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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Schmidt, Paul Ferdinand: Heinrich Campendonk
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0504

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nur noch in den schönsten Erfindungen der Mucheschen Abstraktionen wiederkehrt.
Es ist eine ähnliche Fülle der farbigen Motive wie bei Kandinsky, aber in ein
mehr endliches und knapper begrenztes System gebracht und an ein halb Gegen-


HEINRICH CAMPENDONK

stündliches gebunden. Denn diese Welt der Tiere und Bäume, der Hirten und
Häuschen gehört nicht der Wirklichkeit an; so mag ein begnadetes Kind von Kühen
und Wäldern träumen; so mag es auf einem glücklicheren Planeten von der Schöpfer-
gnade Paul Scheerbarts aussehen. Wer nicht den Schlag eines Kinderherzens in
sich spürt, wird schwerlich die duftige Reinheit und Poesie dieser farbigen Gebilde
empfinden; wie denn überhaupt das Feinste in unserer Kunst heute dem Verstände
der bürgerlichen Erwägung, dem wirklichkeifsgeschulten Auge des „Gebildeten“
völlig unzugänglich ist. Vielleicht dünkt es manchem zu hoch gegriffen, hier von
der Religion Buddhas und der mystischen Erfahrung indischer Heiliger zu reden.
Aber im lebten Grunde, nur in bescheidenem Ausmaß, decken sich ihre Welten mit
der kleinen Märchenwelt Campendonks: in der Abwendung von einer kalt begriffenen

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