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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Grolman, Willy von: Zwanzig Jahre Kunstpolitik in Wiesbaden: die Wiesbadener Gesellschaft für Bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0440

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Aufgaben mehr und mehr zurücktreten. Immerhin verdankt die Galerie ihnen
wertvolle Werke von Trübner, Thoma, Kalckreuth, G.Kuehl, Zwintscher,
Fritz Erler, Toroop und J. E. Blanche.
Auch nach ihrem Umfang bedeuteten die Kollektiv-Ausstellungen der Gesell-
schafh die oft weit über 100 Werke enthielten, ein völliges Novum für Wiesbaden.
Bereits 1905 gelang es, die Bestände an hervorragenden Bildnissen bei der großen
Internationalen Düsseldorfer Ausstellung, die durch weitere Einladungen ergänzt
wurden, nach Wiesbaden zu ziehen und so hier nahezu allen bedeutenden Porträtisten
Europas ein Stelldichein zu geben. Allein die französische Abteilung repräsentierte
einen Wert von einer Viertel Million Franken. Auch dieThoma-Trübner-Ausstellung,
die gemeinsam mit dem Nassauischen Kunstverein veranstaltet wurde, und zu der
die Gesellschaft 55 Thoma's und einige Triibner, meist aus bestem Frankfurter
Privatbesitq beisteuerte, sowie die grof>e Schweizer-Ausstellung mit einer Hodler-
und Buri-Kollektion, vor allem aber die Jubiläumsausstellung des Leibi-
Kreises im Jahre 1911 fanden weitgehende Beachtung in der Presse, über legiere
veröffentlichte die »Deutsche Kunst und Dekoration« ein Sonderheft mit 16 meist
ganzseitigen prachtvollen Reproduktionen, sie enthielt unter anderem nicht weniger
wie 20 Werke Schuchs, darunter viele noch kaum bekannte Stücke ersten Ranges,
sodah Fr. Rieffel in der „Frkf. ZtgA schrieb, für die Kenntnis Schuchs sei die Aus-
stellung fast epochemachend zu nennen. Die Bilder Schuchs, die zu Beginn der
Ausstellung noch für 3-4000 Mk. zu kaufen waren, erreichten bald danach den
4—Öfachen Preis.
froh der großen Transportschwierigkeiten wagte sich die Gesellschaft auch an
plastische Ausstellungen. So war gelegentlich der Eröffnung des Kurhauses
der einzige Originalabgub des Bartholomeschen Monument aux morts
zusammen mit einer umfassenden Kollektion seiner übrigen Werke im Paulinen-
schlöhdien aufgebaut. Der Eindruck, den das Werk hier unter dem Tonnengewölbe
des Mittelraumes machte, war überwältigend und dem auf dem Pariser Friedhof
zu gewinnenden beiläufig unendlich überlegen. Freilich hatte die Ausstellung troh
der stattlichen Frequenz — es wurden 6000 Besucher gezählt —, eine finanzielle
Krise zur Folge, an der die Gesellschaft länger zu tragen hatte.
Man weih; daf> Lichtwark zuerst Deutschland mit der Regeneration der modernen
Medaill e in Frankreich durch Ponscarme, Roty, Chaplain u. a. bekannt machte. Eine
der ersten Unternehmungen der Gesellschaft galt gleichfalls der französischen
Plakette und Medaille. Von einigen Prachtstiidcen Hildebrands abgesehen
(Bismarckmedaille) war damals dieser, einst z. Zt. der Renaissance in Deutschland
so glänzend vertretene-Kunstzweig, bei uns noch völlig verdorrt. Nur in Wien hatte
wenigstens im Bildnis Otto Scharff Beträchtliches geleistet. Um so überraschender
waren die Resultate, die 8 Jahre später auf einer zum ersten Mal von der Wies-
badener Gesellschaft zusammengebrachten Gesamt-Ausstellung deutscher
Medaillen- und Plakettenkunst vorgelegt werden konnten. Die Ausstellung
zeigte 734 Nummern und trat von Wiesbaden aus eine Rundreise durch die gröberen
 
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