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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 7
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Purrmann, Hans: Künstler und Händler
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Göpel, Erhard: Ein stadtgeschichtliches Museum für Chemnitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0319

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und aufstellen, was innerlich ist und reizvoll, gleich den un-
erhört wunderbaren Werken unserer altdeutschen Maler. Es
liegt an uns, die gleiche Geltung wieder zu erkämpfen, den

gleichen Geist in bisher unbekannter neuer Form freizu-
legen — dann wird auch uns einmal die Hilfe des Kunst-
handels, nicht nur der des eigenen Landes, von selbst zufallen.

ADRIAN ZIN'GG, „SCHLOSS UND KIRCH BEI KEMNIZ". 1774. FEDER UND SEPIA. 17,3:25,8 cm

MUSEUM FÜR STADTGESCHICHTE IN CHEMNITZ

EIN STADTGESCHICHTLICHES MUSEUM FÜR CHEMNITZ

ERHARD GÖPEL

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Am 5. Februar wurde in Chemnitz das neue stadtgeschicht-
liche Museum auf dem Schloßberg eröffnet. Es befindet
sich in den alten Klosterräumen, die in neuem Geschmack
hergerichtet, eine vorteilhafte Ausstellungsmöglichkeit geben.
Bedeutend sind die Reste eines Kreuzganges, der noch in
das ausgehende dreizehnte Jahrhundert gehört und dessen
plastischer Schmuck die schöne Freiheit dieser Zeit hat. Die
Reinigung ist mit aller Vorsicht erfolgt, so daß der reizvolle,
blutrot gesprenkelte Stein des plastischen Schmuckes und
der Gewölberippen zur Wirkung kommt.

Einige gute Beispiele zeigen den spätgotischen Stil der
erzgebirgischen Plastik, besonders eindrucksstark eine trau-
ernde Maria des Meisters II. W., dem besten Künstler der
Gegend.

Farbig reizvoll steht im größten Raum der Sammlung das
„Heilige Grab" mit dem leuchtenden Gold, Rot und Blau
seiner Fassung, ein wirkungsvoller gotischer Klang trotz
handwerklicher Arbeit im einzelnen und teilweise neuer Be-
malung. Die Gemälde der gleichen Zeit aus der Gegend
sind naturgemäß nicht mehr als guter Durchschnitt (Hans
von Köln, Abendmahl).

Das Barock ist schwerer darzustellen, da der protestan-
tische Glaube viele Themen entzieht. Immerhin sieht man
einen sehr lebendig empfundenen Christus, für dessen Seiten-
figuren — ein Stilkuriosum — gotische Figuren mit verwandt

wurden, dem Johannes setzte man allerdings einen barocken
Kopf auf. Friedhofsplastik — ein sehr bewegter Chronos,
einzelne Putti — müssen aushelfen.

Einige Stadtprospekte geben einen Überblick über die
rasch aufsteigende Entwicklung dieser jetzt so unübersicht-
lichen Industriestadt. Es hat seine Schwierigkeit, die Ver-
gangenheit dieser „neuen Städte" zu rekonstruieren und mau
sieht unter den ausgestellten Ansichten notwendig manches
unbeholfene Blatt. Man sollte deshalb die Aufgabe, das „Stadt-
bild" zu zeigen, eher in der Gegenwart oder der Zukunft
suchen, nachdem das Kunstmuseum der Stadt unter seinem
Direktor Schreiber-Weigand so sicher seinen Weg in dieser
Richtung gegangen ist. Etwa wie Lichtwark Liebermann
in Hamburg malen ließ. Swarzenski formuliert zur gleichen
Frage in Frankfurt vor einem viel reicheren künstlerischen
Fundus: „Das Stadtbild in seiner dauernden, lebendigen
Entwicklung, auch in seinem heutigen und zukünftigen
Wandel und der ihm eigenen Problematik zu zeigen, scheint
mir nicht eine von vielen, sondern schlechthin die zen-
trale, fruchtbarste und glücklichste Aufgabe des Historischen
Museums."

Der Chemnitzer Anfang ist in allen Teilen ausgezeichnet
gelungen, in der Wahl des ältesten historischen Ortes (Stadt-
rat Robert Müller), in der verständnisvollen Herrichtung des
Kreuzganges (Architekt Rometsch, Dresden), dem Ausbau

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