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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Müller-Wulckow, Walter: August Babberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0645

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die Ateliers inne hatten, enthält das Selbstbildnis des Künstlers zwischen
Rudolf Gudden und Hans Brasch. Die originelle Zusammenfügung im
Dreiklang ist durch den Rhythmus der Treppe verbunden und erinnert an
Marees Gruppenporträt in Neapel. Die Farben, vor allem auch der Augen,
kennzeichnen und unterscheiden die Persönlichkeiten stärker als dies ein?
farbig erkennbar wird. Der Künstler hat das Bild der Frankfurter städtischen
Galerie zum Abschied geschenkt. Dort befindet sich auch das Gruppenbild,
das den Maler mit seinen Eltern und Geschwistern darstellt, ein Werk, an
dessen festgefügtem Bau und an dessen Typen wir die Stammeseigentüm?
lichkeit des Oberbadeners, des knorrigen Gebirglers erkennen und die
Geistesart, aus der seine Kunst beurteilt sein will.
Der seelische Gehalt seines Werks aber weist auf die Zukunft. Der Künstler
steigt auf den Treppen der Sehnsucht und mit dem Ansporn, den das Ge*
birge ausübt, zu Höhen des Lebens und der Menschheit empor, wie sie
Nietzsche uns gewiesen. Und wie dieser die Sprache umprägt zu neuer
Plastik, so spannt und steigert Babberger die Formen und Farben zu nie
gekannter Elastizität und Leuchtkraft. Der ihm bisweilen gewordene Vor?
wurf zu kalter Abstraktion kennzeichnet im Grunde nur das Vorauseilende,
Emporragende, Unverwirklichte solcher Lebensideale und fällt also auf
die Zweifler zurück. In der Heftigkeit der Rhythmik und ihrer Verflechtung
lebt die drängende Kraftfülle germanischer Völkerwanderungsornamentik
wieder auf. Die Magie der Fläche, die Biegung und Abgewogenheit der Kon?
turen, das Klangvolle der Farbenskala spricht zu einer strafferen Jugend, die
sich solcher Bewältigungsmöglichkeiten des Chaos noch kaum bewußt ist.

»Am
Aeschinens
see«


A. Babberger
(Pinselzeichs
nung 1918)

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