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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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NEUE BUCHER

Pierre Francaste], La sculpture de Versailles.
Essai sur les origines et l'evolution du goüt franc,ais classique.
Editions Albert Morance, 1930.

Der plastische Schmuck, den Schloß und Garten von Ver-
sailles von 1664—1710 erhalten haben, wird von Francastel
in seiner Gesamtheit dargestellt. Trotz eifriger Verarbeitung
der Quellen gibt der Verfasser weniger eine Geschichte der
Plastik von Versailles als eine Wesensschau über die Prinzi-
pien und künstlerischen Absichten der plastischen Werke,
also mehr das Programm als die Analyse des Stils. Obgleich
über viele der ausführenden Künstler noch Dunkel liegt, be-
deutet die Skulptur in Versailles das wichtigste Dokument für
die plastische Kunst des Louis XIV. und den Ausgangspunkt
für die klassizistische Gesinnung in Frankreich. Das Buch
ist in seiner Fragestellung eine willkommene Ergänzung zu
Nolhacs dreibändiger Geschichte von Versailles. Scharf

F. P. Alibert, Pierre Puget. Paris, Les editions Rieder,
1930.

Die dramatische Formensprache der Gemälde und Skulptu-
ren Pugets wird stets zu den Schöpfungen der Paris-Versailler
Akademiker in Gegensatz gebracht. So auch in diesem Büch-
lein, das Leben und Werke des Künstlers würdigt, ohne beides
durch wesentlich neue Beobachtungen oder Erkenntnisse zu
bereichern. Die Abbildungen in Lichtdruck reichen nicht aus,
Puget in seiner wahren Grüße erkennen zu lassen. Scharf

Justus Bier, Tilmann Riemenschneider, Bd. II:
Die reifen Werke. Dr. Benno Filser Verlag, Augsburg
1930.

Biers verdienstvolle gründliche Monographie behandelt in
dem vorliegenden Bande die bedeutenden Altarwerke von
Rotenburg, Creglingen, Dettwang, Steinbildwerke der glei-
chen Zeit und zerstörte Altäre, von denen zum Teil noch
wesentliche Stücke erhalten sind. Die Urkunden sind an-
hangsweise veröffentlicht, stilkritisch wird die Scheidung des
Eigenhändigen und des Werkstattgutes versucht. Einige in
den Bildtafeln veröffentlichte Detailaufnahmen, die unter
Anleitung des Verfassers hergestellt wurden, gehören zum
Schönsten, was es an Photographien nach mittelalterlichen
Bildwerken gibt. H. Beenken

Karl Ginhart und Bruno Grimschitz, Der Dom
zu Gurk. Krystall-Verlag, Wien 1930.

In chronologischer Folge behandelt die stattliche, mit
schönen Lichtdrucktafeln ausgestattete Monographie die Bau-
abschnitte und die ornamentale, plastische und malerische
Ausstattung des Doms bis in das achtzehnte Jahrhundert, in
dem u. a. noch G. R. Donners bedeutender Kreuzaltar er-
richtet wurde. Die romanische Architektur, zumal das West-
portal, wird vor 1200 datiert, früher als es sonst bisweilen
geschah; ausführlich sind die wertvollen Fresken des drei-
zehnten Jahrhunderts gewürdigt, die, nach Grimschitz schon
um 1220 entstanden, zum Teil um 1260 — die früher üb-
liche Datierung — nur erneuert worden sein sollen. H. B.

Curt H. Weigelt, Die sienesische Malerei des
vierzehnten Jahrhunderts. Pantheon Casa-Editrice,
Florenz; Kurt Wolff Verlag, München 1930.

Der Verfasser einer feinsinnigen und gründlichen Mono-
graphie über Duccio und des Klassiker-der-Kunst-Bandes:
Giotto mit seiner meisterhaft geschriebenen Einleitung, gibt
hier aus umfassender Kenntnis heraus eine Darstellung des
Spezialgebiets seiner Forschungen. In Anmerkungen ist zu
allen kritischen Fragen Stellung genommen. Der Text be-
handelt warm und lebendig die Kunst Duccios, Simones
und der Lorenzetti. Die kleineren Maler, zumal nach 1350,
treten, auch in den schönen Tafeln, vergleichsweise zurück,
was dem inneren Wert ihrer Kunst nach berechtigt erscheint.
Eine stilgeschichtliche Behandlung, die Weigelt nicht geben
will, hätte vielleicht die Akzente anders gesetzt. H. B.

J. Ph. Vogel, La Sculpture de Mathurl. Ars Asia-
tica XV. 131 Seiten, 60 Tafeln. Van Oest, Paris 1930.

Vogel ist Archäologe alten Schlages. Er lehnt es ab, die
Plastik von Mathura stilkritisch zu untersuchen und wagt es
auch nicht, sie chronologisch zu ordnen. Er begnügt sich mit
einem „classement iconographique", dem eine historische
Einleitung vorausgeschickt ist und eine Beschreibung der
Tafeln folgt. Die Schule von Mathura (Nordindien) war etwa
vom dritten vorchristlichen bis zum sechsten nachchristlichen
Jahrhundert am Werk. Über ihren im wesentlichen indischen
Charakter ist man sich heute einig. Im ersten nachchrist-
lichen Jahrhundert gab es aber eine Beeinflussung von Sei-
ten der hellenistisch-buddhistischen Kunst von Gandhara.
Es entstanden zwei Buddhatypen, ein rein indischer und ein
gandharesker. Möglich, daß in der seit je frommen, lebhaf-
ten und kunstbegeisterten Stadt Mathura überhaupt Zum
ersten Male ein Bild des Erleuchteten geschaffen wurde.
Vogel ist allerdings dieser Ansicht nicht. Er meint: „C'est
bien dans le Nord-Ouest, qu'on a pris l'initiative." Die neue
Veröffentlichung erschien als fünfzehnter Band der so ver-
dienstvollen Bücherreihe „Ars Asiatica". William Cohn

Osvald Siren, L' Architecture. Histoire des Arts
anciens IV. 104 Seiten, 120 Tafeln. Van Oest, Paris et
Bruxelles 1930.

Der vierte Band der großen auf sechs Bände berechneten
Sirenschen Kunstgeschichte ist der Architektur gewidmet.
Er hat alle Vorzüge der vorhergegangenen: klare, einfache
Sprache, Bekanntschaft mit den Denkmälern und mit den
neuesten Resultaten der Forschung, Hervorhebung des Wesent-
lichen, hervorragendes Abbildungsmaterial (Lichtdrucke), zu-
meist auf Grund eigener Aufnahmen. Von den früheren Bän-
den unterscheidet er sich dadurch, daß die historische Be-
handlung zurücktritt. Das liegt an dem Thema. Die Mehrzahl
der Bauwerke, die sich erhalten haben, stammen aus der Ming-
und Ch'ing-Zeir, die Geschichte der Baukunst der früheren
Perioden läßt sich nur notdürftig rekonstruieren. Siren muß
sich damit begnügen, eine systematische Übersicht der ver-
schiedenen Bauaufgaben und Bautypen zu geben. Nur in
einem kurzen Schlußkapitel wird der Versuch einer Ent-
wicklungsgeschichte gemacht. William Cohn

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