vorbei: »Das Geld!« Die Sklaven legten die Säcke hin. Ein Tisch war jetzt
zwischen ihnen. Rusas zählte vor; die Goldmünzen einzeln, das Silber und
Kupfer in einer geeichten Röhre. Als Xirter die Hand darauf legen wollte,
wehrte Rusas ab: »Nur ihm selbst!« Er breitete Pergament und Schreibzeug
hin. Ein Johlen fuhr durch die Luft. Dann klang Prasseln von Steinen und
der Takt von Waffen. Selbst Rusas horchte mit offenem Mund. Aber er
schickte nur zwei Sklaven und blieb bei den Säcken. Die Sklaven kamen
nur bis zum Gartentor. Die Straßenschlucht herab stürzten heulende Weibern
horden. Dirnen, verlaufene Schminke im Gesicht, hatten sich auf die Tor?
stufen geflüchtet und preßten flehend die Brüste gegen die Gitterstäbe. Eine
warf atemlos einen seltsamen Fladen aus teigigem Lehm übers Gitter:
»Dreckbrotl Mörtelbrot! Haben wir gebacken!« Neben ihr eine schrie be?
geistert und trotzig: »Mörtel vom Neubau des Porsa!« Die Sklaven riefen
um Hilfe. Im Gestöber der Straße hielten Frauen erbittert die Fladen hoch.
Ein tobender Schwarm überjagte sie; Handwerker, Bettler, Hungernde, alte
Männer, halbnackt in den Kitteln, schleppten zerbrochene Ziegel und Stan?
gen, Sägen und Hämmer. Sie rannten betäubt nach dem Ausgang der Straße,
den ein zehnfacher Halbkreis von Prätorianern in fester Ordnung umstellte.
Lautlos und bewußt standen die Kohorten gegen das Getöse. Steine flogen,
krachten kraftlos an Leder und Eisen ab. Die Soldaten duckten kurz. Eine
Pfeife gab Befehl, und ein scharfer Keil blinkender Schildkäfer wuchs blitz?
schnell vor. Er schob sofort das verzweifelte Gewühl entzwei. Er schnitt
rot ein. Auch am oberen Ende der Straße war schnelle Bewegung von
Helmen und Lanzen. Die Straße war umgangen. Nur noch die Jüngsten
schlugen mit splitterndem Holz um sich; sie wurden mit hastigem Schwert
hingeschaufelt. Es waren nur Augenblicke. — In ihrer Angst hatten die Dir?
nen das Gartentor eingedrückt. Es riß aus den Angeln. Aus der Pforte schossen
die Neger durch die Reihe der Palmen, auf der Schwelle spähte Rusas mit
vorgestrecktem Geierhals. In dem Knäuel der Weiber wurde, fast unkenntlich,
der Mühlenverwalter hereingespült. Er wollte das Geld. Er war erbärmlich
zerrauft, der Besatz der Toga heruntergetreten; in seiner Verwirrung vergaß
er sich so, daß er klagend auf Rusas zulief. Xirter beobachtete sie. Mitten?
hinein trafen zwei Zirkusbeamte ein. Sie hatten zu überbringen, daß der
Beginn des Wagenrennens wegen der Gewittergefahr schon auf die nächste
Stunde angesetzt sei und daß sich der Cäsar schon in der Loge gezeigt habe,
weshalb die Fraktionen auf die Umzüge in der Stadt verzichten müßten.
Der Wagenlenker war aus dem Dunkel des Zimmers gesprungen; er zerrte
den schnaufenden Äthiopier ins Licht. Auf dem Knie wiederholte der
Schwarze die eingelernte Botschaft: Daß der Bruder noch lebe. Noch lebe.
Maro preßte den Boten mit seinem harten Gesicht. Der Schwarze drehte
633
zwischen ihnen. Rusas zählte vor; die Goldmünzen einzeln, das Silber und
Kupfer in einer geeichten Röhre. Als Xirter die Hand darauf legen wollte,
wehrte Rusas ab: »Nur ihm selbst!« Er breitete Pergament und Schreibzeug
hin. Ein Johlen fuhr durch die Luft. Dann klang Prasseln von Steinen und
der Takt von Waffen. Selbst Rusas horchte mit offenem Mund. Aber er
schickte nur zwei Sklaven und blieb bei den Säcken. Die Sklaven kamen
nur bis zum Gartentor. Die Straßenschlucht herab stürzten heulende Weibern
horden. Dirnen, verlaufene Schminke im Gesicht, hatten sich auf die Tor?
stufen geflüchtet und preßten flehend die Brüste gegen die Gitterstäbe. Eine
warf atemlos einen seltsamen Fladen aus teigigem Lehm übers Gitter:
»Dreckbrotl Mörtelbrot! Haben wir gebacken!« Neben ihr eine schrie be?
geistert und trotzig: »Mörtel vom Neubau des Porsa!« Die Sklaven riefen
um Hilfe. Im Gestöber der Straße hielten Frauen erbittert die Fladen hoch.
Ein tobender Schwarm überjagte sie; Handwerker, Bettler, Hungernde, alte
Männer, halbnackt in den Kitteln, schleppten zerbrochene Ziegel und Stan?
gen, Sägen und Hämmer. Sie rannten betäubt nach dem Ausgang der Straße,
den ein zehnfacher Halbkreis von Prätorianern in fester Ordnung umstellte.
Lautlos und bewußt standen die Kohorten gegen das Getöse. Steine flogen,
krachten kraftlos an Leder und Eisen ab. Die Soldaten duckten kurz. Eine
Pfeife gab Befehl, und ein scharfer Keil blinkender Schildkäfer wuchs blitz?
schnell vor. Er schob sofort das verzweifelte Gewühl entzwei. Er schnitt
rot ein. Auch am oberen Ende der Straße war schnelle Bewegung von
Helmen und Lanzen. Die Straße war umgangen. Nur noch die Jüngsten
schlugen mit splitterndem Holz um sich; sie wurden mit hastigem Schwert
hingeschaufelt. Es waren nur Augenblicke. — In ihrer Angst hatten die Dir?
nen das Gartentor eingedrückt. Es riß aus den Angeln. Aus der Pforte schossen
die Neger durch die Reihe der Palmen, auf der Schwelle spähte Rusas mit
vorgestrecktem Geierhals. In dem Knäuel der Weiber wurde, fast unkenntlich,
der Mühlenverwalter hereingespült. Er wollte das Geld. Er war erbärmlich
zerrauft, der Besatz der Toga heruntergetreten; in seiner Verwirrung vergaß
er sich so, daß er klagend auf Rusas zulief. Xirter beobachtete sie. Mitten?
hinein trafen zwei Zirkusbeamte ein. Sie hatten zu überbringen, daß der
Beginn des Wagenrennens wegen der Gewittergefahr schon auf die nächste
Stunde angesetzt sei und daß sich der Cäsar schon in der Loge gezeigt habe,
weshalb die Fraktionen auf die Umzüge in der Stadt verzichten müßten.
Der Wagenlenker war aus dem Dunkel des Zimmers gesprungen; er zerrte
den schnaufenden Äthiopier ins Licht. Auf dem Knie wiederholte der
Schwarze die eingelernte Botschaft: Daß der Bruder noch lebe. Noch lebe.
Maro preßte den Boten mit seinem harten Gesicht. Der Schwarze drehte
633