anders als der Laie vor
einem undurchdringlichen, unentwirrbaren Komplex von Er-
scheinungen, wo primitive und entwickeltere Formungsten-
denzen sich dicht nebeneinander, verwandte Formungen in
weit voneinander getrennten Gebieten finden.

Beginn und Verfall der afrikanischen Kunst lassen sich
zeitlich nicht fixieren. Eine auch nur entfernt befriedigende
geographische und ethnische Aufteilung des afrikanischen
Kunstbestandes, seine stilistisch-entwicklungsgeschichtliche
Gruppierung ist nicht möglich. Es gibt überraschende, be-

1

475
 
Annotationen