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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 3
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Chronik
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0152

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mit deutschen Agyptologen, manchmal allein. Das Grabungs-
feld liegt bei den Pyramiden von Gizeh, nicht weit vom großen
Sphinx, also auf bestem ägyptischen Boden. Und dieses Ganze
schenkte er seiner Vaterstadt. Die gab ein Gebäude her und
stellte einen Ägyptologen als Direktor an. Als der Krieg den
Sammler aus Ägypten vertrieb, zog er sich nach Hildesheim
zurück, in sein Museum, das die Stadt als kostbaren Besitz
pflegt und ausbaut. Die Stadt weiß, daß der Besitz dieses
Museums, mag er auch gewisse Geldopfer notig machen,
einer ihrer Ruhmestitel ist und von einer niemals zu über-
schätzenden Bedeutung für das Geistesleben. Wenn Deutsch-
land seine geistigen Güter nicht aufgibt, wenn die heran-
wachsende Generation also den Glauben an geistige und
künstlerische Güter nicht verliert, wird Ilildesheim unter den
Kulturstätten eine große Aufgabe erfüllen können. Dann aber
ist dies das Werk eines einzigen Mannes. Paul de Lagarde
hat einmal gesagt: „Institutionen sollen wirken wie Persön-
lichkeiten, Personen sollen wirken wie Institutionen". Das
Pelizaeus-Museum wirkt persönlich wie kaum ein anderes
Kunstmuseum. E. Waldmann

EMIL WALDMANN

In diesem Monat vollendet der neulich zum Professor er-
nannte Direktor der Bremer Kunsthalle Emil Waldmann

sein fünfzigstes Lebensjahr. Seit mehr als zwanzig Jahren ist
er diesen Heften ein wertvoller und vielseitiger Mitarbeiter.
Die Leser kennen ihn also unmittelbar.

Unter seinen Kollegen von der Kunstgeschichte zeichnet
er sich aus durch eine seltene Allseitigkeit der Interessen
und Kenntnisse. Er hat gute Bücher geschrieben über An-
tikes und über Leibi, über Tintoretto, den modernen Sammler
und die Impressionisten. Uberall ist er eigentlich zu Hause.
Und immer hat er verstanden — was so wenige können —
als Kunstgelehrter ein passionierter Kunstliebhaber zu sein.
Seine Kunsthalle in Bremen ist eine der allerbesten Gale-
rien moderner Kunst in Deutschland; die Ausstellungen, die
er in Bremen oder im Reich gemacht hat, entschieden stets
irgendwie eine Frage. Er hat die glückliche Hand und behält
meistens Recht, weil er in der Kunst nicht alt und neu in
erster Linie unterscheidet, sondern in allem das ewig Aktu-
elle und das wahrhaft Klassische — auch das von heute —
sucht. Er kann im einzelnen irren, aber er ist „von Natur
richtig"; er verwirklicht in seiner Arbeit die Forderung La-
gardes, die er auf dieser selben Seite zitiert hat. Ein Museums-
mann, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann, ein Schrift-
steller, dessen sachlichem Ernst die Leichtigkeit des Ausdrucks
zur Verfügung steht, ein Kenner, der es nie verlernt hat und nie
verlernen wird, in die Kunstwerke verliebt zu sein! K. Sch.

m UN STAUSSTELLUNGEN

POELZIGS
I. G.-FARBENHAUS
IN FRANKFURT a. M.
Das von Hans Poelzig geschaffene
Verwaltungsgebäude der I. G. Farben
wurde dieser Tage seiner Bestimmung
übergeben. Der mächtige Baukomplex, der aus einem in zar-
ter Kurve sich erstreckenden Längsbau von 254 Metern Länge
und sechs dazu radial angeordneten, 41 — 50 Metern tiefen
Querflügeln besteht, bestimmt nunmehr eindrucksvoll die Phy-
siognomie des ganzen nordwestlichen Stadtteiles von Frank-
furt. Die Disposition des Inneren ist die denkbar einfachste:
an Korridoren, welche die ganze Länge des Gebäudes durch-
ziehen, liegen die Geschäfts- und Büroräume, in den Quer-
flügeln wurden die Treppenhäuser, Garderoben- und Toilette-
räume sowie größere Büros untergebracht. Die Belichtung
ist überall hell und klar, und die einzelnen Räume haben durch
lichte Farben des Wandanstrichs in Schleiflack ein außer-
ordentlich freundliches Aussehen erhalten. Die Eingangshalle
und die Speisesäle, die Büros der Direktoren und die Sitzungs-
säle sind mit einer gewissen repräsentativen Note ausge-
stattet worden, durch Verkleidung der Wände und der
Decken mit Marmor und Aluminium, mit edlen Hölzern,
Intarsien, mit farbigen Fenstern. Diese wohl größte Bau-
aufgabe, welche Deutschland nach dem Kriege bisher zu ver-
geben hatte, ist im Ganzen mit einem starken Gefühl für die
architektonischen Bedürfnisse der Gegenwart gelöst worden,

ohne daß man dabei einem nüchternen Sachlichkeitsstil ver-
fallen wäre.

Der Plan zur Erweiterung des Frankfurter Goethemuseums
ist inzwischen in ein neues Stadium gerückt. In den beiden
Nachbarhäusern des jetzigen Goethehauses, die auch schon
zur Zeit Goethes gestanden haben, sollen elf Räume so her-
gerichtet werden, daß die bis jetzt zum größten Teile unzu-
gänglich gebliebenen Sammlungen eine würdige Aufstellung
erfahren können. Die beiden für diese Erweiterung in Aus-
sicht genommenen Häuser entsprechen außen und innen
architektonisch ganz den ideellen Zwecken, denen sie jetzt
dienstbar gemacht werden sollen, und in jedem Einzelraum
wird sich ein bedeutsamer Abschnitt aus dem Leben und
Schaffen Goethes in zeitgenössischem Milieu spiegeln.

Gr.

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Die Galerie A. Flechtheim vermittelte eine Anschauung
von der Malerei des in Paris lebenden Italieners Giorgio
de Chirico. Es ist eine stückweise zusammengesetzte, mit
Zeittendenzen farcierte Malerei; ein Gemisch von Böcklin,
Picasso, Redon, Renoir und anderen, in Verbindung mit fa-
schistischer Gesinnung. Eine akademische Kompositionsweise,
aufgefüllt mit einem aus antiken Architektur- und Skulptur-
teilen gebildeten Allegoriengerümpel, das mit der „großen
Vergangenheit Italiens" renommiert. Ein Lieblingsmotiv ist
das Pferd. Es sieht immer sehr komisch trojanisch aus und
birgt in seinem Bauch alles Unheil des Stilisierens. Wo Chirico

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