Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Artikel:
Scheffler, Karl: Berliner Frühjahrsausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0392

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SELBSTBILDNIS DES VIERUNDACHTZIGJÄHRIGEN MAX LI EBER MANN

AUSGESTELLT BEI BRUNO CASSIRER, BERLIN

UN STAUSSTELLUNG EN

BERLINER FRÜH-
JAHRS A U S STE LLU N G EN

Die Berliner Secession hat ihrer 64.
Ausstellung den Titel gegeben „Künst-
ler unter sich". Ohne daß aber eine
witzige, vom Geist des Ateliers getragene Ausstellung zu-
stande gekommen wäre. Durchbrochen wurde das Programm,
als der Vorstand den Dichter Döblin einlud, die Eröffnungs-
rede zu halten. Nach der Arno Holz-Rede Döblins in der Aka-
demie hatten die Secessionisten wissen müssen, daß Bedenk-
liches zu erwarten war. Der rücksichtslose Gast hat den Künst-

lern dann auch gesagt, sie hätten keine Existenzberechtigung
mehr und Spitzenleistungen seien unzeitgemäß. Worauf
die Secession entrüstet eine Protestversammlung einberief.

Spitzenleistungen! Es ist gerade das Elend, daß sie so
sehr fehlen, ünd unter den gegebenen Verhältnissen fehlen
müssen. Weil sie fehlen, sind die Künstler eigentlich in allen
Ausstellungen unter sich. Das Publikum kommt zur Eröffnung,
sieht sich den Betrieb an, freut sich, wenn es Krach gibt,
und bleibt dann weg. Aufträge gibt es nicht, Käufer sind
selten; die Künstler arbeiten für sich selbst, für die Kollegen,
für die Ausstellungen, für die Kritik; sie säen nicht, sie
ernten nicht, und der himmlische Vater ernährt sie doch.
Wenn auch unzureichend.

362
 
Annotationen