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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Beyer, Oskar: Der Plastiker Barlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0514

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aber um Landschaften, Architekturen oder abstrakte Formen handeln. Weil Barlach
selber eine tragische Natur ist, deshalb müssen auch seine Menschen tragisch sein;
es liehe sich auch umgekehrt sagen, weil man wenig über den Menschen Barlach


ERNST BARLACH »BETTLERIN«

weif;: da seine Menschen leidbeladene Geschöpfe sind, deshalb muf) ihr Verfertiger
ein Mensch des Leidens sein. Alles das, was in ihm wühlt, was in ihm wirkt oder
angelegt wird, entlädt sich ihm in die Gebilde seiner Hand. Eine Erregung ist in
diesen Figuren, die oft unheimlich wird, sie scheinen auf vulkanischem Boden zu
wurzeln, Katastrophen, düster drohendes Weltgewitter anzuzeigen. Sie sind wie von
dunklen Mächten, von Urtrieben beherrscht, von Dämonen aus der glatten Ruhe
des Alltagsdaseins aufgestört. Angst und Schauder und Schrecken ist in vielen
dieser Leibgebärden, von Qualen und Leidenschaften werden diese Körper gebogen
und geschüttelt, in ihnen sind Ahnungen, Träume, Visionen, Erscheinungen, ge-
spenstische Erlebnisse, ja was treibt hier nicht alles sein düsteres Spiel! Die Art,
der Umkreis der Gefühlsbewegungen, die in den Gestalten Barlachs Form gewonnen
haben, reicht weit hinaus über alles Bauerntum, aus dem sie doch hervorwachsen;
ehestens liehe sich sprechen von einer Mythologie des Bauerntums, die indessen
als eine solche der Erdbewohner überhaupt ersdieint. Es ist ziemlich gleichgültig,

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