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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 12
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NEUE BUCHER

ÜBER ARCHITEKTUR

VON

WOLFGANG HERRMANN

Deutsche Lande, deutsche Kunst.

Die von Burkhard Meier im deutschen Kunstverlag heraus-
gegebene Reihe von Einzelmonographien deutscher Städte
und deutscher Provinzen ist um einige schöne Hefte ver-
mehrt worden. Mit Würzburg ist nun auch Süddeutschland
erstmalig vertreten. Die Werke der an Denkmälern des
Mittelalters und der Barockzeit so überreichen Stadt sind in
wundervollen Neuaufnahmen des Photographen Gundermann
wiedergegeben, den historisch und kunstwissenschaftlich
wertvollen Text schrieb Heinrich Kreisel. Eine wesentliche
Bereicherung der Sammlung ist auch der von Robert Nissen
verfaßte Band, der eine der schönsten deutschen Städte, Soest, in
guten, zum Teil von Renger-Patzsch stammenden Photogra-
phien vorführt. Iiier wird berechtigterweise etwas eingehen-
der, als es sonst in dieser Sammlung üblich, die Malerei
dargestellt. Die deutsche Kultur im Osten des Reiches wird
uns schließlich in zwei Bänden nahe gebracht, von denen
der eine das Deutschordensschloß, die Marienburg, die Dom-
kirche Marienwerder und die Bauten einiger im Umkreise
dieses Kulturzentrums liegenden Ortschaften behandelt, wäh-
rend der andere die, trotz der Nähe Danzigs, keineswegs
provinzielle Kunst der zu wenig bekannten Stadt Elbing
zeigt (beide beschrieben von Karl Heinz Oasen). Besonders
hervorgehoben werden muß auch die, von den übrigen Bän-
den der Reihe schon bekannte, vorbildliche Bildwiedergabe.

S c h 1 o ß fü h r e r. Herausgegeben von der Verwaltung der
staatl. Schlösser und Gärten. Deutscher Kunstverlag, Berlin.

Endlich liegt der amtliche Führer des nach dem Umsturz
neu geordneten Hohenzollernmuseums im Schloß Monbijou in
Berlin vor. Auf eine kurze, vom jetzigen Museumsleiter Ar-
nold llildebrand verfaßte Bau- und Museumsgeschichte folgt
der nach Räumen geordnete eigentliche Führer. Er ist außer-
ordentlich gründlich bearbeitet und gibt über alle historisch
und kunsthistorisch wichtigen Daten Auskunft. Während
Schloß Monbijou mit seinem teilweise ursprünglichen In-
ventar eines der wenigen erhaltenen Denkmäler des Berliner
Rokoko ist, wird man durch den von Hans Huth verfaßten
Katalog des Residenzpalais in Kassel mit einem glänzenden
Beispiel des höfischen Empire bekannt gemacht. Der dritte
Führer schließlich behandelt die unter Friedrich Wilhelm IV.
von 1823 ab restaurierte Burg Stolzenfels am Rhein. Da nicht
so sehr die einzelnen Kunstgegenstände der Burg ihren Reiz
ausmachen, wie hauptsächlich ihre Eigenschaft als Dokument
der Ritterromantik des beginnenden neunzehnten Jahrhun-
derts, hatte man den reizenden Einfall, auch den Führer
diesem Gesamtcharakter einzuordnen und gab einen auch
äußerlich getreuwiederholendenNeudruck eines vonR.Dohme
1850 verfaßten Führers heraus. Eine hinzugefügte Einleitung
stammt von Georg Poensgen.

Josef Frank, Architektur als Symbol. Verlag Anton
Schroll & Co., Wien 1931.

Wie die Architekturtheoretiker des neunzehnten Jahrhun-
derts gibt Frank, von einem ganz bestimmten Geschmacks-
standpunkt aus urteilend, eine kurze Entwicklungsgeschichte
der Architektur von den Ägyptern bis zur heutigen Zeit. Er
lehnt jede Stilstufe bis auf die Antike im wesentlichen ab und
kommt zu der Überzeugung, daß nur die Antike, in der
Tiefe erfaßt, für unsere Baukunst lebendige Tradition sein
kann. Überall — in diesem historischen Teil, wie auch in
der Kritik der heutigen Zeit — bleibt er ganz am Oberfläch-
lichen hängen, wobei allerdings diese oberflächlichen Übel-
stände oft treffend charakterisiert werden. Und obwohl Franks
eigene Bauwerke entschieden für seine Begabung sprechen,
tragt man sich doch verwundert, wie heute ein Buch ge-
schrieben werden konnte, das so stark die Gefahren des
Eklektizismus in sich trägt und an allem Positiven unserer
und vergangener Zeiten stets vorbeisieht.

Luckhardt und Anker, Zur neuen Wohn form. Bau-
weltverlag, Berlin 1931.

Auf fünfzig Tafeln führen die Verfasser ihre Villenbauten
und Einfamilienhäuser in Dahlem und am Rupenhorn vor
als Beispiel für die konsequente Anwendung neuer Baukon-
struktionen auf das Einzelhaus und die durch sie bedingte
neue Wohnform. Der an sich richtige Einwand, daß die
Häuser in der Herstellung oft teurer werden als gewöhnliche
Ziegelbauten, wird in dem angefügten Text mit der Be-
gründung zurückgewiesen, daß es sich nur um Versuchsbauten
handelt und die Rationalisierung und damit die Verbilligung
erst durch die Ausführung im großen einsetzt. Trotz vieler
Vorzüge ist aber, vor allem gegen die Dahlemer Bauten,
einzuwenden, daß sie auf die natürlichen Bedingungen 1 Grund-
stückslage usw.) keine Rücksicht nehmen. Sie schmecken ein
wenig nach Propagandabauten für neues Wohnen.

Wilhelm Rave, Das westfälische Bürgerhaus.
Westfälische Kunsthefte, Heft I. Verlag F. W. Ruhfus, Dort-
mund 1930.

Mit Erstaunen bemerkt man beim Durchblättern dieses
Heftes, das nur das einfache Bürgerhaus vom achtzehnten
Jahrhundert behandelt (das sogenannte „klassische" Haus
mit der breiten Traufseite zur Straße), eine wie starke Tra-
dition in diesen Häusern fortlebt, deren Fassadenbildungen
fast unbekümmert um die „weltstädtischen" Stilfolgen sich
mit der Betonung einfachster Proportionen begnügen. In
dieser im Sachlichen begründeten Schönheit liegt der vor-
bildliche Wert des klassischen Bürgerhauses auch für un-
sere Zeit.

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