46. MWi. — 1S8
Grjtl» Blatt
Lcscheillt täglich, SonntagS auSgenommen, PreiS mit Familienblättern monatlich SO pfg. in'S HauS gebracht, bei der Exvedition und den Zweigstatio»«« abgrholt 4V Pfg. Dllrch dtl WW
bezogen vierteljährlich 1. !ö Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dere« Raum. Reklamezeile tü Pfg. Für hiestge Geschäft»- und Privatanzeige» ermSßtgt. — Für dt« Anfnah»« da» UWilW»
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserat- auf den Pla kattafeln der Heidelbcrger Zeitung und den städtischen Anschlagstelle«. Frrnipeecher lU
Landtagsschluß.
Karlsruhe, 20. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr
ist der Landtag geschlossen worden. Die Feierlichkeit
fand dem ausgegebenen Programm gemäß im Sitzungs-
faale der Zweiten Kammer statt. Nachdem deren Mit-
-glieder ihre Plätze eingenommen hatten, und- sodann die
Mtglieder der Ersten Kammer, darauf die Mitglieder
des Großherzoglichen Staatsministeriums engetreten wa-
ren, hielt der Präsident des Staatsministeriums, Staats-
Minister Dr. v. Brauer die Ansprache, deren Wortlaut
schon mitge eilt worden ist.
Mit ei em Hoch der Versammlung auf den Groß-
herzog, dm der Abg. Klein ausbrachte, fand die Feier-
lichkeit ihren Abschluß.
Nach einer ungewöynlich langen und arbeitsreichen
Tagung kehren heute dw badischen Volksboten zu den
heimatlichen Penaten zurück. Jhre positive Arbeitslei-
stung war in den einzelnsn Phasm der verflossenen Session
sehr verschieden. Während in den beiden ersten Abschnit-
ten sehr häufig leeres Stroh gedroschen wurde und infolge
dessen die Verhandlungen kaum von der Stelle rückten,
- haben beide Hüuser kurz vor Torschluß eine Reihe wich-
tiger Vorlagen erledigt. Unter diesen ist an erster Stelle
die V e r f a s s u n g s r e f o r m zu nennen, durch die
sich der Landtag einen wahrhaft glänzenden Abgang ge-
sichert hat. Seine Ausdauer hat in den letzten heißen
Tagen zu einem Endresultat geführt, das die kühnsten
Erwartungen aller Politiker weit übertroffen hat. Für
die wirtschastliche Entwicklung des Landes ist von Be-
deutung die ebenfalls erft in den letzten Tagen gefaßte
Mesolution, durch welche die Regierung ermächtigt wurde,
in Betreff der R 'h e i n r e g u I i e r u n g mit den Nach-
barstaaten definitive Abmachungen zu treffen, dre hoffent-
lich unserer badischen Handelsmetropole Mannheim nicht
zurn Nachteil geraten werden. Eine nicht gerade ange-
Nshme lleberraschung für die Steuerzahler brachte das
Gesetz betr. die Erhö -hung d e r K a p i t a l r e n te n-
und Einkommensteuern. Ein kleiner Trost ist
insofern geblieben, als die Steuer nur auf zwei Jahre
beschlossen wurde und die im nächsten Landtag zu er-
wartende Revision unserer Steuergesetzgebung, nach den
borläufigen Ergebnissen der Neueinschätzung zu schließen,
in mancher Hinsicht eine Entlastung verspricht. Ob die
Warenhaussteuer und die Ku r p f u s ch e r v o r-
iage den beabsichtigten Zweck erreichen, wird die Zu-
kunft lehren. Eine Reihe weiterer Vorlagen aus den
berschiedenartigsten Gebieten der Staatsverwaltung, die
w der abgelaufenen Session verabschiedet wurden, dürften
ben Jnteressen des geistigen und wirtschaftlichen Lebens
nur förderlich sein. Die ausgedehnten Debatten über das
^udget gewährten interessante Einblicke in die Natur-
steschichte der Parteien und bahnten — was wir neben
^vm Zustandekommen des Verfassungswerkes als die
> chönste Frucht dieses Landtages bezeichnen möchten
eine natürlicheSchichtung unseres libe-
l e n Parteiwesens an. Die nationalliberale
vraktion hat die Hoffnungen, welche ihre Wähler auf sie
^ten, im reichsten Maße erfüllt. Mit gutem Gewissen
Aus der Frauenwelt.
Ueber Jndividualisieren in der Kranken-
^l le g e bringt Frau Krukenberg in den „neuen Bahnen" be-
t st"enswerte Ausführungen, von denen wir hier einiges mit-
^Uen möchten. Sie weist darauf hin, wie in den meisten
^Pukenhäusern dieKranken unter der übergroßen Jnanspruch-
^ hwe der Pflegerinnen, die diesen Kraft und Frische und das
sam r- ^uhiger Stetigkeit raubt, leiden. Das Arbeitspensum,
kan Tag für Tag erledigt werden. Nur das Nötigste
wü? geschehen, denn eins drängt das andere. Jm übrigen
rin bu die Krankcn sich eben gedulden oder sich wohl auch unter
dip^u" bcistehen. Aber häufig sehlt ihren Leidensgefährten,
hm Möglichkeit, sich zu bewcgen, oder der Kranke
z»,. eincn Nachbarn — in Zimmern zweiter und
^äb - Klasse ist das oft unvermeidlich — dessen
Qualen verursacht, die seinen ohnehin angegriffenen
die ^°ch uervöser, noch empfindlicher machen. Dcr Arzt,
iv>>^^chchter können ihm helsen, aber sie können es nur dann,
3eit genug und selbstverständlich auch Feingefühl ge-
^ 8 haben, verständnisvoll zu beobachten, wenn sie sensitivere
^sren von rohercn zu scheiden verstehen.
die Fc ^ Viangel einer ausreichenden Zahl von Pflegerinnen,
NiE,i.^"^"siung der einzelnen Kraft ermöglicht, ist deswegen
seh^ .uur^im Jnteresse der Pflegerinnen selbst, sondern ebenso
did>> Vst. Änteresse der Kranken, im Jnteresse einer mehr indi-
kat ?fißsrenden Krankenpflege sehr zu bedauern. Welche Wohl-
einen schwcrleidenden Kranken bedeutet einc arbcits-
ist ^L^e, trische, gleichmätzig heitere Pflegerinl Welche Wohltat
de„ Wlche für einen ungeduldig dic Genesung herbeisehnen-
Rra^s.^fi^uten I Welche Beruhigung sür cinen angstvoll das
dem s siWUs betretenden neuen Ankömmling oder für cinen
schu,„/Hken schweren Abschied entgegensehenden Menschen. Wie
l>ar ein Krankcr freundliches Berücksichtigen schein-
sech» Äsdeutender Wünschel Wie leidet er darunter, wenn er
^ vo>, gehetzt ihre Arbeit tun sieht. Und
" der Hospitalpflege einmal abgesehen — wie leidet der
und hocherhobenen Hauptes können unsere Parteifreunde
zu dem Volk zurückkehren; fte haben kein unwürdiges
Sptel mit den Volksrechten zu egoistischen Parteizwecksn
getrieben, sondern ihren Prinzipien getreu sich als eine
wahre bürgerliche Partei des gemäßigten Fortschritts er-
wiesen, der bei allen Entschließungen die Volksrechte als
höchstes Gesetz vor Augen schwebt. Mögen die erprobten
Streiter für die nationalliberale Sache in der parlamen-
tarischen Ruhepause Erholung von ben Strapazen der
tangen Tagung finden und neue Kraft schöpfen sür die
nächste Kampagne!
Deutsches Reich.
-— Zu dem llebergriff, den sich ein russischer
Kreuzer gegen den deutschen Dampfer „Prinz Hein-
rich" im Roten Meer ertaubt hat, schreibt die „Kölnische
Zeitung" anscheinend ofsiziös: Jn richtiger Erkenntnis
der polittschen Lage hat die deutsche Presse im allgemeinen
die Beschlagnahme der japanischen Post durch
den rnssischen Kreuzer in sehr ruhiger Weise benrteilt.
Es wtrd der Regierung indessen auch der Vorwurf ge-
macht, daß sie nicht energisch genug vorgegan-
gen und den Russen nicht gleich mit sehr scharfen Forde-
rungen entgegengetreten sei. Jn dieser Beziehung möch-
ten wir darauf hinweisen, daß heute noch n i ch t b e-
kannt ist, wie die deutsche Beschwerde in ihren Einzel-
heiten abgefaßt war, und es ist nur eine Forderung der
Gerechtigkeit, nicht eher über das angeblich unzureichende
Maß dieser Forderungen abzuurteilen, bis sie bekannt
sein werden. Wir vermuten, daß alles geschehen ist, was
nach Lage der Sache und zur Wahrung der Würde des
deutschen Reiches und der Stcherung unseres Schtffsver-
kehrs geschehen konnte. Wenn Rußland bis heute
noch nicht geantwortet hat und dies damit erklärt, daß
es selbft-noch ohne jeds Nachricht von dem Kommandantcn
des „Smolensk" sei, so liegt kein Grund vor, in diese
Angabe Mißtrauen zu setzen. Jm Gegenteil scheint aus
allen bisher veröffentlichten Meldungen hervorzugehen,
daß die „Smolensk", nachdem sie die Beschlagnahme auf
dem „Prinz Heinrich" ausgeführt, noch keinm Hafen an-
gelaufen har und somit auch noch nicht in der Lage war,
der russischen Regterung über das Geschehene Bericht zu
erstatten. Es würde aber eine zuweitgehende und
unbillige Forderung sein, wenn man von der
russischen Regierung sofortige Remedur verlangen wollte,
ehe sie in den Besitz der für ste nöfigen Grundlage eines
Berichtes ihres Schiffskommandanten gelangt ist. Wir
nehmen den Vorsall nfit der Beschlagnahme durchaus nicht
auf die leichte Schulter. Aber die Maßnahmen, die von
den russischen Dampfern gegen englische Handelsschiffe
ergriffen worden sind, sind mindestens ebenso einschneidend
un'd es ist bisher nicht bekannt geworden, daß von der
engIischen Regierung schnellere Erledi >
gung dieserDingebeantragt oderdurch-
gesetztworden sei, als von der deutschen.
Dabei ist bekannt, wie empfindlich die Engländer in sol-
chen Dingen sind. Eine ruhige Behandlung der Ange-
auf die Pflege durch eine Gemeindeschwester angewiesene
Kranke! Es ist ja bekannt, welche Arbeitslast diese Pflegerin-
nen auf sich haben, wie sie ihre Kräfte aufreiben und doch nie-
mal allcn, und doch niemals genüg Hülfe zu bringen vermö-
gen. llnsere Anstalts- und Gemeinde-Krankenpflege liegt in-
folge mangelnden Pflegepersonals — ganz besonders, was ein
individuelleres Eingchen auf den Einzelfall betrifft — an weit-
aus dcn meisten Orten noch sehr im Argen.
Dazu kommt, datz wir häufig noch völliger Verständnis-
lostgkeit, für den Wert solcher die Persönlichkeit des Kranken be-
rücksichtigender Pflege begegnen. Wir finden Krankensäle —
kein Bild, keine etwas wärmere, leuchtendere Farbe erfreut das
Auge des Liegenden, hilft ihm seine Gedanken ablenken; gelb-
weih getünchte Wände, trostlos nichtssagend und kahl. Eine
gemeinsame, jedes empfindkichere Auge verletzende Flamme er-
hellt den Raum, ohne dem Einzelnen die Möglichkeit Les Lesens
oder ähnlicher Beschäftigung bei ausreichender Beleuchtnng zu
geben. Kalt und kahl und nüchtern ist alles, was den Kranken
umgibt. Minuten in solchem Milieu verbracht, dehnen sich ihm
zu Stunden. Wohl wird er pünktlich verbunden, umgebettet,
beküstigt. Zu anderem aber ist keine Zeit, für anderes fehlt.
unseren Pflcgerinnen, wie ste heute gehalten werden, häufig
nicht nur die Muhe, sondern auch jedes Verständnis. Nur
Schwestern — darauf weist Oberin Cauer, San Remo, so warm
und eindrucksvoll hin, — die nicht auf alle eigenen Jnteressen
verzichten, behalten Verständnis auch für die Jnteressen der
Kranken; nur sie können begreifen, datz es das Kurieren, das
Fernhalten schädigender Einflüsse nicht allcin tut, sie wiffen,
welch' grohe Rolle wohltuende, erfrischende Eindrücke bei der
Genesung spielen. Dasür aber, um das zu begreifen, mutz die
Schwester menschlich genug geblieben sein, um auf allgemeine
mcnschliche Jnteressen eingehen zu können. Das Fachstmpeln
mit den Krankcn — ich nieinc damit ein uns häufig begegnend'es
Durchsprechen aller im Hospital vorkommenden Fälle und Un-
fälle, — die einzige Art der Krankenunterhaltung, die heute
viele Schwestcrn pflegen, ist eine durchaus ungeeignete, seiner
besaiteten Patienten durchaus unsympathische. Nber datz wir
legenheit kann in diesem Falle nur von Nutzen sein, und
wenn man sich dabei vor übereilten Handlungen zurück-
hält, so braucht das dem Nachdruck und Emst unserer
Reklamation keinen Abbruch zu tun. Wir glauben im
übrigen, daß der heute ungeduldige Tetl der Presse beim
Abwarten nichts verlieren wird.
— Der Reichstagsabgeordnete für Schaumburg-Lippe,
Landgerichtspräsident Deppe, ist in der Nacht znm 20,
ds. im Alter von 61 Jahren an einem Darmleiden ge-
storben. Deppe hatte sich im Reichstage dsr nafional>
tiberalen Fraktion angeschtossen.
Baden.
Karksruhe, 20. Juli. Nach den Ferien wird
eine Sitznng des Engeren Ausschusses der na-
tionalliberalen Partei Badens und im Anschluß daran
eine Sitzung des großen L a n d es a u s s ch u s s e s
einberusen werden. Daraus darf man den Schluß ziehen,
daß die Parteileitung sehr frühzeitig die Geschäfte wieder
aufzunehmen gedenkt, was im Jnteresse der Partei nur
zu begrüßen ist. Denn die durch dte Verfassungsanderung
geschasfenen neuen Verhältnisse erfordern, wie schon her-
vorgehoben, die opferfreudigste, angestrengteste Arbeit
aller fiberalen Gesinnten.
KarIsruhe, 20. Juli. Jn der ersten Sitzung des
L a n d st ä n d i s ch e n Ausschusses tegte der
Finanzminister die Rechnungen der Amortisationskasse,
des Domänengrundstockes und der Eisenbahnschuldentil-
gnngskasse sür 1903 vor. Nach seinen Ausführungen hat
das Vermögen der ersteren sich um 66 436 Mark vermin-
dert und das Grundstockskapitalvermögen der Domänen
um 1 868 000 Mark. Tie Reinetnnahmen der Eisenbah-
nen mit Main-Neckarbahn betrugen 23 267 000 Mark,
die Verwaltungskosten der Eisenbahnschuldentilgungskasse
80 196 Mark, der Bedarf an Schuldzinsen 16 635 115
Mk., an Planmäßiger Schuldentilgnng 7 088 239 Mk.,
der Bauaufwand 22 808 627 Mark. Nach der Abrech-
nung ergibt sich eine Schuldvermehrung von 13 274 064
Mark; da letztere im Vorjahre 19,8 Millionen und 1901
21,3 Millionen Mark betrug, ist immerhin im Anwachsenl
der Schuld ein etwas langsameres Tempo eingetreten;
die Gesamtschuld ist auf 110 Millionen Mark gestiegen.
— Die Z e n t r u m s f r a k t i o n hat am Dienstag
Abend auch eine Abschiedsfeier abgehalten. Bemerkens-
wert ist, wie auf derselben der Tätigkeit der Partei -
presse gedacht wurde. Jm Bericht des „Beob." lesen
wir darüber:
Abg. Gietzler toastete auf die Presse und ihre anwesendcn
Vertreter, indem er auf die hohe Bedeutung der Presse hin-
wies. Besonderen Dank zollte er dabei dem Abg. Schmidt,
der so selbstlos seine Feder in den Dienst der Presse wie der
Fraktion gestellt habc. Zum Dank wurde ihm von der Frak-
tion eine Mignonbüste mit Untergestell übcrreicht. Weiter
lobte er das gute Einvernehmen zwischcn Fraktion und Preffe,
das sich während der ganzen Session gezeigt habe. Abg.
Schmidt dankte für die Ehrung und versprach, auch ferner
seine Kraft für die Verbreitung der Grundsätze des Zentrums
in der Presse einzusetzen. Ohne die Mitarbeit der Presse könne
nichts erreicht werden.
Bei der Abschiedsfeier der nationalliberalen Frakfion
hätten sehr wohl ähnliche Worte gesprochen werden dürfen.
sie so oft als einzige Abwechslung den Kranken geboten sehen,
kcmn uns kein Wunder nehmen. Das Denken der Pflegerin-
nen bewegt sich eben allzuoft nur im engsten Kreise. Darüber
hinauszugehen, fehlt es der Mehrheit an Kraft und an Zeit.
Abgesehen davon, datz es manchen Krankenhäusern einer Schwe-
ster geradezu verübelt wird, wenn sie neben der Arbeit noch
für etwas anderes Jntereffe zn haben versucht.
Auch für die Pflegerin, so scheint mir, gilt das, was Mar-
garet Sewell in ihrem von Jeannette Schwerin übcrsetzten
trefflichen Vortrage von den Armenpflegerinncn sagt.
„Die Bedeutung der geistigen Kraft lätzt stch an der Breite
der Jntereffensphäre messen. Wir wollen diese unseren Mitar-
beitern nicht mihgönnen, noch sie für bessere Diener der Armen
(der Kranken), halten, wenn sie sich um nichts anderes küm-
mern. Ein wahrhaft kräftiger Gcist kann nicht so einseitig scin.
Je beffer die Arbeiterin ist, desto mehr wird sie sich veranlatzt
fühlen, ihr Bestes zu geben, un-d sie weih, datz ihr Bestes in der
freien Entwicklung ihres ganzen Wcsens liegt, und ihre Kraft
zu helfen daher von der Weite ihres Gesichtskreises und dem
Reichtum ihres inneren Lebens abhängig ist.
Fröhlich und stark, so bringen sie zu den Elenden den fri-
schen Luftzug einer grötzeren Welt."
Kleine Zeitung.
Hochschulnachrichten. Zum Direktor der großherzog-
lich hessischen Hofbibliothek zu D a r m st a d t ist an Stelle von
Gustav Nick der bisherige Mbliothekar dasclbst, Dr. Adols
S ch m i d t, ernannt worden. — Der Oberlehrer am königl.
Gymnasium zu Spandau, Dr. Jos. Petzoldt, habilitierte sich
an der Berliner tcchnischen Hochschule als Privatdozent
für naturwiffenschaftliche Erkenntnistheorie. — Zum crsten
Mal haben sich die Schülerinnen der gymnasialcn Abteilung
des deutschen Mädchenlvzeums in Prag der Rcife-
prüfung unterzogen. Von 11 Abiturientinnen wurden 10 für
reif erklärt. Gleichzeitig haben 13 Wiener Abiturientinnen
am Prager Kleinseitner Gymnasium die Maturitätsprüfung
Grjtl» Blatt
Lcscheillt täglich, SonntagS auSgenommen, PreiS mit Familienblättern monatlich SO pfg. in'S HauS gebracht, bei der Exvedition und den Zweigstatio»«« abgrholt 4V Pfg. Dllrch dtl WW
bezogen vierteljährlich 1. !ö Mk. auSschlietzlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dere« Raum. Reklamezeile tü Pfg. Für hiestge Geschäft»- und Privatanzeige» ermSßtgt. — Für dt« Anfnah»« da» UWilW»
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserat- auf den Pla kattafeln der Heidelbcrger Zeitung und den städtischen Anschlagstelle«. Frrnipeecher lU
Landtagsschluß.
Karlsruhe, 20. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr
ist der Landtag geschlossen worden. Die Feierlichkeit
fand dem ausgegebenen Programm gemäß im Sitzungs-
faale der Zweiten Kammer statt. Nachdem deren Mit-
-glieder ihre Plätze eingenommen hatten, und- sodann die
Mtglieder der Ersten Kammer, darauf die Mitglieder
des Großherzoglichen Staatsministeriums engetreten wa-
ren, hielt der Präsident des Staatsministeriums, Staats-
Minister Dr. v. Brauer die Ansprache, deren Wortlaut
schon mitge eilt worden ist.
Mit ei em Hoch der Versammlung auf den Groß-
herzog, dm der Abg. Klein ausbrachte, fand die Feier-
lichkeit ihren Abschluß.
Nach einer ungewöynlich langen und arbeitsreichen
Tagung kehren heute dw badischen Volksboten zu den
heimatlichen Penaten zurück. Jhre positive Arbeitslei-
stung war in den einzelnsn Phasm der verflossenen Session
sehr verschieden. Während in den beiden ersten Abschnit-
ten sehr häufig leeres Stroh gedroschen wurde und infolge
dessen die Verhandlungen kaum von der Stelle rückten,
- haben beide Hüuser kurz vor Torschluß eine Reihe wich-
tiger Vorlagen erledigt. Unter diesen ist an erster Stelle
die V e r f a s s u n g s r e f o r m zu nennen, durch die
sich der Landtag einen wahrhaft glänzenden Abgang ge-
sichert hat. Seine Ausdauer hat in den letzten heißen
Tagen zu einem Endresultat geführt, das die kühnsten
Erwartungen aller Politiker weit übertroffen hat. Für
die wirtschastliche Entwicklung des Landes ist von Be-
deutung die ebenfalls erft in den letzten Tagen gefaßte
Mesolution, durch welche die Regierung ermächtigt wurde,
in Betreff der R 'h e i n r e g u I i e r u n g mit den Nach-
barstaaten definitive Abmachungen zu treffen, dre hoffent-
lich unserer badischen Handelsmetropole Mannheim nicht
zurn Nachteil geraten werden. Eine nicht gerade ange-
Nshme lleberraschung für die Steuerzahler brachte das
Gesetz betr. die Erhö -hung d e r K a p i t a l r e n te n-
und Einkommensteuern. Ein kleiner Trost ist
insofern geblieben, als die Steuer nur auf zwei Jahre
beschlossen wurde und die im nächsten Landtag zu er-
wartende Revision unserer Steuergesetzgebung, nach den
borläufigen Ergebnissen der Neueinschätzung zu schließen,
in mancher Hinsicht eine Entlastung verspricht. Ob die
Warenhaussteuer und die Ku r p f u s ch e r v o r-
iage den beabsichtigten Zweck erreichen, wird die Zu-
kunft lehren. Eine Reihe weiterer Vorlagen aus den
berschiedenartigsten Gebieten der Staatsverwaltung, die
w der abgelaufenen Session verabschiedet wurden, dürften
ben Jnteressen des geistigen und wirtschaftlichen Lebens
nur förderlich sein. Die ausgedehnten Debatten über das
^udget gewährten interessante Einblicke in die Natur-
steschichte der Parteien und bahnten — was wir neben
^vm Zustandekommen des Verfassungswerkes als die
> chönste Frucht dieses Landtages bezeichnen möchten
eine natürlicheSchichtung unseres libe-
l e n Parteiwesens an. Die nationalliberale
vraktion hat die Hoffnungen, welche ihre Wähler auf sie
^ten, im reichsten Maße erfüllt. Mit gutem Gewissen
Aus der Frauenwelt.
Ueber Jndividualisieren in der Kranken-
^l le g e bringt Frau Krukenberg in den „neuen Bahnen" be-
t st"enswerte Ausführungen, von denen wir hier einiges mit-
^Uen möchten. Sie weist darauf hin, wie in den meisten
^Pukenhäusern dieKranken unter der übergroßen Jnanspruch-
^ hwe der Pflegerinnen, die diesen Kraft und Frische und das
sam r- ^uhiger Stetigkeit raubt, leiden. Das Arbeitspensum,
kan Tag für Tag erledigt werden. Nur das Nötigste
wü? geschehen, denn eins drängt das andere. Jm übrigen
rin bu die Krankcn sich eben gedulden oder sich wohl auch unter
dip^u" bcistehen. Aber häufig sehlt ihren Leidensgefährten,
hm Möglichkeit, sich zu bewcgen, oder der Kranke
z»,. eincn Nachbarn — in Zimmern zweiter und
^äb - Klasse ist das oft unvermeidlich — dessen
Qualen verursacht, die seinen ohnehin angegriffenen
die ^°ch uervöser, noch empfindlicher machen. Dcr Arzt,
iv>>^^chchter können ihm helsen, aber sie können es nur dann,
3eit genug und selbstverständlich auch Feingefühl ge-
^ 8 haben, verständnisvoll zu beobachten, wenn sie sensitivere
^sren von rohercn zu scheiden verstehen.
die Fc ^ Viangel einer ausreichenden Zahl von Pflegerinnen,
NiE,i.^"^"siung der einzelnen Kraft ermöglicht, ist deswegen
seh^ .uur^im Jnteresse der Pflegerinnen selbst, sondern ebenso
did>> Vst. Änteresse der Kranken, im Jnteresse einer mehr indi-
kat ?fißsrenden Krankenpflege sehr zu bedauern. Welche Wohl-
einen schwcrleidenden Kranken bedeutet einc arbcits-
ist ^L^e, trische, gleichmätzig heitere Pflegerinl Welche Wohltat
de„ Wlche für einen ungeduldig dic Genesung herbeisehnen-
Rra^s.^fi^uten I Welche Beruhigung sür cinen angstvoll das
dem s siWUs betretenden neuen Ankömmling oder für cinen
schu,„/Hken schweren Abschied entgegensehenden Menschen. Wie
l>ar ein Krankcr freundliches Berücksichtigen schein-
sech» Äsdeutender Wünschel Wie leidet er darunter, wenn er
^ vo>, gehetzt ihre Arbeit tun sieht. Und
" der Hospitalpflege einmal abgesehen — wie leidet der
und hocherhobenen Hauptes können unsere Parteifreunde
zu dem Volk zurückkehren; fte haben kein unwürdiges
Sptel mit den Volksrechten zu egoistischen Parteizwecksn
getrieben, sondern ihren Prinzipien getreu sich als eine
wahre bürgerliche Partei des gemäßigten Fortschritts er-
wiesen, der bei allen Entschließungen die Volksrechte als
höchstes Gesetz vor Augen schwebt. Mögen die erprobten
Streiter für die nationalliberale Sache in der parlamen-
tarischen Ruhepause Erholung von ben Strapazen der
tangen Tagung finden und neue Kraft schöpfen sür die
nächste Kampagne!
Deutsches Reich.
-— Zu dem llebergriff, den sich ein russischer
Kreuzer gegen den deutschen Dampfer „Prinz Hein-
rich" im Roten Meer ertaubt hat, schreibt die „Kölnische
Zeitung" anscheinend ofsiziös: Jn richtiger Erkenntnis
der polittschen Lage hat die deutsche Presse im allgemeinen
die Beschlagnahme der japanischen Post durch
den rnssischen Kreuzer in sehr ruhiger Weise benrteilt.
Es wtrd der Regierung indessen auch der Vorwurf ge-
macht, daß sie nicht energisch genug vorgegan-
gen und den Russen nicht gleich mit sehr scharfen Forde-
rungen entgegengetreten sei. Jn dieser Beziehung möch-
ten wir darauf hinweisen, daß heute noch n i ch t b e-
kannt ist, wie die deutsche Beschwerde in ihren Einzel-
heiten abgefaßt war, und es ist nur eine Forderung der
Gerechtigkeit, nicht eher über das angeblich unzureichende
Maß dieser Forderungen abzuurteilen, bis sie bekannt
sein werden. Wir vermuten, daß alles geschehen ist, was
nach Lage der Sache und zur Wahrung der Würde des
deutschen Reiches und der Stcherung unseres Schtffsver-
kehrs geschehen konnte. Wenn Rußland bis heute
noch nicht geantwortet hat und dies damit erklärt, daß
es selbft-noch ohne jeds Nachricht von dem Kommandantcn
des „Smolensk" sei, so liegt kein Grund vor, in diese
Angabe Mißtrauen zu setzen. Jm Gegenteil scheint aus
allen bisher veröffentlichten Meldungen hervorzugehen,
daß die „Smolensk", nachdem sie die Beschlagnahme auf
dem „Prinz Heinrich" ausgeführt, noch keinm Hafen an-
gelaufen har und somit auch noch nicht in der Lage war,
der russischen Regterung über das Geschehene Bericht zu
erstatten. Es würde aber eine zuweitgehende und
unbillige Forderung sein, wenn man von der
russischen Regierung sofortige Remedur verlangen wollte,
ehe sie in den Besitz der für ste nöfigen Grundlage eines
Berichtes ihres Schiffskommandanten gelangt ist. Wir
nehmen den Vorsall nfit der Beschlagnahme durchaus nicht
auf die leichte Schulter. Aber die Maßnahmen, die von
den russischen Dampfern gegen englische Handelsschiffe
ergriffen worden sind, sind mindestens ebenso einschneidend
un'd es ist bisher nicht bekannt geworden, daß von der
engIischen Regierung schnellere Erledi >
gung dieserDingebeantragt oderdurch-
gesetztworden sei, als von der deutschen.
Dabei ist bekannt, wie empfindlich die Engländer in sol-
chen Dingen sind. Eine ruhige Behandlung der Ange-
auf die Pflege durch eine Gemeindeschwester angewiesene
Kranke! Es ist ja bekannt, welche Arbeitslast diese Pflegerin-
nen auf sich haben, wie sie ihre Kräfte aufreiben und doch nie-
mal allcn, und doch niemals genüg Hülfe zu bringen vermö-
gen. llnsere Anstalts- und Gemeinde-Krankenpflege liegt in-
folge mangelnden Pflegepersonals — ganz besonders, was ein
individuelleres Eingchen auf den Einzelfall betrifft — an weit-
aus dcn meisten Orten noch sehr im Argen.
Dazu kommt, datz wir häufig noch völliger Verständnis-
lostgkeit, für den Wert solcher die Persönlichkeit des Kranken be-
rücksichtigender Pflege begegnen. Wir finden Krankensäle —
kein Bild, keine etwas wärmere, leuchtendere Farbe erfreut das
Auge des Liegenden, hilft ihm seine Gedanken ablenken; gelb-
weih getünchte Wände, trostlos nichtssagend und kahl. Eine
gemeinsame, jedes empfindkichere Auge verletzende Flamme er-
hellt den Raum, ohne dem Einzelnen die Möglichkeit Les Lesens
oder ähnlicher Beschäftigung bei ausreichender Beleuchtnng zu
geben. Kalt und kahl und nüchtern ist alles, was den Kranken
umgibt. Minuten in solchem Milieu verbracht, dehnen sich ihm
zu Stunden. Wohl wird er pünktlich verbunden, umgebettet,
beküstigt. Zu anderem aber ist keine Zeit, für anderes fehlt.
unseren Pflcgerinnen, wie ste heute gehalten werden, häufig
nicht nur die Muhe, sondern auch jedes Verständnis. Nur
Schwestern — darauf weist Oberin Cauer, San Remo, so warm
und eindrucksvoll hin, — die nicht auf alle eigenen Jnteressen
verzichten, behalten Verständnis auch für die Jnteressen der
Kranken; nur sie können begreifen, datz es das Kurieren, das
Fernhalten schädigender Einflüsse nicht allcin tut, sie wiffen,
welch' grohe Rolle wohltuende, erfrischende Eindrücke bei der
Genesung spielen. Dasür aber, um das zu begreifen, mutz die
Schwester menschlich genug geblieben sein, um auf allgemeine
mcnschliche Jnteressen eingehen zu können. Das Fachstmpeln
mit den Krankcn — ich nieinc damit ein uns häufig begegnend'es
Durchsprechen aller im Hospital vorkommenden Fälle und Un-
fälle, — die einzige Art der Krankenunterhaltung, die heute
viele Schwestcrn pflegen, ist eine durchaus ungeeignete, seiner
besaiteten Patienten durchaus unsympathische. Nber datz wir
legenheit kann in diesem Falle nur von Nutzen sein, und
wenn man sich dabei vor übereilten Handlungen zurück-
hält, so braucht das dem Nachdruck und Emst unserer
Reklamation keinen Abbruch zu tun. Wir glauben im
übrigen, daß der heute ungeduldige Tetl der Presse beim
Abwarten nichts verlieren wird.
— Der Reichstagsabgeordnete für Schaumburg-Lippe,
Landgerichtspräsident Deppe, ist in der Nacht znm 20,
ds. im Alter von 61 Jahren an einem Darmleiden ge-
storben. Deppe hatte sich im Reichstage dsr nafional>
tiberalen Fraktion angeschtossen.
Baden.
Karksruhe, 20. Juli. Nach den Ferien wird
eine Sitznng des Engeren Ausschusses der na-
tionalliberalen Partei Badens und im Anschluß daran
eine Sitzung des großen L a n d es a u s s ch u s s e s
einberusen werden. Daraus darf man den Schluß ziehen,
daß die Parteileitung sehr frühzeitig die Geschäfte wieder
aufzunehmen gedenkt, was im Jnteresse der Partei nur
zu begrüßen ist. Denn die durch dte Verfassungsanderung
geschasfenen neuen Verhältnisse erfordern, wie schon her-
vorgehoben, die opferfreudigste, angestrengteste Arbeit
aller fiberalen Gesinnten.
KarIsruhe, 20. Juli. Jn der ersten Sitzung des
L a n d st ä n d i s ch e n Ausschusses tegte der
Finanzminister die Rechnungen der Amortisationskasse,
des Domänengrundstockes und der Eisenbahnschuldentil-
gnngskasse sür 1903 vor. Nach seinen Ausführungen hat
das Vermögen der ersteren sich um 66 436 Mark vermin-
dert und das Grundstockskapitalvermögen der Domänen
um 1 868 000 Mark. Tie Reinetnnahmen der Eisenbah-
nen mit Main-Neckarbahn betrugen 23 267 000 Mark,
die Verwaltungskosten der Eisenbahnschuldentilgungskasse
80 196 Mark, der Bedarf an Schuldzinsen 16 635 115
Mk., an Planmäßiger Schuldentilgnng 7 088 239 Mk.,
der Bauaufwand 22 808 627 Mark. Nach der Abrech-
nung ergibt sich eine Schuldvermehrung von 13 274 064
Mark; da letztere im Vorjahre 19,8 Millionen und 1901
21,3 Millionen Mark betrug, ist immerhin im Anwachsenl
der Schuld ein etwas langsameres Tempo eingetreten;
die Gesamtschuld ist auf 110 Millionen Mark gestiegen.
— Die Z e n t r u m s f r a k t i o n hat am Dienstag
Abend auch eine Abschiedsfeier abgehalten. Bemerkens-
wert ist, wie auf derselben der Tätigkeit der Partei -
presse gedacht wurde. Jm Bericht des „Beob." lesen
wir darüber:
Abg. Gietzler toastete auf die Presse und ihre anwesendcn
Vertreter, indem er auf die hohe Bedeutung der Presse hin-
wies. Besonderen Dank zollte er dabei dem Abg. Schmidt,
der so selbstlos seine Feder in den Dienst der Presse wie der
Fraktion gestellt habc. Zum Dank wurde ihm von der Frak-
tion eine Mignonbüste mit Untergestell übcrreicht. Weiter
lobte er das gute Einvernehmen zwischcn Fraktion und Preffe,
das sich während der ganzen Session gezeigt habe. Abg.
Schmidt dankte für die Ehrung und versprach, auch ferner
seine Kraft für die Verbreitung der Grundsätze des Zentrums
in der Presse einzusetzen. Ohne die Mitarbeit der Presse könne
nichts erreicht werden.
Bei der Abschiedsfeier der nationalliberalen Frakfion
hätten sehr wohl ähnliche Worte gesprochen werden dürfen.
sie so oft als einzige Abwechslung den Kranken geboten sehen,
kcmn uns kein Wunder nehmen. Das Denken der Pflegerin-
nen bewegt sich eben allzuoft nur im engsten Kreise. Darüber
hinauszugehen, fehlt es der Mehrheit an Kraft und an Zeit.
Abgesehen davon, datz es manchen Krankenhäusern einer Schwe-
ster geradezu verübelt wird, wenn sie neben der Arbeit noch
für etwas anderes Jntereffe zn haben versucht.
Auch für die Pflegerin, so scheint mir, gilt das, was Mar-
garet Sewell in ihrem von Jeannette Schwerin übcrsetzten
trefflichen Vortrage von den Armenpflegerinncn sagt.
„Die Bedeutung der geistigen Kraft lätzt stch an der Breite
der Jntereffensphäre messen. Wir wollen diese unseren Mitar-
beitern nicht mihgönnen, noch sie für bessere Diener der Armen
(der Kranken), halten, wenn sie sich um nichts anderes küm-
mern. Ein wahrhaft kräftiger Gcist kann nicht so einseitig scin.
Je beffer die Arbeiterin ist, desto mehr wird sie sich veranlatzt
fühlen, ihr Bestes zu geben, un-d sie weih, datz ihr Bestes in der
freien Entwicklung ihres ganzen Wcsens liegt, und ihre Kraft
zu helfen daher von der Weite ihres Gesichtskreises und dem
Reichtum ihres inneren Lebens abhängig ist.
Fröhlich und stark, so bringen sie zu den Elenden den fri-
schen Luftzug einer grötzeren Welt."
Kleine Zeitung.
Hochschulnachrichten. Zum Direktor der großherzog-
lich hessischen Hofbibliothek zu D a r m st a d t ist an Stelle von
Gustav Nick der bisherige Mbliothekar dasclbst, Dr. Adols
S ch m i d t, ernannt worden. — Der Oberlehrer am königl.
Gymnasium zu Spandau, Dr. Jos. Petzoldt, habilitierte sich
an der Berliner tcchnischen Hochschule als Privatdozent
für naturwiffenschaftliche Erkenntnistheorie. — Zum crsten
Mal haben sich die Schülerinnen der gymnasialcn Abteilung
des deutschen Mädchenlvzeums in Prag der Rcife-
prüfung unterzogen. Von 11 Abiturientinnen wurden 10 für
reif erklärt. Gleichzeitig haben 13 Wiener Abiturientinnen
am Prager Kleinseitner Gymnasium die Maturitätsprüfung