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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 3
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Hugelshofer, Walter: Hermann Haller: zum 50. Geburtstag am 24. Dezember
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Wendland, Hans: Marzell von Nemes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0148

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unser größter lebender Bildhauer noch etwas Be-
sonderes. Er vor allem hat durch sein Werk der
Plastik auch in unserem Lande jene Würde und
jenes Ansehen wieder zurückgegeben, das sie durch
so mannigfachen und anhaltenden Mißbrauch so
lange verloren hatte. Ihm an erster Stelle ist es zu

danken, wenn heute seine und seiner Kollegen Ar-
beiten nicht nur in privaten Parks, sondern in der
Öffentlichkeit stehen. Das große Werk, das ihn
seit langem beschäftigt und das ein Hauptwerk
zu werden berufen ist, wird Umfang und Rang
seiner Kunst vor aller Augen erweisen.

HERMANN HALLER, BILDNIS J. W.

MARZELL VON NEMES t

VON

HANS WENDLAND

Marzell von Nemes ist gestorben. Ein Iländlersammler
und somit vielen ein sozialer Wert zweiter Ordnung.
Aus Respekt vor der Leistung wird man den Händler ver-
schweigen und den Sammler feiern. Auch Nemes selbst
zeigte sich ja manchmal vor einer snobischen Folie, die er
nach seinen Lebenserfahrungen als kaum entbehrlich emp-
fand. Doch hieße es ihn verkleinern, wenn wir ihn nicht
schilderten als den, der er war und als der er seinen Freun-
den erschien. Zwar sehr gescheit, war er doch außerstande,
sich auf andere planvoll einzustellen oder seine Handlungen
nach dem Urteil seiner Umgebung zu korrigieren. Doch
trieb ein sehr entwickelter Wirklichkeitssinn ihn an, Zielen

zuzustreben, wo die Talentlosen, die dort geboren sind, die
mühsam Heraufkommenden bewitzeln. Er ging auch die-
sen Weg mit äußerem Erfolg, hatte aber natürlich keine
Freude daran, sich am Ziel behaglich zu sonnen.

Behaglichkeit war ihm überhaupt fremd. Zu Hause hatte er
keinen eigentlichen Wohnraum, für die Mahlzeiten keinen be-
stimmten Platz und hatte überhaupt kein rechtes zu Hause,
denn er hatte an zu vielen Stellen Wohnungen und suchte
dauernd neue. Alles, was ihn umgab, wegzugeben, auf einer
höheren Stufe wieder beginnen, war seine bis in die letzten
Wochen immer wieder ausgesprochene Sehnsucht.

Nemes war vielleicht der letzte eines aussterbenden Typus

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