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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 10
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0436

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HENRI DU TOULOUSE-LAUTREC, SELBSTKARIKATUR

IHUKT IONSNACHRICHTEN

VERSTEIGERUNG DER
SAMMLUNG DR.J. D E UTS CH
IN MÜNCHEN

Die Sammlung Dr. J.Deutsch, die
durch Hugo Helbing am iz. Mai zur
Versteigerung kam, enthielt, neben
Bildern Münchner Maler des neunzehnten Jahrhunderts von
mehr oder weniger lokaler Bedeutung, eine Reihe bedeutender
und qualitätvoller Werke der deutschen Malerei des vorigen
Jahrhunderts. Unter den 21 Gemälden von Spitzweg war
ein so gutes Bild wie „Serenissimi Ankunft", das aber, mit
20000 limitiert, keinen Käufer fand. Überhaupt war das
Interesse für Spitzweg nicht groß; der „Dichtergarten" er-
zielte mit 3800 den höchsten Preis. Leibis schöner Mädchen-
kopf von 1888 (Waldmann Abb. 185) wurde mit 28000
vergeblich angeboten, ebenso Uhdes mit 10000 limitiertes
„Im Atelier" aus der Pariser Zeit und sein „Mann mit Krug"
(lim, m. 5000), während seine „Lesende Dame" bei 2100
einen Käufer fand. Auch der „Sitzende alte Jäger" von Hans
von Marees (lim. m. 6000) und Liebermanns schöner
„Papageienmann", der mit 12000 angeboten wurde, gingen
zurück. Liebermanns „Spielende Kinder" erreichten 4300.
Segantinis Fischstilleben (1886) wurde für 6100 vom Segan-
tini-Museum St. Moritz erworben. Corinths weiblicher Akt,
1883 datiert, erzielte 2200. Für Lenbachs „Auf Besuch"
wurde der unerwartet hohe Preis von 6700 gezahlt. Die
Tatsache, daß die größeren Werte fast sämtlich unverkauft
blieben, ist auf die augenblickliche Depression zurückzufüh-
ren, die sich bei kleineren Auktionen wohl besonders bemerk-
bar macht. II. E.

BERLINER AUKTIONEN

Trotz einer kaum zu unterbietenden allgemeinen Depres-
sion war die Versteigerung der Hamburger Sammlung
Dr. Max Emden durch die Firmen Ball und Graupe ein un-
bestreitbarer Erfolg. Der Glaube an die Suggestionskraft
hoher Limits, der in der vergangenen Saison zu eklatanten
und absurden Fehlschlagen geführt hat, scheint allgemein
der mehr zeitgemäßen Methode der völlig unlimitierten Zu-
schläge zum Höchstangebot gewichen zu sein. Davon profi-
tierte auch die Sammlung Emden, deren Gemälde-Abteilung
weit mehr große deutsche und französische Namen des
neunzehnten Jahrhunderts als wirklich hervorragende Bilder
enthielt und die trotzdem bei starker Beteiligung glatt auf-
genommen wurde. Als Käufer traten vorwiegend deutsche,
vor allem Hamburger Privatsammler auf, die nicht viel an-
zulegen brauchten; die Gesamtsumme der Zuschläge für
54 Gemälde beträgt rund 160000.

Das stärkste Interesse unter den deutschen Gemälden er-
regte ein großes „Nana"-Bildnis von Feuerbach (15) aus der
frühen römischen Zeit. Der Preis von 14 100 für das Porträt
überschritt die Taxe, deren Erwartung für die mythologische
Komposition der „Brahmsskizze" (16, 2200) dagegen nicht er-
reicht wurde, noch weniger aber für das ebenso effektvolle wie
problematische italienische Idyll der „Musizierenden Frauen"
(14), das mit 4100 nicht einmal den halben Taxpreis er-
reichte. Ein hübscher Spitzweg (27) wurde mit 3300 bezahlt,
Thomas aus der Berliner Kollektiv-Ausstellung 1922 be-
kannte „Schwarzwaldlandschaft" (28) mit 3200 (Taxe: 1500).
Das schönste von den drei Bildern Trübners, weiße und rote
„Pfingstrosen" (29) vor grauem Grund, wurde mit 6500 ent-

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