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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 5
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München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0243

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MÜNCHEN
Die improvisatorische Malerei der intuitiv schaffenden,
allerdings auch durch die spirituelle Kunst ihres Gatten Karl
Caspar offenbar gehemmten Maria Caspar-Filser ist durch
zahlreiche Ausstellungen bekannt. Die gegenwartig in der
Galerie Caspari gezeigten, von dem späten Corinth beein-
flußten Gebirgslandschaften und Blumensträuße vermitteln
kaum einen wesentlich neuen Eindruck; in einigen Bildern
ist Wesentliches von der Föhnstimmung im Gebirge einge-
fangen. — Die Galerie Ileinemann gibt einen Überblick des
gemalten Werks des 1928 in Ulm gestorbenen Max Stremel
geb. 1858 in Zittau). Bilder aus Stremels Anfängen fehlen;
doch weist ein schöner Mädchenkopf von 1892 auf die Freund-
schaft mit Uhde hin, mit dem Stremel 1879 nach Paris zu

Munkacsy ging und auch noch später in Dachau zusammen
gearbeitet hat. Stremel kann als eine Art deutscher Neoim-
pressionist gelten. Es ist für den Deutschen bezeichnend, daß
er viel stärker dem Motiv verhaftet bleibt als die französischen
Neoimpressionisten, in deren Bannkreis er in Paris geriet.
Das Pointillc ist bei Stremel viel mehr äußeres Malmittel,
es fehlt seinen Gemälden nicht nur das Programmatische
eines Seurat und Signac, sondern auch eine geistige Durch-
dringung der Materie in deren Sinne. Bei Stremel handelt
es sich mehr um ein liebevolles Versenken und dichterisches
Umhegen eines schönen Motivs; in seiner Neigung zur alten
holländischen Malerei rindet er ein Gegengewicht zum reinen
Neoimpressionismus. Das hinterlassene Werk, in dieser Aus-
stellung in Spitzenleistungen vielleicht gar nicht genügend

JOSEF SCHARL, TOTES KIND. PINSELZEICHNUNG. 1928

MIT ERLAUBNIS VON J. B. NEUMANN UND GÜNTHER FRANKE, MÜNCHEN

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