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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0497

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Nachdem der NassauisdreKunsiverein und Wiesbaae ner G es e 11-
schaft für Bildende Kunst im März die grolje Nachlaljausstellung
von Wilhelm Morgner zeigte, wird im April eine zweite Gedächtnisausstellung
des gefallenen Malers Walter Boettidier aus Hagen veranstaltet. Es
ist die Fortseijung der Gedächtnisausstellungen im Kriege gefallener Künstler,
die mit Franz Marc begann, mit Weisgerber, August Macke weitergeführt
wurde. Eine umfangreichere Ausstellung von Seehaus sdieiterte bis jetjt,
da die meisten Bilder sidt in Privatbesitj befinden.
Eine grolje graphisdie Ausstellung von Max L i e b e r nt a n n, die ca. 60 Blätter
enthält, und zwar aus allen Schaffensperioden des Künstlers, stellte deT Samm-
ler Kirchhof!, Wiesbaden zurVerfügung. Es wird beabsichtigt, eine graphische
Ausstellung von Slevogt und Corinih folgen zu lassen. Nach diesen Aus-
stellungen der impressionistischen Meister soll das graphische Werk
Nol des gezeigt werden.
Neu wird ferner eine Kollektion des Düsseldorfer Malers Breelj gezeigt,
daneben grolje Kollektionen von Georg Grolls, Berlin und Paul Klee,
Weimar.
HESSISCHER KlilNSTLERBUND. Eine Reihe namhafter hessischer
Künstler, unter ihnen der Architekt Emanuel Josef Margold, Professor
Kay H.Nebel, Maler Sdi wa 1 badi, Maler Paul Thesing, Goldschmied
Theodor Wende und andere angesehene Repräsentanten der versdiie-
densten Kunstgattungen, Kunstriditungen und Kunstauffassungen, haben
einen »Hessischen Künstlerbund« gegründet.
Sein Arbeitsprogramm erstreckt sich auf die gesamte Erfassung der hessisdien
Künstlersdiaft, auf der wirtsdiaftlichen Forderung der Standesinteressen im
Staats- und Erwerbsleben, energische Bekämpfung der Cliquenwirtschaft,
welche gerade in Hessen eine Weiterentwicklung und ein Vorwärtsstreben
in künstlerischen Dingen unmöglich machten, womit endlich ein Erwadien
und Vollbringen von Taten dokumentiert werden soll.
Die Gesdiäftsstelle befindet sidt in Darmstadt, Olbridiweg 10.
DONAUESCHINGER KAMMERMUSIKFEST. Zur Förderung des heute
so schwer ringenden musikalischen Nadivvuchses veranstaltet die »Gesellsdiaft
der Musikfreunde zu Donauesdiingen« Anfang August dieses Jahres unter
dem Protektorate des Fürsten zu Fürstenberg eine Reihe von Kammer-
musikaufführungen, die ausschließlich dem Schaffen nodi unbekannter
oder umstrittener musikalisdier Talente gemidmet sein sollen. Das künst-
lerisch wie sozial für unser Musikleben bedeutsame Unternehmen erfreut
sidt besonderer Förderung durch die Herren: Ferruccio Busoni,
Siegmund von Hausegger, Arthur Nikisch, Max von Pauer,
Hans Pfitjner und Franz Sdtreker, die unter dem Vorsitj von Ridiard
Strauß den „Ehrenausschuß“ bilden. Die Aufstellung der Programme
gesdiieht durch den „Arbeitsausschuh“, die Herren Eduard Erdmann (Berlin),

Professor Josef Haas (Stuttgart), Professor Willy Rehberg (Mannheim) und
Heinridi Burkard (Donauesdiingen).
Alle Anfragen sind zu richten an'die „Musikabteilung der Fürstlich Fürsfen-
bergisdien Hofbibliothek zu Donauesdiingen“.
SIEGFRIED JACOBSOHN: »Das Jahr der Bühne« (Weitbühnen-Verlag).
Das neunte Jahr der kritisdien Betrachtung, die einmal die Theater Deutsdi-
lands überhaupt bedeuteten, aber immer weniger bedeuten werden. Dieser
Verfall wird Jacobsohn nie den Boden entziehen, obgleich er der Berliner
Kritiker ist, dem die Darstellung nldit nur mindestens so wichtig ersdieint
wie das Darzusteliende. sondern der auch den ausgeprägten Kunstinstinkt in
dieser Hinsicht hat. Die Seligkeit des Kritiker-Daseins: in gut gebauten
Säßen für Reinheit und Ehrlichkeit in der Kunst zu kämpfen, wird Jacob-
sohn auch dann nodi verspüren, wenn die Berliner Theater noch mehr
verfallen. Denn sein Blick hat sidi geweitet, darum sich mehr denn je in
seinen Theaterkritiken das Weltbild widerspiegelt. Dieses ist zur Zeit
trübe; umso größer die beglückende Pflidit, mitzuwachsen, damit es rein
wird. Kann so eins durdis andere bewirkt werden, wird Jacobsohn nidit
nur einmal, wie vor ein paar Jahren, Abschied nehmen wollen vom Theater.
In welchen Kreis man auch gestellt ist: aus jedem laßt sich in die Weite
und in die Höhe wirken,' und daran ist, wie Jacobsohn selbf im Vorwort
bekennt, heut wie am ersten Tag jeder Atemzug seiner Existenz gesetzt.
WILLI DIINWALD.
Bei dem zu Pfingsten in Breslau stattfindenden MAX REGER-FEST
werden erstklassige Solisten mitwirken, darunter Friß und Adolf Busdi,
Karl Straube, Emmi Leisner und das.WendlingQ uarte11. Die
Oberleitung liegt in den Händen von Professor Georg D o h rn - Breslau,
der dem Regerschen Sdiaffen besonders nahe steht.
Die Buchhandlung Noerfershäuser Wiesbaden, Wilhelmstr. 6 wird
seit März 1921 unter dem Namen »Bücherstube amMuseum« auf
erweiterter Grundlage von modernen Gesiditspunkten aus von zwei
jungen Wiesbadener Buchhändlern — Hermann Kempf und Dr. Walter
Haeder — geleitet. Die Biidterslube will Werte vermitteln und keine
Artikel veräußern und nur dem wirklich guten Buch den Weg bereifen.
Neben der Pflege klassischer Werke und derjenigen vergangener
Liferalurepochen wird die junge zeitgenössische Dichtung nicht ver-
gessen. Wo es nötig ist, soll für sie geworben werden. Die »Bücherstube
am Museum« soll kein Kaufhaus sein, sondern das Hehn des guten
Buches. Sie will ein Ort anregenden, künstlerisdten Verkehrs werden,
voller Geist und Liebe zum guten Buch.


•Z-U Wiesbadens lyisloriscther Umgebung gehört Rüsselsheim, etwa 10 km oberhalb der Mündung des Mains auf dessen linkem
Ufer gelegen. / Der Ort hat eine wechselvolle Ge-
schichte. Die ersten Erwähnungen der Rüssels-
heimer Furt durch den Main reichen ins erste
Jahrhundert nach Christi Geburt und Spuren der
alten römischen Heerstraße Mainz -Aschaffenburg
liegen unter und im Verlaufe der Hauptstraße von
Rüsselsheim. Die Gründung des Ortes liegt um
das fünfte Jahrhundert n. Chr. und ist anscheinend
fränkischen Ursprungs. Um das Jahr 1300 kam der
Ort an die Grafen von Katzenellenbogen, die seine
strategische Wichtigkeit erkannten und ihn befes-
tigten. Um 1500 wurde Rüsselsheim zur Festung
erweitert, deren guterhaltene Mauern, Gräben,Wälle
und Gebäude heute noch erhalten sind und unter
Denkmalschutz stehen. / Die politische und stra-
tegische Bedeutung Rüsselsheims schwand im Laufe
der Jahrhunderte, um einer wirtschaftlichen Platz zu
machen. Im letzten halben Jahrhundert wurde das
Emporblühen des Ortes ausschließlich von dem
Unternehmungsgeist der Familie Opel besiimmt,
deren Werke heute zu den bedeutendsten Automobil-
und Fahrradfabriken der alten Welt zählen. Ihre
Fabrikate sind Edel - Erzeugnisse der
Deutschen Industrie und genießen infolge ihrer her-
vorragenden Qualität unbestrittenen Weltruf. Die
Produktion in Automobilen, Motorfahrrädern u.Fahr-
rädern zählt zu den umfangreichsten ganz Europas.

Rüsselsheim a. M. mit den Opelwerken im Jahre 1920

HERAUSGEBER UND VERANTWORTLICHER SCHRIFTLEITER DR. GUIDO BAGIER IN WIESBADEN, FRESEMUS-
STRASSE 17, FERNRUF 1572. BERLINER VERTRETUNG: DR. O. BEYER, BERLIN NW., TURMSTRASSE 1. GESCHÄFTS-
FÜHRUNG, DRUCK U. VERLAG GEBR. HOFER, VERLAGSANSTALT SAARBRÜCKEN, BERLIN, LEIPZIGi, STUTTGART.
NACHDRUCKVERBOTEN. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. EINSENDUNGEN AN DIE SCHRIFTLEITUNG VON FEUER
IN WIESBADEN, FRESENIUSSTRASSE 17.

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