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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 1
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Scheffler, Karl: Berliner Museumsfeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0033

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BERLINER MUSEUMSFEIER

VON

KARL SCHEFFLER

Nach einer Bauzeit von mehr als zwanzig
Jahren, die übervoll war von Hoffnungen,
Enttäuschungen, Kompetenzkonflikten, Intrigen und
Geldsorgen, werden am i. Oktober die Neubauten
auf der Museumsinsel eröffnet. Es wird damit
nachdrücklich auf die Hundertjahrfeier der Ber-
liner Museen hingewiesen. Alfred Messel hat für
das neue Museumshaus, wie man weiß, die Ent-
würfe geliefert, und Ludwig Hoffmann hat, in
Gemeinschaft mit dem Architekten Wille, die
Ausführung geleitet. Nicht ohne ungünstige und
vermeidliche Änderungen an den ursprünglichen
Plänen vorgenommen zu haben. Das Verdienst,
erbittert einander widerstrebende Meinungen end-
lich geschlichtet und die Vollendung in schnellem
Endspurt ermöglicht zu haben, gebührt vor allem
der konzilianten, aber zielsicheren Diplomatie des
neuen Generaldirektors Wilhelm Waetzoldt. Wil-
helm Bode, dessen vorwärtsdrängendem Willen
das neue Haus und der größte Teil der Samm-
lungen Entstehung und Charakter verdankt, hat

die Vollendung nicht mehr erlebt. Hätte er die Er-
öffnungsrede halten können, so wäre es ihm sicher
ein stolzes Erlebnis gewesen, die reichen Früchte
einer nicht unangreifbaren, im ganzen aber ge-
nialen Sammeltätigkeit so festlich ausgebreitet zu
sehen.

Der Publikumserfolg wird wahrscheinlich groß
sein. Zum ersten, weil der herrliche Besitz der
Berliner Museen anschaulicher als vorher zur An-
schauung gebracht werden kann; und zum an-
dern, weil architektonisch und ausstellungstech-
nisch stellenweise fast sensationelle Wirkungen
erzielt worden sind. Weniger befriedigt werden
die stillen Freunde der Kunst sein. Eine Minderheit,
zu der auch ich gehöre, meint, daß das monumen-
tale neue Haus einen Typ der Museumsarchitek-
tur verkörpert, der im Augenblick der Fertig-
stellung als völlig überwunden zu gelten hat, daß
hier der großmannssüchtige wilhelminische Stil
mit einem wunderlichen Gebilde in eine schon
stark verwandelte und sich immer mehr verwan-

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