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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Behne, Adolf: Von holländischer Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0305

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Strasburg bestünden; es sei in der Renaissance spielerisch und kleinlich gewesen
und in der Neuzeit sei es nüchtern und ohne Phantasie.
Solche Urteile gehen von einer falschen Voraussetzung aus. Auch hier werden zu


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Schablonen gewordene Begriffe angewendet. Die holländische Baukunst hat
freilich kein Straßburger Münster. Sie hat sich nie zu irgend einer „Einseitigkeit“
verleiten lassen. Sie ging vom Anfang her und geht bis heute in die Weite, nicht
in die Höhe. Sie schafft nicht so sehr einzelne Objekte, sondern sie formt in einer
unvergleichlichen Energie und Konsequenz das ganze Land.
Architektur ist hier nicht ein Dom, ein Platz, ein Schloß. Architektur ist in Holland
das Ganze: Aufbau einer einheitlichen Kultur — derart, daß beide Kräfte zu einer
verschmelzen: derEinfluß derLandschaft auf den Menschen (vgl. Hippolyte Taine:
»Philosophie de hart«) und der Wille des Menschen, das Land zu beherrschen. Das
Land formte diese Menschen ebensosehr wie diese Menschen das Land. Von
ihrem Boden aus ist die holländische Baukunst zu verstehen. Sie ist gewachsen
— so sehr, daß selbst die besten Photographien keinen Begriff von ihrem Wesen


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